Die Fortsetzung des mäßig erfolgreichen Actionfilms von 2009 ist größer, hat mehr Sympathieträger und ist dennoch kaum besser.
Die Crew von «G. I. Joe – Die Abrechnung»
- Regie: Jon M. Chu
- Musik: Henry Jackman
- Schnitt: Roger Barton & Jim May
- Kamera: Stephen F. Windon
Spielzeugriese Hasbro will mit den großen Kindern in Hollywood am Tisch sitzen. Comicgigant Marvel ist dies längst gelungen, dank Filmen wie «Iron Man», «Captain America – The First Avenger» und «Marvel's The Avengers» zählt die Comicmarke nunmehr auch zu den erfolgreichsten Namen im Popcornkino. Vor allem aber auch zu den geachtetsten. Hasbro war dagegen bislang glückloser. Der Spielzeughersteller hat mit den «Transformers»-Filmen zwar ebenfalls massenhaft Geld eingenommen, Respekt erhielten diese dagegen weniger. Die restlichen Hasbro-Verfilmungen «G. I. Joe – Geheimauftrag Cobra» und «Battleship» ließen dann sogar aus finanzieller Sicht zu wünschen übrig. Aufgrund dessen gab Hasbro einige seiner geplanten Kinoprojekte bereits auf – an «G. I. Joe» hielt man dagegen trotz der lauwarmen Einnahmen fest, schließlich ist die mit dem Film beworbene Spielzeuglinie doch schon seit Jahrzehnten einträglich und könnte mit genügend Hollywood-Trara noch dichter an die allgegenwärtigen Transformers-Actionfiguren heranrücken.
Wenn mittelmäßig einträgliche Filme eine Fortsetzung erhalten, werden die Produzenten (in diesem Fall Lorenzo di Bonaventura und Brian Goldner) im Normalfall knausrig, was üblicherweise nach hinten losgeht. Die Geldschieber hinter «G. I. Joe – Die Abrechnung» dagegen hatten Einsehen, dass man mit einem Sparkurs keine neuen Zuschauer gewinnen kann, und pfefferten rund 185 Millionen Dollar für das Actionspektakel raus. Zudem wurde vor der Kamera für mehr Starpower gesorgt: Mit Dwayne „Die wandelnde Franchise-Frischespritze“ Johnson («Fast Five») und Bruce Willis wurden zwei Action-Charmebolzen heran gekarrt, die mit trockenem Witz ganz routiniert als Sympathieträger fungieren und dem wirtschaftlich kalkuliertem Stück Kino einen Hauch Seele einverleiben – wenngleich es im Fall von Bruce Willis nur für eine sehr begrenzte Leinwandzeit genügt hat.
Zumindest auf dem Papier klingt es auch viel versprechend, dass die Autoren der gelungenen Zombie-Actionkomödie «Zombieland» für das Drehbuch engagiert wurden. Das Ergebnis lässt allerdings entweder vermuten, dass Rhett Reese und Paul Wernick beim Schreiben eine denkbar schlechte Phase hatten oder mit Anweisungen seitens Studio und Produzenten bombardiert wurden. Denn die Story von «G. I. Joe – Die Abrechnung» ist unkonzentriert, spannungsbefreit und von wenigen Szenen abgesehen auch arm an Witz. Erschwerend kommt hinzu: So flach und (gewollt) trashig der Komplott der Schurken sein mag, «G. I. Joe – Die Abrechnung» läuft mit seiner Figurenstaffage Gefahr, Zuschauer zu verwirren, die sich bislang nicht mit dem Franchise befassten.
Deshalb sei der Plot an dieser Stelle sicherheitshalber kurz angerissen: Der im Schatten agierenden Terrororganisation Cobra gelang es, den US-Präsidenten (Jonathan Pryce) zu überwältigen und festzuhalten, so dass Verwandlungskünstler Zartan (Arnold Vosloo) dessen Position übernehmen kann. Mit der so ergaunerten politischen Macht ordnet Zartan sowohl die Befreiung des eingekerkerten Cobra Commanders (Luke Bracey) an als auch die Auslöschung sämtlicher Mitglieder der US-Elitetruppe G. I. Joe. Die Joe-Truppe rund um Roadblock (Dwayne Johnson), Scharfschützin und messerscharfe Beobachterin Lady Jaye (Adrianne Palicki), Flint (D. J. Cotrona) und Duke (Channing Tatum) etwa wird während eines Einsatzes in Pakistan in einen Hinterhalt gelockt. Doch einige überleben und gehen dem Hinterhalt nach … Derweil gehen die Ninjas Snake Eyes (Ray Park) und Jinx (Elodie Yung) in Japan einer Verschwörung auf den Grund, an der Cobra-Verbündeter Storm Shadow (Lee Byung-hun) beteiligt gewesen sein soll ...
Von «G. I. Joe – Die Abrechnung» würde selbstredend niemand erwarten, eine anspruchsvolle, ausgearbeitete Story zu erhalten. Doch ganz gleich, wie hohl und explosiv ein Film sein soll, wenn die Handlung mitreißend ist und Spaß macht, profitiert natürlich auch die Action davon. Und deswegen darf sich auch diese Big-Budget-Produktion nicht mit ihren Selbstansprüchen entschuldigen, wenn Channing Tatums Rolle nichts leistet und ihr Ausscheiden aus der Story dennoch beklagt werden soll oder die ausführlichen Japan-Sequenzen zwar schmuck aussehen, man als Zuschauer jedoch vor der Leinwand sitzt und sich denkt: „Ja … und? Muss mich das interessieren? Können wir nicht zurück zu Dwayne Johnson und dem Komplott um den Präsidenten?“
Das Füllmaterial zwischen den Actionsequenzen geht in «G. I. Joe – Die Abrechnng» selten auf, zu dünn bleiben dafür die Charakterisierungen und zu unausgegoren das Timing. Regisseur Jon M. Chu («Justin Bieber: Never Say Never») weiß zwar, worauf sein Publikum steht und bringt Explosionen, riesige Panzer, Ninja-Verfolgungsjagden, Frauen in sexy Kleidung und Bruce Willis' riesiges Waffenarsenal in Position, aber dies mit ungenügendem Schwung und zu wenig wirkendem Bombast. Obwohl in den Actionszenen dauernd irgendetwas passiert und man sieht, wo die 185 Millionen Dollar Budget hingingen, „spürt“ man als Kinogänger nicht die hinter all dem Spektakel liegende Power. Wenn die ultrahochpolierte, temporeiche Inszenierung von Michael Bay einen Film retten würde, sagt das allerhand über das fertige Produkt aus.
Zumindest lässt sich jedoch positiv anmerken: «G. I. Joe – Die Abrechnung» ist tonal ausgewogener als der mit futuristischen Gadgets um sich schmeißende, rund um die Schurken ein Drama spannen wollende erste Teil. Und dank Johnson & Willis hat dieses Sequel mehr Energie als der unterkühlte Vorläufer. Um einen weiteren «G. I. Joe»-Film zu rechtfertigen genügt dies allerdings nicht.
«G. I. Joe – Die Abrechnung» ist ab dem 28. März 2013 in vielen deutschen Kinos zu sehen – sowohl in 2D als auch in 3D.