Herr Schreyl, 2012 geht zu Ende. War es für Sie ein gutes oder ein schlechtes Jahr?
Weder noch. Es war ein gesundes Jahr für mich und das ist das, was man sich immer zu Jahresbeginn wünscht. Beruflich war 2012 sicherlich turbulent und voller Veränderungen. Im Nachhinein erweisen sich Veränderungen aber meistens als gut. Man sagt nicht umsonst: Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere.
Wenn wir jetzt auf Ihre Zeit bei «Deutschland sucht den Superstar» und «Das Supertalent» zurückblicken, war das dann eine gute Zeit für Sie?
Absolut. Wäre das nicht der Fall, hätte ich die Sendungen nicht über all die Jahre gemacht. Aber es ist immer richtig, sich dann nach einer Zeit auch einmal zu bewegen. Deshalb finde ich es unangebracht jetzt nachzutreten. Ich bin nicht beleidigt, weil sich RTL entschieden hat, den Moderatorenjob anderweitig zu besetzen. Was nicht bedeutet, dass es nicht geschmerzt hat. Mir steht auch keine Kritik an einer Sendung wie dem «Supertalent» zu. Ich kann mich zu dem Format auch gar nicht äußern, weil ich die Staffel in diesem Jahr zu wenig verfolgt habe und als Zuschauer viele Dinge ohnehin nicht so intensiv mitbekomme.
Früher waren Sie immer ein Teil der anhaltenden Kritik an beiden Sendungen. Sind Sie froh, dass Sie das in diesem Herbst nicht nochmal aushalten mussten?
Das ist part of the business. Es gibt immer sehr gute Momente und auch mal schlechte – das ist bei jedem Format so. Selbstverständlich muss das Gute überwiegen, sonst kann man eine solche Aufgabe nicht über einen derart langen Zeitraum machen. Aber ich muss als Moderator einer Sendung nicht alles gut finden. Als Metzger müssen Sie Salami, Bockwurst und Mett verkaufen, obwohl sie selbst nicht alles drei mögen. So ist es als Moderator auch: Man muss die Mehrheitsmeinung verkaufen.
«DSDS» hat Zuschauer abgegeben, «Das Supertalent» nun auch – wenn auch auf sehr hohem Niveau. Ist denn Ihrer Meinung nach so ein Trend überhaupt aufzuhalten, durch neue Konzepte zum Beispiel?
Wissen Sie, Herr Weis, ich habe mich damit nicht mehr beschäftigt. Es sind nicht mehr meine Sendungen.
Ihr ehemaliger Co-Moderator Daniel Hartwich macht nun bald das Dschungel-Camp. Kann er Dschungel?
Darüber möchte ich auch nicht spekulieren. Das werden wir alle im Januar sehen.
Herr Schreyl, nun aber wirklich zu Ihnen und Ihrem Jahr 2012 und 2013. Von Seiten RTL hieß es immer, man befinde sich in Gesprächen mit Ihnen. Gibt es schon etwas Neues bezüglich weiterer Projekte? Oder fühlen Sie sich beim MDR mittlerweile so wohl, dass es Sie gar nicht mehr ins Privatfernsehen zieht?
RTL ist weiterhin mein Arbeitgeber, das ändert sich auch nicht dadurch, dass ich diese zwei Sendungen nun nicht mehr mache. RTL wollte diese Veränderung und das ist für mich auch in Ordnung. Zu den neuen Projekten: Ja, da wird etwas kommen. Ich möchte dazu aber noch nichts sagen, weil ich schlicht der Kommunikationsabteilung von RTL da nicht vorgreifen möchte. Die hat eine Kommunikationsstrategie – und die zu torpedieren, wäre dumm von mir. Aber ich sage Ihnen gern: es wird im kommenden Jahr ein Wiedersehen bei RTL geben.
Das wird zahlreiche RTL-Zuschauer sicherlich freuen. Zur Zeit machen Sie im MDR eine Vorabendsendung um 19.50 Uhr, die mit gut 500.000 Zuschauern und fast 14 Prozent Marktanteil gestartet ist. Um was geht es bei «Mit dem Herzen geben»?
Ich bin darin der klassische Moderator, der die Filme anmoderiert. Also derjenige, der den goldenen Faden in der Hand hält. Golden meine ich in der Tat so, weil es um sehr vorweihnachtliche Geschichten geht, die glänzen. Es geht wirklich um Menschen, die mit dem Herzen geben – und zwar nicht nur jetzt in der Adventszeit, sondern das ganze Jahr über. Wir zeigen diese kleinen, feinen Helfer, die so viel Gutes tun. Die Beiträge sind – wie ich finde – mit viel Herz umgesetzt. Mir jedenfalls haben die vier Folgen wahnsinnig viel Freude bereitet.
