Ein junger Afghane ist in den frühen Morgenstunden auf einer Wiese verbrannt. Die Leipziger Kommissare nehmen die Ermittlungen auf.
Inhalt:
Hauptkommissar Andreas Keppler, gerade am Leipziger Flughafen gelandet, wird von seiner Kollegin Eva Saalfeld auf direktem Weg zu einem Tatort gerufen. Ein junger Afghane ist in den frühen Morgenstunden auf einer Wiese verbrannt. Die Kommissare entnehmen den Ausweispapieren, dass es sich um Arian Bakhtari handelt, der Hochfrequenzphysik an der Universität Leipzig studierte. Als sie sehen, dass ganz in der Nähe die Halle eines Deutsch-Afghanischen Freundschaftsvereins abgebrannt ist, nehmen sie auch dort die Ermittlungen auf. Die Kommissare finden heraus, dass der Tote noch vor kurzem für den Vermieter der Halle, den Spediteur Norbert Müller, gearbeitet hat. Er wurde entlassen, weil er sich an der Ladung, die Müller über den Leipziger Flughafen an deutsche Einrichtungen in Afghanistan transportiert, zu schaffen machte. Die Kommissare fragen sich, ob Arian die Halle angezündet hat, um sich an Müller zu rächen, und sich dabei versehentlich selbst tötete. Auch Müllers Tochter Mette hatte Kontakt zu dem toten Arian.
Er hat ihr geholfen, ihren afghanischen Freund Deniz Ghubar illegal nach Deutschland zu schleusen. Mette ist verzweifelt auf der Suche nach Deniz, der seit dem Brand verschwunden ist. In der abgebrannten Halle stoßen die Kommissare auf Reste eines großen Haschischlagers. Die Spur führt die Kommissare zur Tante des Verbrannten, Jamila Nazemi, die allerdings bestreitet, etwas von diesem Lager gewusst zu haben. Als die Kommissare im Studentenwohnheim von Arian die Hülle einer Signalrakete entdecken, nimmt der Fall eine neue Dimension an.
Darsteller:
Simone Thomalla («Ein Fall für den Fuchs») als Hauptkommissarin Eva Saalfeld
Martin Wuttke («Inglorious Basterds») als Hauptkommissar Andreas Keppler
Maxim Mehmet («Unsere Mütter, unsere Väter») als Kriminaltechniker Menzel
Sylvester Groth («Inglorious Basterds») als Norbert Müller
Haley Louise Jones als Mette Müller
Anatole Taubmann («Die Säulen der Erde») als Olaf Böhm
Kostja Ullmann («Die Tore der Welt») als Deniz Ghubar / Arian Bakhtari
Kritik:
Immigrantendrama meets Terrorismusplot – sicherlich kein einfacher Ausgangspunkt für den allsonntäglichen «Tatort». Drehbuchautor Holger Jancke entschied sich für die richtige Herangehensweise und erzählt diesen gesellschaftlich relevanten Stoff ohne Anbiederung und unter völliger Vermeidung des Melodrams. „Schwarzer Afghane“ (Regie und Kamera: Thomas Jahn) kommt ohne schwachsinnige Turteleien aus, ohne Stammtischparolen, ohne tendenziöse Verklärungen auf eine „einfachere“ Gesellschaft.
Von der gesamten Folge geht ein ständiges Beklemmungsgefühl aus, eine stets latent vorhandene Atmosphäre der Bedrohung dominiert den Ton. Der stimmige Spannungsaufbau sorgt für die Zuspitzungen zu den richtigen Zeitpunkten, die Plot-Twists sitzen.
Anders als der Schweiger-«Tatort» begibt man sich hier jedoch nicht in ausufernde Explosionen und lange Action-Sequenzen. Im konzeptuellen Zentrum steht hier die Arbeit der beiden Ermittlerfiguren Saalfeld und Keppler. Auf der zweiten Ebene werden die hintergründigen gesellschaftlichen Probleme angegangen: die Gefahr terroristischer Anschläge und wie eine Gesellschaft damit umzugehen hat, sowie das Drama der Heimatlosigkeit, bzw. Immigration. Stellenweise wünscht man sich vor allem bei letztgenanntem Untersuchungsfeld ein wenig mehr Screen-Time und dafür den einen oder anderen Sub-Plot, mag er noch so nett geschrieben sein, weniger.
Sicherlich: ein Luxusproblem. Denn der stimmige Spannungsaufbau, die selten unrealistische Atmosphäre sowie der Mut zur Ernsthaftigkeit und die damit gleichzeitig verbundene Abkehr von melodramlastigen Versatzstücken schaffen einen der bisher besten «Tatorte» des Jahres. Denn auch die szenische Umsetzung und die darstellerischen Leistungen können ausnahmslos überzeugen.
Das Erste zeigt den «Tatort: Schwarzer Afghane» am Sonntag, 17. März 2013 um 20.15 Uhr.