Während die Königklasse des Motorsports 2012 bei RTL auf hohem Niveau abgeben musste, gewann Sky Zuschauer hinzu.
Die letzte Formel-1-Saison ist so spannend wie selten gewesen. Bis zuletzt war – anders als in der vorherigen Saison, die von Sebastian Vettel dominiert wurde - nicht absehbar, wer den Titel holt. Und trotzdem sanken die Zuschauerzahlen fast aller Rennen im Vergleich zu 2011 erheblich.
Aber alles von Anfang an: Gestartet war die Saison am 18. März mit dem Großen Preis von Australien, den 3,36 Millionen Menschen verfolgten. Was zunächst wenig aussieht, erklärt sich mit der frühen Sendezeit: Durch die Zeitverschiebung startetet das Rennen bereits um 7 Uhr morgens, was aber auch sein Positives hatte. Durch mangelnde Konkurrenz schossen die Marktanteile durch die Decke und lagen mit 48,6 Prozent insgesamt und 45,7 Prozent beim Zielpublikum traumhaft hoch. Auf sehr hohem Quotenniveau blieben auch die nächsten beiden Rennen in Malaysia und China, die – ebenfalls am früheren Morgen gestartet – 40,2 und 42,9 Prozent des Zielpublikums generierten. Insgesamt lief es mit bis zu 44,4 Prozent sogar noch einen Ticken besser.
Großes Interesse zeigten die Bundesbürger am Formel-1-Rennen in Bahrain, die Übertragung aus dem Inselreich unterhielt ab 14.05 Uhr 6,99 Millionen Sportfans, von denen 2,85 Millionen werberelevant waren. Damit erzielte RTL gleich mit dem vierten Rennen die vierthöchste Reichweite der Saison - lediglich die letzten drei Rennen sollte noch erheblich besser laufen. Mit Marktanteilen von 37,7 bei allen und 36,9 Prozent in der Zielgruppe lief es für die Übertragung fast so gut wie für den Spanien-Grand-Prix, der drei Wochen später 37,3 und 34,8 Prozent generierte. Ein traditionelles Highlight war auch die Übertragung aus Monaco, die am 27. Mai bei allen und in der Zielgruppe mit 41,1 und 40,8 Prozent die 40-Prozent-Marke knackte. Die Reichweite belief sich auf 5,39 Millionen Zuschauer.
Schlechte Quoten verzeichnete die Formel-1-Übertragung am 10. Juni aus Kanada, die aufgrund der Zeitverschiebung zur besten Sendezeit gezeigt wurde. Während es bei allen mit 14,2 Prozent ordentlich lief, rutschte man in der Zielgruppe auf dürftige 13,9 Prozent. Grund dafür war die Fußball-EM, die an diesem Abend 10,73 Millionen Fußballfans ins ZDF lockte. Allerdings sollte es nur bei diesem Ausrutscher bleiben, die drei nachfolgenden Rennen pendelten sich wieder zwischen 5,70 und 6,01 Millionen Interessenten ein, während die Marktanteile bei bis zu 41 Prozent insgesamt und 36 Prozent in der Zielgruppe wieder das bekannte Niveau erreichten.
Auf für Formel-1-Verhältnissen dürftigem Niveau verweilten die Renne elf bis dreizehn aus Ungarn, Belgien und Italien, die allesamt trotz Mittagsstartzeit bei unter Fünf-Millionen-Zuschauern hängen blieben. Das spiegelte sich nicht zuletzt auch in den Marktanteilen wider, die bei allen zwischen 24,9 und 35,2 Prozent und in der Zielgruppe nicht über 32,7 Prozent hinauskamen. Ähnlich sah es für den Großen Preis von Singapur aus, der sich mit 5,14 Millionen zwar beim Thema Reichweite steigern konnte, auf Seiten der Marktanteile mit 33,4 Prozent insgesamt und 30 Prozent in der Zielgruppe aber auf ähnlichem Niveau blieben.
