Seit Wikileaks und der Piratenpartei ist Transparenz das neue Zauberwort in den Gesellschaften unseres Planeten. Politiker stolpern darüber, Unternehmen müssen transparenter werden und das Fernsehen hat ebenfalls ein Problem damit.
Der neue Rundfunkbeitrag erhitzt die Gemüter. Zahlen? Wofür? Und warum muss es gleich so viel sein? Ich schaue doch gar keinen «Musikantenstadl»! Das Volk ist genervt und sieht hinter dem veränderten Beitrag Abzocke. Das Fernsehen dagegen kann und will die Aufregung nicht verstehen. Vielmehr rettet man sein Geschäftsmodell für die kommenden Jahre mit der Gebühr.
Fernsehen ist eine sehr subjektive Angelegenheit. Jeder schaut anders in die Glotze. Manche Mitbürger haben die olle Flimmerkiste auch längst aus dem Fenster geworfen und bedienen sich im Netz. Ich selbst schaue die «Tagesschau» immer seltener, doch dafür nutze ich die App täglich. «Dschungelcamp» wird vom neuen Rundfunkbeitrag nicht finanziert. Trotzdem schauen es Millionen Menschen. Wofür zahlt man also? Man zahlt für einen öffentlichen Apparat. Ich möchte ARD und ZDF, Phoenix und das Radio nicht missen. Seien wir ehrlich! Das wäre der Untergang unserer Gesellschaft und ich müsste «RTL Aktuell» vertrauen. Zwar ist das Image der ARD angeschlagen und das ZDF schon allein vom Outfit um Welten moderner, doch geht es im Kern der Kritik gar nicht so sehr um den Beitrag an sich. Geld haben diese Programme immer gekostet. Die Deutschen zahlen schon lange für ihr Fernsehen. Daher sieht man als Deutscher auch ein Extra-Abo von Sky als zusätzliche Schröpfung. Noch mehr zahlen? Nicht mit uns.
Vielmehr geht es bei der Kritik am Beitrag um das System der öffentlich-rechtlichen Anstalten. Es sind Fernsehsender und Radiostationen und sie wirken in der öffentlichen Wahrnehmung wie graue Behörden. Irgendwo sind sie das auch. Wie kommt man ins Fernsehen? Über viel Vitamin B und Umwege. Transparenz? Fehlanzeige. Gerade bei den öffentlich-rechtlichen Sendern werden Millionen an Gehältern für Moderatoren gezahlt. Ein Wechsel von den privaten Sendern wäre sonst nicht attraktiv für die großen Stars. Völliger Mumpitz. Kein Arbeitsplatz ist so sicher und kommodig wie eine Show bei den öffentlich-rechtlichen. Cherno Jobatey hat gefühlte drei Jahrhunderte morgens Kaffee trinken dürfen. Nina Ruge verliert nicht einfach eine Moderation. Sie ist schnell bei Phoenix einen Klick auf die Fernbedienung weiter zu sehen. Frank Elstner wird wahrscheinlich seine eigene Beerdigung noch im SWR moderieren. Die Zuschauer bemerken langsam dieses krustige System und wollen Transparenz. Vor allem sehen sie hier auch die Schere in der Gesellschaft. Warum erhält ein Jauch Millionen für eine Talkshow? Warum muss das Studio so monumental sein? Alle im Volk müssen sparen. Die Kanzlerin schwört uns auf harte Zeiten ein. Das Fernsehen allerdings spart nicht.
Vor allem sind immer die gleichen Köpfe zu sehen und natürlich ist die öffentliche Wahrnehmung irgendwann nicht mehr ganz falsch. Müssen denn immer die gleichen Gesichter in den Filmen spielen? Andererseits lieben gerade die Deutschen ihre Stars. Nur lieben sie eine Beatrice vom «Traumschiff» mehr für ihre Langlebigkeit als einen Gottschalk, welcher seinen Bruder auch noch die Werbeverträge mit eigener Firma verhandeln lässt. Muss das denn sein? Muss der eigene Bruder auch noch mit an der Show verdienen? Hier muss einfach Kritik erlaubt sein. Hier muss es mehr Transparenz geben. Eigentlich darf es diesen Umstand gar nicht geben. Nur interessiert sich das Fernsehen dafür kaum. Stattdessen verhandelt man lieber mit Gottschalk über eine neue Show. Dabei wird auch gerne auf die ältere Generation in der Darstellung verwiesen. Die alten Leute vorm Fernseher wollen auch die alten Moderatoren. Völliger Mumpitz. Alte Leute wollen heute auch Abwechslung und neue Gesichter. Sie regen sich nach persönlicher Beobachtung ebenso wie die jungen Zuschauer über die alte Garde auf. Die Frage ist doch einfach. Wie lange muss ein Gottschalk noch moderieren dürfen? Ist er wirklich systemrelevant? Hatte er nicht seine Zeit? Muss es immer und immer wieder Gottschalk sein? Wie viel Geld soll ihm der Rundfunkbeitrag noch einbringen? Hier sehen die Zuschauer ihre Millionen wirklich verbrannt. Für junges Programm ist dann komischerweise kein Geld da. Warum nicht bei Jauch und Gottschalk sparen und mit diesen drei Millionen neue Formate bringen?
Das hört man beim Fernsehen nicht gern. Vielmehr sieht man sich selbst als systemrelevant an. Ist man auch. Da stimme ich zu. Nur ist es wie mit jeder Behörde. Sie will nie sparen, sich selbst optimieren, oder gar die Abteilungsleiter durch junge Leute ersetzen. Das geht lange gut. Das hat die Geschichte gezeigt. Nur irgendwann wird ohne Optimierung und Modernisierung die Behörde mit einem Schlag abgesetzt. Dann bestimmen nicht mehr die Chefs der Behörden über die Zukunft, sondern das Volk setzt die Behörde ab und wendet sich der Moderne zu.
Mein Rat? Machen sie Fernsehen. Produzieren sie transparent mit normalen Gehältern notwendige Sendungen. Seien sie innovativ und halten nie an alten Mustern fest. Führen sie Obergrenzen für Moderationsgehälter ein. Rekrutieren sie neue Gesichter für Spielfilme vom Theater und schicken sie ruhig auch ein paar Gestalten in die verdiente Rente. Es wird Zeit.
Ihr
Rob Vegas
20.01.2013 14:19 Uhr
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Rob Vegas