Mit einer gerade einmal achtminütigen Lesung enttäuschte der Satiriker am Karfreitag. Vor allem am Unterhaltungswert mangelte es dem Format.
Kalkofes Buchlesung
Vorerst sind insgesamt 30 Ausgaben der «Nichtgedanken» geplant. Die Ausgaben zwei und drei werden am Ostersonntag und -montag um 22:00 Uhr laufen, danach erfolgt die Ausstrahlung immer montags, mittwochs und freitags gegen Mitternacht.Wenn man heutzutage im deutschen Fernsehen eine Lesung abhält, ist dies per se schon ein mutiger und ungewöhnlicher Schritt - vor allem dann, wenn es auf einem Privatsender passiert. Das zuletzt erfrischend selbstbewusste Tele 5 traut sich nach den Verpflichtungen von Oliver Kalkofe, Benjamin von Stuckrad-Barre und Peter Rütten nun sogar an das wenig prominente Thema Literatur heran, auch wenn die Umsetzung den regelmäßigen Theaterbesucher und Arte-Zuschauer wohl kaum begeistern dürfte. In
«Nichtgedanken» lässt Kalkofe nämlich an den intellektuellen Untiefen diverser Promi-Biografien teilhaben. Doch das klingt leider wesentlich amüsanter als es letztlich umgesetzt wurde...
Dabei macht das Intro noch durchaus Lust auf mehr, denn mit bedächtiger, stilvoller Musik und einem leicht altmodisch anmutenden Design suggeriert man sehr schön Seriosität und Intellektualität, wo aufgrund des banalen Inhalts der vorgetragenen Werke schlicht keine vorhanden ist. Danach sieht man den Satiriker in einem abgedunkelten Raum hinter einem Podium stehen, die Kulisse im Hintergrund bildet ein altes, mit Büchern gefülltes Regal. Er stellt kurz das Werk
Ich von Helmut Berger vor - und beginnt anschließend mit seiner Lesung.
Und ja, eigentlich ist hiermit tatsächlich bereits der Inhalt des Formats wiedergegeben, denn die restlichen sieben Minuten Sendezeit bestehen ausschließlich daraus, dass Kalkofe aus betreffendem Werk vorliest. Um hieraus überhaupt einen gewissen Unterhaltungswert schöpfen zu können, muss sich der Zuschauer also voll auf den letztlich substanzarmen Inhalt des Buches einlassen, ansonsten kann er sich das Einschalten gleich ganz sparen. Denn wer sich eine Einordnung, bissige Kommentare im Stile der «Mattscheibe» oder eine sonstige Auseinandersetzung mit dem Werk erhofft, wird leider bitter enttäuscht.
Hinzu kommt noch, dass sich der bekannte Fernsehkritiker daran versucht, Gestik, Mimik sowie den Duktus des Schauspielers nachzuahmen. Die punktgenaue Imitation gelingt ihm jedoch schon in seiner Mattscheibe häufig nicht - und auch Helmut Berger gehört nicht unbedingt zu seinen Paraderollen. Da er im Laufe der kurzen Lesung auch noch zunehmend die Konzentration zu verlieren scheint, bleibt es letztlich bei einem sehr bemühten Versuch, sein "Vorbild" ein wenig auf die Schippe zu nehmen. Es ist zu bezweifeln, dass sich diese Schwäche bei den anstehenden Biografien von Daniela Katzenberger und Bushido wirklich abstellen wird - wahrscheinlicher scheint hier fast, dass die eine oder andere Parodie völlig nach hinten losgeht.
Weh tun diese acht Minuten «Nichtgedanken» dem Zuschauer mit Sicherheit nicht, dafür ist die Umsetzung einfach viel zu nett. Und gerade dieses Urteil enttäuscht doch sehr, wenn man sich vor Augen führt, dass Kalkofe hier die vielleicht einmalige Chance bekommt, vor einem zumindest klar messbaren Publikum literarische Grausamkeiten verschiedener Prominenten genüsslich zu sezieren und sie somit der Lächerlichkeit preiszugeben. Stattdessen ist die Sendung harmlos und abgesehen von der gelungenen Optik auch wirklich inspirationsarm geraten. Es braucht keinen Oliver Kalkofe, um noch nicht einmal besonders abstruse Passagen eines wenig lesenswerten Buches vorgelesen zu bekommen - das nämlich können auch viele andere, und manche davon sogar noch deutlich besser als er. Schade um die gute Idee.