Stefan Raab wird Talkmaster bei ProSieben. Wird der gelernte Metzger nun aus dem Sender seinen Alterswohnsitz basteln, oder werden ihn Joko und Klaas irgendwann verjagen?
Stefan Raab hat für das deutsche Fernsehen große Verdienste geleistet. Er hat Dieter Bohlen nicht nur einmal in den Hintern getreten. Vielmehr ist selbst Matthias Opdenhövel ein Verdienst von Stefan Raab. Nach «Hast Du Töne?» hätte man bei diesem guten Moderator fast nicht mehr an ein Comeback geglaubt. Ein wenig wirkt Raab damit wie der Pate von ProSieben. Kein schlechtes Bild und Herrn Raab dürfte diese Bezeichnung sogar irgendwie gefallen. Bei seinen Anwälten ist Vorsicht geboten. Wer steht noch neben Raab? Schmidt ist längst im Exil bei Sky, Gottschalk seine große Show los und bestenfalls Jauch spielt noch in seiner Liga.
Neben «Schlag den Raab» hat Stefan aber keine wirklichen Schlachtfelder mehr. Er hat Europa mit Lena erobert und könnte es jetzt bestenfalls noch in den USA versuchen. Mit Joey Kelly über den Atlantik segeln. Er würde es wahrscheinlich schaffen. Ich bin mir sogar sicher. Nur was tut er jetzt? Die Prunksitzung ist wohl eher eine Liebeserklärung an seine Heimat und für die Breite der TV-Zuschauer kein großer Wurf. Der neue Polit-Talk scheint ihm da schon eher am Herzen zu liegen. Er will junge Leute für politische Themen begeistern. Peer Steinbrück lehnt ihn schon vorsichtshalber für das Kanzlerduell als Fragensteller ab. Warum? Weil Raab Entertainer ist und somit die Politik im öffentlichen Zuschauerauge nicht zu ihm passen darf. Diese Regel will Raab brechen. Er will die Quote und daran müssen sich dann spätestens seine Kritiker messen.
Nur warum Politik? Nicht einmal Harald Schmidt würde eine politische Talkshow so schnell moderieren wollen. Viel zu viel Laune macht doch die Unterhaltung. Geht es Raab hier also wirklich nur um das Projekt? Junge Leute für Politik begeistern? Man mag es bei seinem Ego kaum glauben. Vielmehr ist es wohl auch sein Weg in die eigene Zukunft. Was macht er bei und nach sinkenden Marktanteilen von «TV total»? Diese Show kann nicht alle Ewigkeiten wie einst Johnny Carson laufen. Schon jetzt trifft ProSieben mit Joko und Klaas Vorsorge, weil der heilige Stuhl von Stefan irgendwann vakant sein wird. Was soll der gute Raab dann tun? Sich auf die Shows zurückziehen? Die Events sind jetzt schon abgenudelt und Joey Kelly darin ein Treppenwitz. Es bliebe «Schlag den Raab» als eine eigene Form von «Wetten, dass..?» .
Was bleibt? Entweder schafft es Stefan Raab wirklich ProSieben mit dem drögen Thema Politik zu verbinden, oder er müsste irgendwann wirklich den Sender wechseln. Ewig kann er nicht mehr den Hampelmann machen. Vielmehr hat er schon jede gute Idee für einen Einspieler umgesetzt. Bei der ARD hat er mit seinem Song Contest auf jeden Fall sicher keine verschlossenen Türen gebaut. Das Alter hat er mittlerweile ebenfalls und die öffentlichen Personen haben ebenfalls keine große Angst mehr vor ihm. Die meisten Promis durften längst auf den Wok und sind dankbar für einen Auftritt beim Metzger. Wahrscheinlich wäre es Raab nicht genug. Eine einfache Talkshow zu gesellschaftlichen Themen in der ARD? Mit Musik und Prominenten? Das wäre zu wenig.
Wahrscheinlich? Wahrscheinlich schafft es Stefan doch wieder einmal selbst mit Politik junge Leute an den Schirm zu holen. Das Image von ProSieben ein wenig zu ändern und sich selbst einen neuen Platz im Sender zu bauen. Im Endeffekt könnte man ProSieben auch schon in Raab TV umbenennen. Dagegen dürften dann aber spätestens Joko und Klaas Einspruch einlegen und ihn aus dem Haus jagen. Spätestens an dem Tag wird er dann für arte als anerkannter und verdienter Showmaster über den Atlantik segeln. Natürlich mit Joey Kelly im Boot und Bandenwerbung auf jedem Eisberg.
Raab halt.
Ihr
Rob Vegas
17.02.2013 10:00 Uhr
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Rob Vegas