Der TV-Film «Die Aufnahmeprüfung» ist trotz ordentlicher Besetzung nicht mehr als seichte Abendunterhaltung ohne Substanz. Die Figuren bleiben farblos, Klischees werden bedient und trotz der netten Kulisse ist der Streifen recht weit weg vom Augenschmaus.
Inhalt
Fünf Jahre sind vergangen, seit Ärztin Susanne Meissner sich von ihrem egozentrischen Ehemann Ferdinand hat scheiden lassen. Auch wenn sich die beiden die Erziehung der drei gemeinsamen Kinder teilen wollten, kümmert sich Susanne alleine um die Sprösslinge Toni, Valerie und Ludwig. Ihre eigenen Bedürfnisse kommen dabei oft zu kurz. Nun endlich hat Susanne in dem sensiblen Markus eine neue Liebe gefunden. Monatelang hat sie sich davor gedrückt, ihren Kindern von dem neuen Mann in ihrem Leben zu erzählen. Denn es gibt da ein kleines Problem: Markus ist der Mathelehrer von Sohnemann Toni. Kein Wunder also, dass er bei seinem „Antrittsbesuch“ nicht gerade begeistert empfangen wird. Auch der großspurige Ferdinand begegnet dem Freund seiner Ex-Frau mit überheblichem Spott. Bis er sich bei einem Sturz das Bein verletzt und der traditionelle Abenteuerurlaub in Tirol mit seinen Kindern auszufallen droht. Da hat Susanne eine Idee: Kurzerhand beschließt sie, mit Markus den Familienurlaub in den Bergen anzutreten. Auf diese Weise können die Kinder ihn besser kennenlernen. Und Markus kann ihnen beweisen, dass er mehr drauf hat, als Gleichungen, Formeln und Zensuren. Aber so sehr Markus sich auch bemüht, ein guter Kumpel zu sein – die Sympathien der Kinder scheint er nicht gewinnen zu können. Vor allem der mürrische Toni lässt kaum eine Gelegenheit aus, um dem „Neuen“ seiner Mutter eins auszuwischen. Nach vielen Mühen gelingt es Markus dann, allmählich das Vertrauen des Trios zu gewinnen. Ausgerechnet jetzt taucht der eifersüchtige Ferdinand auf und versucht, sein „Revier” zu verteidigen.
Darsteller
Birge Schade («Elvis und der Kommissar», «Ein Fall für zwei») ist Susanne Meissner
Jan-Gregor Kremp («23», «Der Alte») ist Markus Sedlow
Herbert Knaup («Das Leben der Anderen», «Schutzengel») ist Ferdinand Meissner
Til Schindler («Der Fluch des Falken», «SOKO 5113») ist Toni Meissner
Alina Strauß («Jeder Mensch braucht eine Geheimnis») ist Valerie Meissner
Sandro Iannotta («Das Beste aus meinem Leben», «Polizeiruf 110») ist Ludwig Meissner
Ilse Neubauer («Tatort», «Peter und Paul») ist Anni Süßmayer
Kritik
Bei all den vielen Fernsehfilmen die uns tagaus, tagein begegnen, wird es im Laufe der Zeit immer schwieriger, sich aus dieser Masse abzuheben. Das Gelingen dieses Unterfangens ist mittlerweile selten geworden und der Gedanke, das Gezeigte irgendwo schon mal gesehen zu haben, präsenter denn je. Der neue ARD-Fernsehfilm
«Die Aufnahmeprüfung» ist ein gutes Beispiel für diese Misere, denn die Komödie von Peter Gersina, verantwortlich für Folgen des Quotenhits «Danni Lowinski», aber auch für den vergessenen Flop «Alles außer Sex», ist eine Aneinanderreihung von Szenen, die allesamt aus anderen Filmen dieses Tonfalls entsprungen scheinen. Kurzum: Ein Alleinstellungsmerkmal besitzt der Streifen nicht. Wer jedoch weniger Wert auf Tiefgang denn eine oberflächliche Mischung aus Klamauk und Lebenshilfe legt, der ist hier gut aufgehoben. Aber der Reihe nach.
