Im Duell der Kino-Schwergewichte versucht es Affleck mit einem politischen Film, während James sich im Freefight übt. Darüber hinaus kommen Fans des Horrorgenres und des koreanischen Films auf ihre Kosten.
«Argo»
Nach einer wahren Begebenheit: Auf dem Höhepunkt der iranischen Revolution stürzt 1979 Revolutionsführer Ajatollah Ruhollah Chomeini den regierenden Schah Mohammad Reza Pahlavi und errichtet eine radikale geistliche Herrschaft gegen die "gottlose westliche Welt". Als sich Pahlavi nach New York absetzt, um seine Krebskrankheit behandeln zu lassen, ist es für Chomeini ein Leichtes, im eigenen Land antiamerikanische Stimmungsmache zu verbreiten - bis im November schließlich Studenten sogar die US-Botschaft in Teheran stürmen und etliche Menschen als Geiseln nehmen. Gerade einmal sechs Botschaftsmitgliedern gelingt die Flucht in die nahe gelegene kanadische Vertretung. Da dies jedoch keine dauerhafte Lösung ist und kollektive Ratlosigkeit herrscht, hat der CIA-Agent Tony Mendez (Ben Affleck) schließlich einen absurden Notfallplan: Die sechs Amerikaner sollen sich als kanadisches Filmteam ausgeben, das für ein Projekt namens "Argo" nach geeigneten Drehorten sucht. Gelingt dieser Plan, könnte man sie problemlos zurück in die Vereinigten Staaten bringen - geht er schief, hat nicht mehr nur die amerikanische Botschaft ein großes Problem. Aus Mangel an Alternativen versucht man sich tatsächlich an der Umsetzung des waghalsigen Manövers...
Der neueste Film von und mit Ben Affleck löst bei den meisten Filmkritikern regelrechte Jubelstürme aus. Carsten Baumgardt von
filmstarts.de bezeichnet ihn als "eine gekonnt aufbereitete Chronik unglaublicher wahrer Ereignisse im Thriller-Gewand", bei der Affleck "das politisch brisante Thema in jeder Sekunde unter Kontrolle" habe, "seine Zuschauer emotional packt und die Spannung im letzten Drittel bis an die Grenze zur Unerträglichkeit treibt". Auch aufgrund eines durchaus "satirischen Untertons" sei «Argo» deshalb "brillant". Von den "humoristischen Momenten" gibt sich Annekatrin Liebisch vom Mediendienst
teleschau.de überrascht, zumal die Pointen besser seien "als bei mancher Komödie". Sie glaubt gar, dass der Streifen Affleck "in Oscar-Nähe bringen" werde, da er einen "wirklich vorbildlichen Aufbau des Spannungsbogens" vorzuweisen habe. Deshalb sehe man ihm auch "die finale Dramatisierung der sonst recht akkurat wiedergegebenen Ereignisse ohne weiteres nach". Deutlich in der Minderheit sind negative Kritiken wie die von Michael Brodsk bei
negativ-film.de. Seines Erachtens seien "das Interessanteste an «Argo» seine zahlreichen Schwachstellen. Denn wie schon in seinem bisherigen Oeuvre offenbart Affleck eklatante Probleme bei der Inszenierung des kleinen Einmaleins."
OT: «Argo» von Ben Affleck; mit Ben Affleck, Bryan Cranston, John Goodman, Kyle Chancler, Titus Welliver und Taylor Schilling
«Das Schwergewicht»
Der 42-jährige Scott Voss (Kevin James) ist ein Durchschnittstyp durch und durch: An seinem Job als Biologielehrer an einer maximal durchschnittlichen Highschool hat er schon seit längerem nur noch wenig Freude, auch ansonsten ist er nur geringfügig engagiert und sitzt überwiegend nur noch seine Zeit ab. Als jedoch das Musikprogramm der Schule aufgrund fehlender finanzieller Mittel gestrichen und sogar der Musiklehrer (Henry Winkler) entlassen werden soll, ist seine Lethargie verflogen: Als Mixed-Material-Arts-Kämpfer will er das nötige Geld verdienen, um das Projekt zu retten. Bei seinem Umfeld erntet er für diesen Plan zunächst nur Spott, vor allem die Schulkrankenschwester Bella Flores (Salma Hayek) kann hierüber nur müde lächeln. Doch sie wissen nicht ausreichend über Scotts Vergangenheit Bescheid: Vor vielen Jahren war er nämlich ein durchaus erfolgreicher College-Wrestler. Als sich der Lehrer mit dem schrägen Plan bei der lokalen Presse herumspricht, wird er eine kleine Mediensensation. Als sich dann auch noch die Schule geschlossen hinter ihn stellt, steht einem Gelingen eigentlich nichts mehr im Wege...
Beim neuesten Kinospaß mit Kevin James gehen die Kritikermeinungen überwiegend stark auseinander. Jervis Tetch vom Filmblog
cinemaforever.blog.de ist durchaus erstaunt darüber, "dass in einem Kevin-James-Film mal Blut fließt, Fäuste fliegen und sich die Protagonisten ernsthaft Gedanken um ihre Gesundheit machen müssen". Doch während die Kampfszenen "überraschend gut" seien, komme die "Geschichte um den desillusionierten Biologielehrer" doch wieder "gänzlich vorhersehbar" daher. Da jedoch auch "die Darsteller mit Spaß bei der Sache" seien und es "wenig flache Witze" gebe, sei «Das Schwergewicht» "zwar kein guter, dafür aber immerhin ein kurzweiliger Film". Laut Günter H. Jekubzik von
filmtabs.blogspot.de habe Kevin James zwar "kräftig abgenommen, die Konzentration von Witzfigur zu Figur gelang jedoch nicht", da "komischerweise alle seine Mitspieler besser und witziger als die unwahrscheinliche Hauptfigur" seien. In der internationalen Presse fielen die Meinungen mehrheitlich vernichtend aus. John Anderson von
variety.com bezeichnet den Film als "Sportgeschichte, die so blöd ist, dass Kevin James ruhig die Hauptrolle spielen kann", während Chris Cabin von
slantmagazine.com sogar von der "teuersten Werbung für die UFC" spricht, "die je produziert wurde".
