Smartphones? Tests? Reviews? Tablet-News? Alles Fremdworte für die deutsche Fernsehlandschaft. Dabei wäre es so günstig zu produzieren.
Auf der CeBIT in diesem Jahr wurde ich für das «heute-Journal» um eine Meinung zum neuen iPad gebeten. Abends nach der Messe wurden die Nerds befragt und keine Stunde später konnte man sich unsere ersten Eindrücke im «heute-Journal» ansehen. Erstaunlich flink und doch nicht die Regel. Vielmehr fehlt es unserer Fernsehlandschaft an passenden Formaten zu den neuen Themen des Alltags.
Im Netz erhalte ich Tests und Nachrichten zu elektronischen Geräten und Medien im Minutentakt. Selbst Gerüchte werden zu Nachrichten und Entwickler zu begehrten Interview-Partnern. Webseiten buhlen mit hunderten von aktuellen Videos um die Gunst des Publikums. Computerspiele, Tablets, Apps und Smartphones sind die Themen im Netz. Aber es sind gleichzeitig auch die Themen unserer Gesellschaft. Konnte man sich früher über das Wetter unterhalten, so ist heute ein Gespräch über Tablets und Smartphones ein sicherer Anker in der alltäglichen Kommunikation.
Im Fernsehen dagegen erhalten wir zu diesen Themenblöcken kaum aktuelle Informationen. Es gibt den «elektrischen Reporter» und die «Appsnight» auf «NRW.TV», doch damit hört es auch schnell auf. Viel zu langsam ist das Fernsehen hier mit seiner Berichterstattung. Dann versucht man es auch noch träge zu erklären, weil man das Publikum gar nicht erst mit technischen Begriffen überfordern mag. Dabei weiß meine kleine Nichte im Alter von vier Jahren schon mehr über Tablets als mir lieb wäre.
Streng genommen wäre es sogar extrem günstig für das Fernsehen diese Formate anzubieten. Alles was es braucht? Junge Typen, eine hübsche Moderatorin und eine Bluebox. Mehr haben die Webseiten im Netz ebenfalls nicht. Morgens kommen die Leute zusammen, sichten die aktuellen Themen des Tages und holen sich das Videomaterial gratis aus dem Netz. Mit einer Quellenangabe und der journalistischen Betrachtungsweise ein geradezu billiges Format. Gegen Nachmittag wird ausgestrahlt und die eigens dafür erstellte Webseite ebenfalls mit neuen Videos bestückt. Schnelligkeit ist das oberste Gebot, denn sonst hängt man dem Internet hinterher.
Im Endeffekt kann das Fernsehen es durch das handwerkliche Wissen viel besser produzieren. Es tut es nur nicht. «GIGA» hat es einst versucht mit dem Fehler gleich einen ganzen Sender daraus zu machen. Man versuchte das ganze Netz einzufangen und live zu senden. Damit konnte man bei dem riesigen Aufwand wahrscheinlich nur scheitern. Heute dagegen hätte ein neues «GIGA» genug Relevanz über den Tag verteilt und damit eine echte Chance am Markt. Nur gibt es nicht einmal ein gutes TV-Format zu diesem Themenkomplex im Fernsehen. Keine Marke auf keinem Sender die auch den Respekt der Zuschauer verdient hätte.
Warum lässt man die Themen liegen? Warum nicht fünf Leute täglich berichten lassen und ein nettes Outfit dafür zaubern? Selbst Webseiten stemmen diese Aufgabe und die Produktionskosten sind für das Fernsehen geradezu lächerlich. Man wird wohl noch lange darauf warten müssen.
Ihr
Rob Vegas
02.12.2012 14:47 Uhr
Kurz-URL: qmde.de/60716
Rob Vegas