Im Mittelpunkt dieses ZDF-Fernsehfilms steht die junge Frau Josefine, die nach dem Tod ihrer Mutter München verlässt.
Story
Die angehende Künstlerin Josefine verlässt nach dem überraschenden Tod ihrer Mutter überstürzt die Stadt München und zieht in eine alte, verlassene Molkerei auf dem Land. Sie flieht damit auch vor ihrem Freund Simon, der sich entgegen seiner Beteuerungen noch immer nicht von seiner Frau getrennt hat. Und Josefine möchte endlich herausfinden, wer ihr Vater war. Ihre Mutter hatte das Dorf mit Beginn ihrer Schwangerschaft verlassen und Josefine allein in der Stadt großgezogen.
Im nahe bei der Molkerei gelegenen Dorf bangt man seit Tagen um ein vermisstes Mädchen, denn schon Jahre zuvor war eine junge Frau aus der Gegend verschwunden. Für die Vermisste wird deshalb das Schlimmste befürchtet. Simon versucht, seinen Streit mit Josefine beizulegen. Er verspricht ihr, bald mit ihr zusammenzuziehen. Und er fordert, dass Josefine den unwirtlichen Ort rasch wieder mit ihm verlässt. Josefine ist überglücklich, will aber noch bleiben.
Während in dem Dorf und im angrenzenden Moorgebiet ein Großaufgebot an Polizei auf der Suche nach der Vermissten ist, nähert sich Josefine in der entlegenen, halb verfallenen Molkerei, die ihr nun auch als Atelier dient, ihrem freundlichen Nachbarn an. Der merkwürdige alte Kamrad wirkt auf sie wie ein schrulliger Sonderling, doch er kennt das Dorf und seine Bewohner. Josefine erhofft sich von ihm, etwas über Mutter und Vater zu erfahren.
Kamrad benimmt sich geheimnisvoll, und ihre ersten Recherchen führen sie auf den heruntergekommenen Hof von Angelika, die Josefine mit der Mistgabel von ihrem Grundstück verjagt. Auch in der Dorfkneipe scheinen die Menschen verstockt und stehen ihr ablehnend gegenüber.
In dem abgeschieden liegenden Molkerei-Gebäude mitten in der Moorlandschaft fühlt sich die junge Frau zunehmend unwohl. Durch Kamrads auffälliges Gebaren werden Josefines Ängste geschürt.
Bald vermutet sie in ihm den Mörder des verschwundenen Mädchens. Doch die Polizei glaubt ihr nicht und führt klare Beweise für Kamrads Unschuld an. Verwirrt geht Josefine zurück in ihr Atelier, wo sie von Simons Anwesenheit überrascht wird. Auch Simon erscheint der freundliche Herr, der Wissenswertes über Josefines Familie verspricht, zwar seltsam, in jedem Fall aber unverdächtig. Als es zum neuerlichen Zerwürfnis mit Simon kommt, bleibt Josefine mit Kamrad allein in der Molkerei zurück.
Darsteller
Maria Simon («Lichter») als Josefine Mehdorn
Franz Xaver Kroetz («Kir Royal») als Willy Kamrad
Felix Klare («Tatort – Stuttgart») als Simon
Agathe Taffertshofer («Die Flucht») als Angelika
Franziska Schlattner («Die Garmisch Cops») als Katharina
Gundi Ellert («Die Samenhändlerin») als Fanny
Heinz-Josef Braun («In aller Stille») als Meininger
Kritik
Ein bisschen ist «Die Tote im Moorwald» (Regie: Hans Horn) eine Antithese zu den eskapistischen Heile-Welt-Heimatfilmen der ARD. Da, wo der demente Triebtäter noch selber das Blut wegputzt, gewissermaßen.
Der Thriller-Drama-Genre-Mix schafft es in Ansätzen durchaus, die Zersetzungskraft des ländlich-bäuerlichen Umfelds zu skizzieren, doch man bleibt bei dieser Betrachtung nur an der Oberfläche und lässt sie lediglich den Hintergrund sein, um von einer in der Selbstfindungskrise steckenden Zeichnerin und einem verschrobenen, psychisch gestörten Einsiedler zu erzählen, der in einer abgewirtschafteten Molkerei haust und, man ahnt es bereits recht früh, dort junge Frauen abmetzelt, wenn er nicht gerade mit Tierkadavern hantiert oder Holzscheite spaltet. Willkommen in Bayern.
Nach dem Tod ihrer Mutter verschlägt es Josephine in diesen Bernhardschen Albtraum. Sie will ihren Vater finden, von dem sie nicht einmal den Namen kennt, und außerdem läuft das mit ihrem Partner gerade nicht so dolle, da er verheiratet ist und mit seiner Frau ein Kind erwartet. Sicherlich nicht die einfachste Beziehungshürde. Warum Josefine es gerade jetzt einfällt, ihren Vater zu suchen? Das Drehbuch von Annika Tepelmann beschränkt sich auf das übrige Gefasel, dass sie das eben irgendwie so empfindet. Einen logischen Grund gibt es dafür nicht, weswegen leider schon die Prämisse auf intellektueller Ebene allenfalls bedingt nachvollzogen werden kann.
Tepelmann und Horn erzählen von Beginn an recht langsam, etablieren sehr ausgiebig die einengende und immer bedrohlicher werdende Stimmung, die von dem Dorf, seinen Bewohnern und den Sonderlingen auf dem verfallenen Molkereibetrieb ausgeht. Durch diese Ausgiebigkeit und Langsamkeit kann die Spannung jedoch nicht durchgehend aufrecht erhalten werden, sie steigt nicht schnell genug an, weil zu lange auf der Stelle getreten wird, ohne dass sich wirklich relevante neue Erkenntnisse einstellen würden. Gleichzeitig wird oft zu sentimental erzählt und inszeniert, vor allem die Szenen zwischen Josefine und ihrem Liebhaber Simon wirken überdreht, die Maria Simon und Felix Klare als versierte Darsteller eigentlich viel natürlicher hätten spielen können. Süddeutschland ohne Kitsch, das geht nicht. Doch in «Die Tote im Moorwald» nimmt er auch dort überhand, wo er noch hätte vermieden werden können.
Hauptdarstellerin Maria Simon hat es da natürlich nicht leicht, auch wenn es ihr stellenweise gelingt, all die Ungereimtheiten noch ein wenig zu umschiffen. All die pathetischen Klischees in den Szenen mit ihrem On-Screen-Lover verstärkt sie aber noch. Franz Xaver Kroetz spielt dagegen durchwegs angenehm zurückhaltend.
Das ZDF strahlt «Die Tote im Moorwald» am Montag, den 12. November 2012, um 20.15 Uhr aus.