Stefan Kügel spielt die Hauptrolle in der neuen Familiensitcom des BR – auch Katharina Abt mit einer Hauptrolle.
Inhalt:
Norbert Speckner ist der Held der neuen Familiensitcom des Bayerischen Rundfunks. "Held" deshalb, weil er sich als Franke getraut hat, freiwillig seinen Lebensmittelpunkt nach Oberbayern zu verlegen. Dort lebt er mit seiner Frau Inge und seinen zwei Kindern, Jasmin und Tomtom, und betreibt eine kleine Autowerkstatt - leider meist hart an der Liquiditätsgrenze. Inge arbeitet als Kosmetikerin am Münchner Flughafen und hat natürlich einen Kosmetikstuhl zu Hause, wo sie gekonnt die ein oder andere Nachbarin verschönert. Tomtom pubertiert vor sich hin und Jasmin fühlt sich, obwohl erfolgreiche Jung-Bankerin, immer noch sehr wohl im Hotel Mama.
Die Liebe zu seiner Inge ist so groß, dass Norbert tapfer alle Unverschämtheiten seiner 'geldigen' Münchner Schwiegermutter Regine Angermeier wegsteckt. Diese hätte sich für ihre Tochter "was Besseres" gewünscht und war immer strikt gegen den ölverschmierten Autoschrauber aus Franken.
Norberts bester Freund heißt "Zwitscher". Er ist ohne festen Beruf, Paradiesvogel und Vorstadtstrizzi. Sein ganzer Stolz ist eine Harley, die man aber mehr in Norberts Werkstatt als auf der Straße sieht. Wo Freund Hassan, ein Subunternehmer für Tiefkühlkost, herkommt, weiß niemand so genau. Er ist arabischer Herkunft, arbeitet für drei und spricht besser bayerisch als seine Freunde. Außerdem ergeht er sich gern in intellektuell-skurrilen Zitaten. Treffpunkt und Wohnzimmer der Troika ist Norberts Autowerkstatt, denn nur dort kann man noch ungestört männlich sein!
Darsteller:
Katharina Abt («Der Bulle von Tölz») als Inge Speckner
Stefan Kügel («Kanal fatal») als Norbert Speckner
Veronika von Quast («Kanal fatal») als Regine
Romy Viehweger als Jasmin Speckner
Jakob Englmaier als Tomtom Speckner
Dieter Landuris («Ein Fall für den Fuchs») als Zwitscher
Ercan Karacayli («Franzi») als Hassan
Kritik:
Vor allem von der ersten Folge der «Speckners» geht etwas unangenehm Volkstümlich-Anbiederndes aus. So, als ob man da stehen geblieben wäre, wo Peter Steiners «Stanglwirt» vor 20 Jahren aufgehört hat. Es riecht nach Alt-Herren-Dramaturgie, die vollkommen daran scheitert, authentische Dialoge für die jüngeren Figuren zu schreiben, und den Witz am Lokalkolorit darin sieht, die fränkische Speckner-Familie zum Frühstück Unmengen an Rostbratwürsten verzehren zu lassen.
Zu weiten Teilen bietet uns der Bayerische Rundfunk eine Art narrative Parallelwelt, in der die dramaturgischen Innovationen der letzten drei Jahrzehnte nie stattgefunden haben. Insbesondere so manche als Punchline gedachte Zeilen sind in diesem Sinne durchaus beachtlich. Etwa der folgende Schlagabtausch zwischen dem bodenständigen, ölverschmierten Pater familias und seiner Schickimicki-Schwiegermutter: „Ich hab' noch fränkisches Rauchbier.“ – „Ich rauch' doch schon seit Jahren nicht mehr.“
Auch sehr schön: „Das war jetzt nicht dein Ernst.“ – „Der Ernst war dein Vater und liegt leider seit Jahren auf dem Ostfriedhof.“ Mega-Gags, mit denen heute allenfalls noch Fips Asmussen sein komatöses Publikum belustigen kann.
Doch zwischen all den Volkstümeleien gibt es kleine Lichtblicke. Wenn die Situationskomik ab und an mal funktioniert oder wenn man, wie in der zweiten Folge der Serie, ein relevanteres Thema angeht als die alten Hirngespinste vom vermeintlich betrogenen Ehemann, an denen sich die erste Folge vollkommen ermüdend abarbeitet: Zwei hegen Inge und Norbert dagegen den Verdacht, ihr Sohn könnte homosexuell sein – für einen „echten Mann“ wie Norbert und seine kleinbürgerliche Gattin natürlich der Untergang. Zwar bleibt der Duktus auch hier durchgehend zu archaisch, für das interessante Thema zu klamaukhaft und humoristisch meist wenig feingeistig; doch immerhin gibt es einen Plot abseits der abgehalfterten Sitcom-Verwertungskette.
Ein netter Ansatz ist natürlich auch der Versuch, ein multikulturelleres (und damit realistischeres) Bayern zu präsentieren, als das in den meisten komödiantischen Produktionen aus dem Freistaat der Fall ist: Hassan, der in Norberts Garage ein und aus geht, ist in Freising geboren, allerdings marokkanischer Herkunft, was ihn mit seinen Freunden, so zumindest die zweite Ebene, in einen Konflikt um seine Identität bringt. Doch leider bleibt all das Potential nahezu völlig ungenutzt. Drehbuchautor und Regisseur Georg Weber belässt es bei Oberflächlichkeiten und konzentriert sich auf den infantilen Lokalklamauk. Nette Grundideen verpuffen in diesem dramaturgischen Reaktionismus vollkommen.
Das überdrehte, volksbühnenartige Spiel des Casts verschärft noch den Eindruck, den man von Plots und Figuren schon bekommen hat: «Die Speckners» ist eine Serie, die so erzählt, wie es vor 30 Jahren aus der Mode gekommen ist. Ein Format wie eine angebrannte Rostbratwurst.
Der Bayerische Rundfunk startet «Die Speckners» am Freitag, 15. Februar 2013, um 22.00 Uhr.