Die Bundesliga hat die Rechte für den Hörfunk-Bereich vergeben – und da gibt es im Web-Bereich eine Überraschung.
Über 90elf
Regiocast Digital ist Veranstalter von Deutschlands Fußball-Radio 90elf. Der Sender überträgt aktuell kostenlos im Internet und im Digitalradio alle Spiele der 1. und 2. Bundesliga live und in voller Länge, den DFB-Pokal, sowie Spiele der Champions League und Europa League. Die Übertragungsrechte der Bundesliga in den Spielzeiten von 2013/2014 bis 2016/2017 sind vergeben: Die Bundesliga hat diese den ARD-Radios und Sport1 anvertraut. In der zweiten Ausschreibungsrunde erhielt die ARD die Zuschläge für die Pakete "Audio Broadcast" und "Audio Erweiterungspaket". Das Erweiterungspaket beinhaltet auch Zugangsrechte in den Stadien, etwa um Hörfunkinterviews in der Mixed-Zone zu führen.
Die Rechte am Paket „Audio Netcast“ hat sich etwas überraschend Sport1 gesichert – das Fußballradio 90elf geht somit also leer aus. Während das Broadcast-Paket das Senden im klassischen UKW-Bereich erlaubt, beinhaltet das „Netcast“-Paket die nationalen Audio-Verwertungsrechte für Web und Mobile. Berichtet werden darf 90 Minuten lang über jedes Einzelspiel oder auch in Konferenz. Nicht Gegenstand der Ausschreibung waren die nicht-exklusiven Rechte für eine kurze Audio-Berichterstattung über ausgewählte Spiele. Diese werden im Nachgang mit interessierten Marktteilnehmern verhandelt.
90elf hatte sich in den vergangenen fünf Jahren einen guten Namen im Bereich der Fußball-Berichterstattung gemacht. „Wir sind natürlich unendlich enttäuscht über diese Entscheidung!“, erklärt Florian Fritsche, Geschäftsführer des 90elf-Betreibers Regiocast Digital, in einer ersten Reaktion. „Wir haben in den zurückliegenden Wochen gekämpft wie die Löwen, haben eine überzeugende Bewerbung abgegeben und sind bei unserem Gebot an die Grenzen des wirtschaftlich Machbaren gegangen. Wir können mit erhobenem Haupt vom Platz gehen auch wenn wir dieses ‚Spiel‘ verloren haben. 90elf ist eine starke Marke mit einem großen Wert, auch ohnedie Bundesliga-Live-Rechte“, so Fritsche.
An die 90elf-Hörer gerichtet, sagte der Radiomacher: „Wir haben ein tolles Produkt entwickelt, das mehrfach ausgezeichnet wurde und bis heute wirtschaftlich auf gesunden Beinen stand. Auf dieser Grundlage und unserer inzwischen umfangreichen Erfahrung haben wir ein echtes Geschäftsmodell entwickelt. Wir wissen sehr genau, welche Summen refinanzierbar sind und ab wann es nur noch strategische Gebote sind“, erklärt Fritsche. Wie es mit 90elf weitergeht, ist derzeit noch unklar. Man wolle die Zeit bis zum Ende der Saison nutzen, um sich über die Zukunft von 90elf Gedanken zu machen, hieß es am Dienstagmittag.
Unklar ist derweil auch noch, wie Sport1 den Erwerb der Rechte nutzen möchte. Der Sender ist übrigens derzeit sehr aktiv, um den Verlust der IPTV-Rechte (mit dem die Schließung von Liga total! einhergeht), irgendwie auszubügeln.
Kürzlich wurde bekannt, dass die Redaktion die Spielzusammenfassungen für den Axel Springer Verlag machen darf. Unter anderem bei Bild.de wird ab Sommer online über die Fußballpartien der Bundesligen berichtet. Olaf Schröder, Chefredakteur und Programmchef von Sport1, sagt: „Mit dem Erwerb der Audio-Verwertungsrechte Web und Mobile bauen wir unser digitales Portfolio weiter aus. Ab der neuen Saison erreichen wir unsere Zuschauer und User auch über Radio – neben Free- und Pay-TV, Online und Mobile. Mit unserer renommierten redaktionellen und digitalen Kompetenz bieten wir das Premium-Produkt Bundesliga den Fußballfans auf allen medialen Verbreitungswegen.“
Bei der ARD bleibt derweil alles beim Alten: Der Verhandlungsführer der ARD, WDR-Hörfunkdirektor Wolfgang Schmitz, ließ sich am Dienstag wie folgt zitieren: "Wir freuen uns sehr, dass wir unseren Hörerinnen und Hörern auch in den kommenden vier Spielzeiten die Fußball-Bundesliga in den Hörfunkwellen der ARD live präsentieren können. Kaum ein Medium vermag es, Fußball so packend und so emotional zu vermitteln wie das Radio. Die DFL hat das offenbar auch so gesehen. Gut, dass wir im Interesse unseres großen Publikums die bewährte Zusammenarbeit mit der Liga fortsetzen können."