Klage gegen «Machete Kills»: Könnte der Kinostart von Robert Rodriguez' Actionfilm gestoppt werden?
Wenn die Welt der großen Hollywood-Studios einem Haifischbecken gleicht, dann bilden die Independent-Produktionshäuser ein Piranhabecken. Ein aktuelles Beispiel dafür liefert ein Rechtsstreit um «Machete Kills», die Fortsetzung von Robert Rodriguez' Mexploitation-Kracher «Machete». Der in den USA von 20th Century Fox vertriebene Actionfilm aus dem Jahr 2010 wurde von Rodriguez' eigenem Produktionshaus Troublemaker Studios sowie Hyde Park Entertainment und Overnight Films verwirklicht und nahm weltweit 44 Millionen Dollar ein. Rodriguez und Hauptdarsteller Danny Trejo waren damit zufrieden genug, um sich begeistert in die Arbeit für gleich zwei Fortsetzungen zu stürzen, die Verantwortlichen von Overnight Films dagegen sahen «Machete» offenbar als ein bescheidenes Geschäft an. Jedenfalls einigte sich das an größeren Kassenschlagern wie «Black Swan» beteiligte Studio mit Robert Rodriguez und seinem neuen Label Quick Draw Productions, dass sie mit dem Sequel zu neuen Produktionspartnern ziehen dürfen.
Mittlerweile ist «Machete Kills» abgedreht und sorgt online bereits für allerlei Hype, denn die Besetzungsliste klingt alles andere als nach einer zweitrangigen, billig produzierten B-Movie-Fortsetzung. Denn neben schon im ersten Teil aufgetretenen Danny Trejo, Jessica Alba und Michelle Rodriguez treten auch Lady Gaga, Mel Gibson, Charlie Sheen, Sofia Vergara, Cuba Gooding Junior, der Oscar-nominierte Demián Bichir, «Avatar»-Hauptdarstellerin Zoe Saldana und Amber Heard in dem überdrehten Actionfilm auf. Ein Schelm, wer Overnight Productions nun unterstellt, angesichts des hohe Gewinne versprechenden Internethypes neidische Absichten zu haben .. aber im Namen der Overnight-Geschäftsführung wurde vergangene Woche eine Klage gegen Robert Rodriguez eingereicht, deren Ziel es ist, den Kinostart des Films zu verhindern und die Rechte am «Machete»-Franchise zu erhalten.
Darüber hinaus verlangen die Kläger Schadensersatzforderungen in der Höhe von zwei Millionen Dollar. Anklagegrund: Overnight habe von Rodriguez' Studio keine Informationen über die texanischen Steuerregelungen für Filmproduktionen sowie inkorrekte Angaben über das anvisierte Budget von «Machete Kills» erhalten. Deshalb hätte Overnight nicht die korrekte Gewinnsumme errechnen können, die die Produzenten mit dem Film hätten erwarten können.
Die US-Vertriebsrechte zu «Machete Kills» liegen bei Open Road Films, einem kleinen Unternehmen, das Anfang des Jahres mit „Liam Neeson kämpft gegen Wölfe“ (aka «The Grey») seinen ersten Hit hatte. Würde Overnight Films vor Gericht gewinnen und die kompletten Rechte an «Machete Kills» zugesprochen bekommen, stünde somit der nächste Rechtsstreit bevor – denn Open Road Films würde sich diesen potentiellen Nischenhit nicht wegnehmen lassen wollen. Und mit weiterem Zoff vor Gericht würde der Kinostart in immer weiterer Ferne rücken.
Grund für Pessimismus besteht jedoch nicht: Die meisten Branchenkenner erachten die Klage von Overnight als absurd und rechnen mit einer außergerichtlichen Einigung. Und wer weiß – vielleicht hat sich Overnight nun einen Seitenhieb im dritten Teil der «Machete»-Saga erarbeitet? Wenn ein grimm dreinblickender Danny Trejo in wenigen Jahren „Machete zieht nicht vor Gericht“ murmelt, wird zwar nur ein Bruchteil des Saalpublikums wissen, was gemeint ist – aber eben jene werden dem faltigen Actionhelden sicherlich überaus erfreut mit einer Flasche Tequilabier zuprosten.