Der Sender für Menschen im "goldenen Alter" macht im Internet kaum auf sich aufmerksam. Spricht dies für mäßige Quoten? Oder ist Sat.1 Gold ein stiller, großer Erfolg?
Einen Monat ist der neue Free-TV-Kanal Sat.1 Gold nun auf Sendung. Und hört sich der durchschnittliche, werberelevante Fernsehnutzer um, könnte er glauben, dass dieser Senderstart ziemlich bescheiden ablief. In unserem Quotenmeter.de-Forum etwa brachte es der Diskussionsfaden zum Sender auf solide fünf Seiten, eigenständige Threads zu Formaten des kleinen Privatsenders existieren bislang nicht – RTL Nitro zählte nach seinem ersten Sendemonat sieben Seiten im Hauptthread und mehrere eigene Diskussionsthemen zu diversen Sendungen, die bei RTL Nitro ausgestrahlt wurden. Auf Facebook hat der Jüngling im Free-TV-Portfolio von ProSiebenSat.1 mäßige 1.236 „Gefällt mir“-Angaben – und wann haben Sie, liebe Leserinnen und Leser, eigentlich mal im privaten Umfeld über den Sender gesprochen?
Jedoch sind auch in unserer mehr und mehr von Social Media geprägten Medienwelt solche Statistiken nicht das unfehlbare A und O. Da die Kernzielgruppe von Sat. Gold, Frauen im Alter von 46 bis 64 Jahren, weniger webaffin ist als die deutlich jüngere, männliche Zielgruppe von RTL Nitro durfte man schlicht keinen solchen Internet-Buzz erwarten. Einzig und allein die Einschaltquoten zählen, und da steht der Sender für Zuschauerinnen und Zuschauer „im besten Alter“ dem von RTL Nitro gebotenen „Fernsehen für Helden“ in Nichts nach: Beide Sender generierten in ihrem Startmonat bei den 14- bis 49-Jährigen einen durchschnittlichen Marktanteil von 0,3 Prozent. Der Spitzen-Tagesmarktanteil lag bei beachtlichen 0,7 Prozent und in der sendereigenen Zielgruppe brachte es Sat.1 Gold im Monatsschnitt laut eigenen Angaben auf 0,4 Prozent.
Eine weitere Parallele, die man zwischen dem jüngstem Mitglied der frei empfangbaren RTL-Familie und Sat.1 Gold ziehen kann: Die Daytime holt im Regelfall stärkere Zahlen als die Primetime und zieht somit den Tagesmarktanteil nach oben. So erzielen das Ernährungsmagazin «Gesund & lecker» ab 11.40 Uhr bis zu 1,0 Prozent und «Richterin Barbara Salesch» ab 17 Uhr bis zu 1,5 Prozent Marktanteil – konstant ist dieser Wert wohlgemerkt nicht, an anderen Tagen bleibt die Gerichtsshow zuweilen bei 0,2 Prozent insgesamt und 0,0 in der Zielgruppe hängen.
Aber womit punktet Sat.1 Gold in der Primetime? Zu den schwächeren Gliedern des Primetimeprogramms gehören die Wiederholungen von Ulla Kock am Brinks «Die perfekte Minute»: In den vergangenen drei Wochen lief die Gameshow mit 0,1 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen am Dienstagabend konstant klar unter dem Senderschnitt, «Gräfin gesucht» tat sich im Anschluss an die Unterhaltungssendung sehr schwer und auch mit einer anderen Show schaffte es Sat.1 Gold nicht, den Senderschnitt zu erreichen: Montags erwies sich «Clever – Die Show, die Wissen schafft» immerhin aber als solider 0,2-Prozent-Garant.
Wachsenden Erfolg verzeichnet dagegen das für Sat.1 Gold produzierte Magazin «SchicksalsAkte». Fanden am 23. Januar noch maue 0,1 Prozent der 14- bis 49-Jährigen zu Ulrich Meyers Primetimeformat, steigerte es sich am 6. Februar auf 0,3 Prozent, ein Wert, der am 14. Februar wiederholt werden konnte. Dank eines sehr guten Audience Flows sind der anschließend auf dem Programm stehenden «GesundheitsAkte» sogar bis zu 0,6 Prozent gewiss. Generell scheint das Gold-Publikum sehr wissbegierig: «Wunderwelt Wissen» und «Süddeutsche TV Thema» holen ebenfalls überdurchschnittliche Werte.
Die größten Hits sind aber im Fiction-Bereich zu verbuchen: «Die Rache der Wanderhure» bescherte Sat.1 Gold zum Senderstart 1,9 Prozent und die Serien «Alles außer Sex» und «Mit Herz und Handschellen» bringen es auf bis zu 0,8 Prozent. Da das ProSiebenSat.1-Archiv noch zahlreiche weitere frauenaffine Serien bietet, sollte auch künftig für gute Quoten gesorgt sein. Aber wichtiger dürfte der steigende Zuspruch für die neu produzierten Ulrich Meyer-Magazine sein. Denn ewig kann sich Sat.1 Gold wohl kaum mit Sat.1-Wiederholungen über Wasser halten. Aber sie verhalfen zu einem starken Senderstart – und sowas ist ja bereits Gold wert.