Die Ausgangslage von «Die Aufnahmeprüfung» ist im Grunde gar nicht so uninteressant. Alleinerziehende Mutter lernt neuen Kerl kennen. Die Kinder mögen ihn nicht und auf einer Reise soll sich die ungleiche Truppe näher kommen. Diese Szenerie macht möglicherweise gerade deshalb Lust auf mehr, weil sie nicht unrealistisch ist. Mit der Tatsache, dass die Kinder den neuen Partner nicht akzeptieren, müssen sich immerhin nicht wenige Alleinerziehende auseinandersetzen. Da ein Streifen mit ernsterer Atmosphäre jedoch nicht unbedingt in die 20:15 Uhr-Abendschiene des Ersten Deutschen Fernsehens passt, verpackt man die Thematik in für das Publikum leicht verdauliche Blödeleien, angereichert mit einem minimalen Schuss Ernsthaftigkeit und einer Prise Übertreibung.
Die Kulisse würde bisweilen eine „Dauerwerbesendung“-Einblendung rechtfertigen, scheinen die Bilder der bergigen Landschaft doch einem Werbespot für Alpenurlaub entsprungen. Was die schottischen und englischen Grafschaften für die Schmonzetten aus der Feder der Rosamunde Pilcher sind, ist das hügelige Gebirge für «Die Aufnahmeprüfung»: Effekthascherei pur, wenn auch ansehnliche. Einen richtigen Sinn macht die Kulisse nämlich nicht. Zwar wurde die Handlung genau auf das Alpenpanorama zugeschnitten, doch für den Verlauf der Story hätte es diese Szenerie nicht gebraucht.
Die Handschrift des Drehbuchautors Jens Urban ist derweil eindeutig zu erkennen. Wie schon in vorausgegangenen Streifen wie «Das allerbeste Stück» oder «Vorsicht Schwiegermutter!» verliert sich auch Urbans neustes Werk allzu oft in wenig tiefsinnigen Blödeleien und offenbart an vielen Stellen, dass sich lediglich mit Klischees zufriedengegeben wurde. Die Figuren bleiben vollkommen eindimensional. Von den nervigen Teenagern, über den unschuldigen Neu-Freund, die fürsorgliche Mutter bis hin zum unsympathischen Ex-Mann beließ man es bei wenig tiefsinniger Charakterzeichnung und verzichtet sogar fast ganz auf irgendeine Entwicklung. So bleibt es nicht aus, dass die Figuren dem Publikum egal bleiben und «Die Aufnahmeprüfung» lediglich als seichte Unterhaltung taugt. Um Essenzielles aus der Handlung zu ziehen, ist sie nicht nur zu oberflächlich, auch der Ausgang der Geschichte präsentiert sich naiv und wenig glaubwürdig.
Die Darsteller machen ihre Sache gut, schaffen es jedoch auch nicht, mehr aus dem Drehbuch zu holen, als die Vorlage hergibt. Vor allem die Jungdarsteller wirken streckenweise zu bemüht, als dass man ihnen ihre Rolle vollends abnehmen könnte. Es fehlt der notwendige Ausdruck im Gesicht oder realistisches Gestikulieren. Stattdessen wirken ihre Darstellungen, vor allem die von Til Schindler und Alina Strauss, nur allzu oft affektiert, hölzern und die Texte auswendig aufgesagt.
Fazit: «Die Aufnahmeprüfung» ist einer von vielen abendfüllenden Spielfilmen, der auf seichte Unterhaltung setzt. Ein Schmunzler, wenn die Hauptfigur vom Fahrrad fällt, schien den Machern wichtiger, als eine glaubwürdige Entwicklung der Handlung. Die Darsteller geben sich Mühe, können jedoch nicht retten, was nicht zu retten ist. Das Setting wirkt aufgesetzt, Musik und die Kamera-Arbeit sind Durchschnitt. Der Streifen richtet sich somit an ein Publikum, welches sich in den Abendstunden nur leicht unterhalten lassen möchte und keine großen Ansprüche an Plot und Charaktere stellt. Damit ist der Name der Hauptdarstellerin Programm: schade!
Die ARD zeigt «Die Aufnahmeprüfung» am Freitag, den 30. November um 20:15 Uhr.