Nun verschärfte sich der Titelkampf, Vettel und Alonso kristallisierten sich als die Titelrivalen heraus. Gerade dieser Zweikampf ließ schließlich die Reichweiten der verbleibenden drei Rennen erheblich anziehen: So erreichte schon der Große Preis von Abu Dhabi 7,18 Millionen sowie grandiose 38,8 und 36,2 Prozent zur Mittagszeit. Der USA-Grand-Prix, ausgetragen in der Primetime steigerte sich sogar noch ein wenig und erreichte sogar 7,46 Millionen. Einzig die Marktanteile fielen aufgrund des sehr stark umkämpften Sonntagabends ungewohnt schwach aus, wenngleich man sich auch mit 19,6 Prozent bei allen und 19,9 Prozent in der Zielgruppe gut sehen lassen konnte.
Die glänzende Krönung stellte abschließend wie erwartet der Große Preis von Brasilien dar, der zugleich das letzte und entscheidende Rennen der Saison war. Mit 10,62 Millionen Sportfans erreichte RTL mit einem der spannendsten Rennen seit langem (Niki Lauda: "So ein Rennen habe ich noch nie erlebt“) so viele Zuschauer wie lange nicht mehr. Aber auch die Marktanteile des Rennens, in dem Sebastian Vettel das Feld vom letzten Platz aufräumen musste, explodierten mit 40,9 Prozent insgesamt und 44 Prozent in der Zielgruppe förmlich.
Natürlich nicht im Ansatz auf diesem Niveau, aber ebenfalls sehr ordentlich schlug sich die Formel 1 indes bei Sky. So holte bereits das erste Rennen aus Australien beim Bezahlsender außerordentlich gute Quoten: 3,7 Prozent bei allen und hervorragende 5,7 Prozent in der Zielgruppe erreichte der Auftakt ab 7.00 Uhr morgens. Die weiteren Rennen blieben mit 0,34 bis 0,42 Millionen Zuschauern auf konstantem Niveau. Interessant: Der Großes Preis von Kanada, der wie oben erwähnt gegen König Fußball antreten musste, holte mit 1,1 Prozent in der Zielgruppe auch beim Bezahlsender die schlechtesten Quote der Saison.
Der Durchhänger, von dem die Rennen 11 bis 15 bei RTL betroffen waren, konnte bei Sky hingegen nicht beobachtet werden, mit 0,36 Millionen Zuschauern im Durchschnitt lief es für diese Rennen ähnlich wie für die vorherigen. Bevor die Reichweiten der letzten drei Rennen stiegen, sah es für die Übertragungen 16 und 17 aus Südkorea und Indien mit 1,8 und 1,7 Prozent bei den Umworbenen verhältnismäßig schwach aus. Herausragen schnitt schließlich das letzte Rennen der Saison ab, das mit 0,61 Millionen Fans einen neuen Sky-Formel-1-Rekord aufstellte. Nie zuvor erreichte der Sender mit dem Motosport mehr Interessenten. Während das Rennen 2011 noch 0,7 Prozent der Umworbenen ansprach, waren es diesmal 2,6 Prozent.
Schlussendlich fällt das Fazit für beide übertragenden Sender sehr erfreulich aus. So erreichten die 20 Rennen bei RTL durchschnittlich 5,58 Millionen Interessenten sowie 36,8 Prozent. Trotzdem ist nicht zu übersehen, dass es im Vorjahr noch ganze 40,1 Prozent waren. Während RTL verlor, holte Sky auf, erreichte in der abgelaufenen Saison 0,37 Millionen Sportfans im Mittel und 2,5 Prozent bei allen – und somit 0,5 Prozentpunkte mehr als letztes Jahr. Das gleiche Bild zeigt sich auch bei den jungen Zuschauern: Sky kam 2012 in der Zielgruppe auf 2,7 Prozent und konnte somit ebenfalls um 0,5 Prozentpunkte zulegen, RTL hingegen gab von 37,6 auf 34,9 Prozent ab. Ohne Frage: Wenn es hier überhaupt etwas zu beklagen gibt, geschieht das auf äußerst hohem Niveau.
Zudem haben gerade die letzten Rennen gezeigt, welches Potential die Formel 1 in Deutschland noch besitzt. Als ein erneuter Titel Vettels wieder ins Greifbare rückte, strömten die Massen zurück zu den Kölnern. Das zeigt: Viele Menschen sind die Saison über nicht mithilfe eins spannenden Titelkampfs vor die Fernsehschirme zu holen, sondern mit der Dominanz des „eigenen Helden“. Ein etwas stärkerer Sebastian dürfte RTL 2013 also nicht stören.