OT: «Here Comes the Boom» von Coraci; mit Kevin James, Salma Hayek, Henry Winkler, Joe Rogan, Reggie Lee und Charice
«Possession - Das Dunkle in dir»
Seit der Trennung ihrer Eltern ist die junge Emily (Natasha Calis) abwechselnd bei ihrer Mutter (Kyra Sedgwick) und ihrem Vater (Jeffrey Dean Morgan) zu Hause. Vor allem ihr Vater, der das Mädchen deutlich seltener zu Gesicht bekommt, verwöhnt sie in ihrer wenigen gemeinsamen Zeit auf jede ihm mögliche Art und Weise. Immerhin möchte er ja nur das Beste für sie. Da ist es eine Selbstverständlichkeit, dass Emily auf einem Antiquitätenmarkt auch eine formschöne alte Holzbox bekommt, für die sie richtig ins Schwärmen kommt. Zunächst wissen die beiden nicht, wie sie den Gegenstand öffnen sollen, doch eines Abends gelingt es "Em", die Antiquität aufzuschließen - was in der Folge nicht nur sie bereut. Denn mit dem Öffnen der Box kommt ein uralter Dämon über sie und ergreift fortan immer mehr Besitz von ihr. Als sich das Mädchen immer seltsamer und aggressiver verhält, versuchen die verzweifelten Eltern, den Fluch der Box zu brechen, um ihre Tochter zu retten. Denn es gibt berechtigten Anlass zur Sorge, sogar um ihr Leben...
Bringt dieser Film sein Publikum zum Gruseln oder wünscht man sich aufgrund mangelnder Spannung, dass die Dämonen möglichst bald ein Einsehen haben? Quotenmeter.de-Kinokritiker Janosch Leuffen verrät es Ihnen in seiner
Kinokritik.
OT: «The Possession» von Ole Bornedal; mit Jeffrey Dean Morgan, Natasha Calis, Kyra Sedgwick, Jay Brazeau und Madison Davenport
«Pieta»
Lee Gang-Do (Lee Jung-Jin) fackelt in seinem Job nicht lange, denn als Schuldeneintreiber eines Geldverleihers ist er darauf angewiesen, dass alle Schuldner das geforderte Geld zurückzahlen. Dabei schreckt er vor keinem Mittel zurück, auch körperliche Gewalt ist ihm recht, solange er sein Ziel erreicht. Wenn seine Schuldner nicht in der Lage sind, ihre Schulden zu begleichen, schlägt er sie sogar zu Krüppeln, damit die Unfallversicherung zahlt. Doch eines Tages kommt auch sein Leben ins Wanken, als plötzlich eine geheimnisvolle Frau (Cho Min-Soo) auftaucht und behauptet, seine Mutter zu sein. Dies kann er zunächst nicht glauben, da er davon ausgeht, als Waisenkind aufgewachsen zu sein. Doch die Frau lässt mit ihrer Behauptung nicht locker und kriegt Lee somit schließlich sogar so weit, seinen Job aufzugeben, um endlich ein normales Leben zu führen. Als sie eines Tages entführt wird, glaubt er an einen Racheakt eines ehemaligen Schuldners. Als er auf seiner Suche der Reihe nach allen Opfern auflauert, stößt er schließlich auf ein dunkles Geheimnis...
Dieser südkoreanischen Produktion können die meisten Kritiker durchaus viel Positives abgewinnen. Robert Cherkowski von
filmstarts.de beschreibt sie als "archaisch und roh", bei der "jede Figur finanziell oder moralisch so verschuldet" sei, "dass der Preis nur das Leben sein kann". Doch "trotz aller Verkommenheit" weide sich Regisseur Ki-duk Kim "anders als in vielen seiner früheren Filme diesmal nicht an plakativen, ausbeuterischen Schauwerten" und "lässt die Brutalität stattdessen im Kopf des Zuschauers entstehen". Bei
filmosophie.com empfiehlt man den Streifen in erster Linie Kinogängern, die "auf der Suche nach einem gefühlvoll-tiefgehenden und fordernden Stück Südkorea-Kino" sind, während "die Charaktere, die auf ihre Zielen und Manien reduziert wurden, verblassen". Till Kadritzke von
critic.de kann zwar wenig mit der "Mitteilungswut des Regisseurs" und der "zu simplen Kapitalismuskritik" anfangen, doch "vor allem im letzten Drittel" mache der Film "durchaus Spaß". Der Plot habe hier "deutlich mehr zu bieten und versetzt gegen Ende noch den ein oder anderen inszenatorischen Schlag in die Magengrube".
OT: «Pieta» von Ki-duk Kim; mit Cho Min-Soo, Lee Jung-Jin, Eunjin Kang, Jin Yong-Ok und Jae-rok Kim