Das Erste zeigt einen rätselhaften Mord und die letzte Überlebende aus einer Zeit in schwarz und weiß.
Story
Mit ihrem liebevoll geführten Trödelladen erscheint Katharina Wallner wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Nur Liebhaber alter Filme stöbern noch gelegentlich in ihrem reichhaltigen Sortiment – bestehend aus Filmplakaten, Aushangfotos und verstaubten Requisiten. Nun setzt der neue Hauseigentümer Heinz Ortner alles daran, ihr zu kündigen, denn er will das Gebäude luxussanieren. Da der Vorbesitzer ihr einen lebenslangen Mietvertrag ausgestellt hat, versucht Ortner die Mieterin mit Hilfe des Hausmeisters Ernst Schlenzer und heimtückischen Schikanen rauszuekeln.
Eines Nachts wird Katharina überraschend von ihrer mondänen Schwester Hannah Laval besucht, zu der sie seit über 40 Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Hannah ist todkrank, ihr bleibt nicht mehr viel Zeit. Dennoch ermutigt sie Katharina, in ihrem Kampf gegen den Hausbesitzer nicht einfach aufzugeben. Am nächsten Morgen liegt Ortner mit eingeschlagenem Schädel im Treppenhaus. Ist er in betrunkenem Zustand zu Tode gestürzt oder wurde nachgeholfen? Ortners Geliebte Mirjana besitzt ein triftiges Motiv: Sie hatte eine heftige Auseinandersetzung mit ihrem Gönner. Kommissar Graumann lernt bei seinen Ermittlungen auch Katharina kennen, deren Filmleidenschaft er teilt. Schon bald verdächtigen er und sein Assistent Thomas Velocek die mysteriöse Hannah, doch Katharina versucht ihre Schwester aus allem herauszuhalten. Schließlich macht Graumann eine Entdeckung, die selbst den erfahrenen Polizisten maßlos verblüfft.
Darsteller
Christiane Hörbiger («Schtonk!») als Katharina Wallner
Maresa Hörbiger («Romy») als Hannah Laval
August Zirner («Wut») als Franz Graumann
Simon Schwarz («Die Siebtelbauern») als Ernst Schlenzer
Cornelius Obonya («Das Glück dieser Erde») als Thomas Velocek
August Schmölzer («Hannas Entscheidung») als Heinz Ortner
Edita Malovcic («Es kommt noch dicker») als Mirjana Bogdanovic
Stella Butz als Lena Bogdanovic
Stephan Paryla-Raky als Herr Pichl
Peter Raffalt als Oberst Dirka
Kritik
Mit «Meine Schwester» inszeniert Regisseur Sascha Bigler einen ungewöhnlichen Film, der nicht nur die Protagonistin in einer Traumwelt zeigt – sondern auch die Zuschauer in eine ebensolche zu entführen versucht. Biglers Debüt im Spielfilmwesen ist bereits seit zwei Jahren im Kasten, wobei die Zeit zwischen Dreh und Ausstrahlung weniger erstaunlich scheint, als die familiäre Bindung in Cast und Crew. Mag so mancher Filmemacher behaupten, dass ein Set zusammenwachse, lässt sich die Nähe im Fall von «Meine Schwester» einfach per Stammbaum nachweisen. Mit Christiane und Maresa Hörbiger standen für ihn Mutter und Tante in den Hauptrollen vor der Kamera. Dass Bigler, zusammen mit Axel Götz auch als Autor für das Werk verantwortlich, den renommierten Schwestern die Handlung auf den Leib schneiderte, ist dann auch unverkennbar.
«Meine Schwester» kommt als Kriminalgeschichte daher – und entpuppt sich als vergnügliche Überzeichnung von Gut und Böse, welche die Rückerinnerung an den deutschsprachigen Film der 1950er und 1960er Jahre nicht nur als inhaltliche Grundlage gebraucht, sondern in die Umsetzung des Werks an sich mit einfließen lässt. Authentizität strahlt der Film in dieser Beziehung auch dadurch aus, dass Christiane Hörbiger selbst Teil dieses aussterbenden Teils der Filmgeschichte ist.
Dabei macht Sascha Bigler nicht den verlockenden Fehler, diese cineastische Epoche romantisch zu verklären, sondern stellt ihre Vergänglichkeit und ihr gegenwärtiges Nischendasein in den Mittelpunkt. So gestaltet sich «Meine Schwester» auch nicht als zähe Kost für eine müde Publikumsgeneration, deren Fernsehkonsum seit Aufschaltung des Zweiten Deutschen Fernsehens keine Anpassung an moderne Zeiten mehr erfahren hat, sondern ist auch für jüngere Zuschauer ohne thematische Berührungspunkte interessant.
So ist damit zu rechnen, dass der Film gerade bei manch weichgekochtem Freund alltäglicher Abendunterhaltung im öffentlich-rechtlichen Programm auf weniger Gegenliebe stoßen könnte, als er verdient hat. Die Auflösung der Handlung mag für einige Rätselfans zu weit hergeholt sein – wer dann noch geerdete Kriminalistik und realitätsnah konstruierte Polizeirollen sucht, wird endgültig verzweifeln. Doch schlussendlich passt auf einen Topf Absurdität nur ein absurder Deckel – daher macht der Film vieles richtig, auch wenn der Sprung über die Hürde kurzweiliger Unterhaltung misslingt, weil die spannenden Ent- und Verwicklungen der Figuren im Korsett eines 90-Minuten-Films ersticken.
Das Erste strahlt «Meine Schwester» am Donnerstag, den 21. Februar 2013, um 20.15 Uhr aus.