Das ist so ein bisschen Feel-Good-Fernsehen. Ähnlich wie Julia Leischik oder «Vermisst». Ist das für Sie einer der großen Trends im Fernsehen aktuell?
Ich gehe schon davon aus, dass die Menschen den Fernseher zur Zeit gerne einschalten, um Schönes zu sehen. Es gibt viel Leid auf der Welt, das die Zuschauer in den Abendnachrichten mitgeteilt bekommen. Wir leben in einer harten Zeit. Und daher kommt es gut beim Publikum an, wenn Menschen, die selbst nicht so viel haben, anderen Menschen noch helfen. Ich selbst bin übrigens ein großer Fan von «Vermisst» - finde die Sendung nach wie vor wirklich toll. Das, was wir im MDR machen, hat bedingt damit zu tun. Wir überraschen Menschen, die viel Gutes tun mit etwas Gutem.
Das ist Ihr erfolgreiches MDR-Projekt. Die Primetime-Show «Wie war das» lief ausbaufähig. Waren Sie enttäuscht?
Schön, dass Sie ausbaufähig sagen. Der Sender sieht es nämlich genau so. Es war schon enttäuschend für mich. An einem solchen Projekt hängen viele Menschen, es war viel Arbeit. In diesem Zusammenhang machen die Quoten traurig. Mich freut es aber, dass der MDR an diesem Format so intensiv dran bleibt. Es heißt dort nicht: Hat nicht funktioniert wie erhofft, also machen wir das nicht mehr. Im Gegenteil: Der Fernsehdirektor möchte, dass dieses Format Zeit bekommt, vom Zuschauer angenommen zu werden und dafür bin ich sehr dankbar. Redaktion, Autoren und ich stecken die Köpfe zusammen und überlegen, was besser werden kann. Im kommenden Jahr soll es weitergehen.
Neben Ihren Aufgaben beim MDR arbeiten Sie weiterhin für das Radio – machen unter anderem eine Talksendung bei hr1. Welches waren die spannendesten Gespräche für Sie in 2012?
Ich kann das nur aus eigener Sicht sagen, da wir uns mit der Redaktion erster in den nächsten Tagen zusammensetzen, um das Best-Of des Jahres zusammenzustellen. Ich hatte eine sehr schöne Begegnung mit der Schauspielerin Ulrike Kriener und eine lustige Sendung mit Jutta Speidel. Elyas M’Barek, der in diesem Jahr im Kinofilm «Türkisch für Anfänger» zu sehen war, hat glaube ich, sämtliche Kraftausdrücke verwendet, um uns zu zeigen, was in dem Film passiert. Beeindruckend war auch das Interview mit Mario Galla, einem Model aus Hamburg mit Beinprothese.
Wir weisen gerne darauf hin: Das Best-Of kommt am 30. Dezember bei hr1, am 1. Weihnachtsfeiertag steht zunächst noch eine Sendung mit Magrot Käßmann an. Haben Sie einen Wunsch für das Jahr 2013?
Ja. Nicht mehr auf «Deutschland sucht den Superstar» und «Das Supertalent» angesprochen zu werden. Das waren zwar zwei sehr prominente Projekte von mir. Aber ich hoffe, dass verstanden wird, dass diese für mich nun vorbei sind. Ich kann dazu auch gar nichts mehr sagen. Ich verstehe nun allerdings Kollegen gut, die immer harsch reagieren, wenn Sie nach ihrer Vergangenheit gefragt werden.
Auf der anderen Seite ist es doch aber auch normal, dass man Sie fragt, wie sich diese Veränderungen auch auf Ihr (Berufs)Leben auswirken…
Da kann ich dann sagen, dass ich mich wirklich sehr auf meine Arbeit im Radio freue. Dass ich mich auf die neuen Projekte bei RTL freue und viele weitere kleine Projekte, die ich nun angehe. Ich habe in der vergangenen Zeit 40 bis 45 Sendungen pro Jahr für RTL moderiert. Das waren bis auf wenige Ausnahmen alles Samstagabendsendungen. Das war schön, aber auch schön anstrengend.
Dann nutzen Sie die freien Samstagabende um nun mal zu entspannen? Um zum Beispiel auch mal ein «TV total Turmspringen» zu sehen?
Das habe ich in diesem Jahr in der Tat angeschaut. Und ich habe Respekt davor, was die Teilnehmer da geleistet haben. Ich kann den Samstag jetzt mal genießen. Ich war auch öfter mal im Kino, was ich früher nicht machen konnte. Man kann so auch mal einen Ski-Urlaub über das Wochenende ausdehnen. Das alles bedeutet aber nicht, dass ich die Arbeit bei «DSDS» oder dem «Supertalent» nicht gerne gemacht habe.
Herr Schreyl, danke für das Gespräch und eine besinnliche Weihnachtszeit.