Sympathische Komödie über zwei schrullige Ruhrpottler, die ein Taubenrennen gewinnen möchten.
Inhalt
Die Ehe ist noch zu D-Mark-Zeiten eingeschlafen, die Arbeit im Call-Center langweilt ihn und finanziell läuft es alles andere als rund. Aber Ruhrpottler Mathias Wengeler hat mit seinem Brieftaubenschlag etwas, das ihm Freude im Leben schenkt. Allerdings steigert er sich zu sehr in sein Hobby hinein, für die Sorgen seiner Frau Rita und Tochter Dani hat er keine Augen mehr. Als er völlig ignoriert, dass Danis Arbeitsstelle in Gefahr ist, reicht es Mathias so geduldiger Gattin: Sie stellt ihm ein Ultimatum – entweder müssen die Tauben weg oder eine Trennung ist unvermeidlich.
Ausgerechnet Mathias' Erzfeind aus Kindstagen, Ronny Kowallek, präsentiert ihm die Lösung auf dem Silbertablett: Sie nehmen in Südafrika am größten Brieftaubenrennen der Welt teil und sacken das Preisgeld von einer Millionen Dollar ein. Somit wäre die Finanzfrage geklärt. Und was den Ehestreit angeht: Mathias könne seine Tauben im Garten der Kowalleks unterbringen und so seiner Frau gegenüber behaupten, seine gefiederten Freunde aufgegeben zu haben. Eine wagemutige Idee, die tückische wie glückliche Wendungen für das zänkische Männer-Duo nach sich zieht ...
Darsteller
Axel Prahl («Tatort») als Mathias Wengeler
Peter Lohmeyer («Allein gegen die Zeit») als Ronny Kowallek
Beata Lehmann («Mutter muss weg») als Rita Wengeler
Luise Risch («Der letzte Bulle») als Dani Wengeler
Petra Welteroth («Fluch des Falken») als Hanne
Justine Hauer («Tatort») als Anja
Christoph Schechinger («RTL Comedy Nacht») als Christian
Kritik
Als schrullige Komödie über zwei urige Ruhrpott-Versagertypen ist die WDR-Produktion «Das Millionenrennen» zu weiten Teilen davon abhängig, ob ihre zentralen Akteure authentisch und dennoch witzig rüberkommen. Drehbuchautor Benjamin Hessler zeigte schon mit seinen Skripts für die ARD-Erfolgsserie «Mord mit Aussicht», dass er es versteht, einen glaubwürdigen, kuriosen Menschenschlag zu zeichnen – und dieser Fernsehfilm spielt diese Stärke Hesslers ebenfalls aus.
Der auf sein Hobby fixierte Versager Mathias Wengeler ist keine heillos überzeichnete Karikatur, bei der sich der kritische Zuschauer wundern muss, wie sie jemals eine Ehe aufbauen konnte, sondern als unauffälliger Arbeiter der Mittelschicht greifbar. Dass er im Bezug auf sein Hobby schrullig reagiert, ist bei aller Ulkigkeit stets nachvollziehbar, was (auch dank Axel Prahls bodenständige Darbietung) es vereinfacht, mit Interesse den verrückten Plan des Männer-Duos zu verfolgen.
Auch die anderen Figuren der Alltagskomödie sind liebenswert und plausibel gezeichnet, das Zusammenspiel der Darsteller ist stimmig und verhilft so auch manch lauerem Dialogwitz zu einem kleinen Schmunzler. Die Hass-Freundschaft zwischen Ronny und Mathias wandelt dramaturgisch zwar auf längst ausgetretenen Pfaden, aber Prahl und Peter Lohmeyer spielen sich die Bälle gegenseitig so gut zu, dass es nicht weiter stört. Verzichtbar ist derweil ein Nebenplot über die Fernbeziehung von Mathias' Tochter, der zu sehr in die üblichen Fernsehfilmklischees tappt und der ehrlicheren, wenngleich durchschaubaren Hauptgeschichte somit etwas von ihrer Laufzeit raubt. Dennoch ist «Das Millionen Rennen» eine amüsante Alltagskomödie, die es mit ihrer Schrulligkeit weder übertreibt, noch zu lasch daherkommt.
«Das Millionenrennen» ist am Mittwoch, dem 12. Dezember 2012, ab 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.