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Die Kritiker: «Arne Dahl: Misterioso»

Ein neuer schwedischer Krimi gibt es im Zweiten zu sehen: Julian Miller sah den Auftakt.

Inhalt


Nach einem Überfall auf die "Sydbank" in der schwedischen Kleinstadt Avesta bleibt ein Bankräuber tot zurück, ein langer Dartpfeil durchbohrt sein Auge. Vom Täter fehlt jede Spur, Zeugen gibt es keine. Der Fall kann zunächst nicht geklärt werden. Derweil werden in Stockholm kurz hintereinander drei hochrangige Unternehmer ermordet. Jenny Hultin, die Chefin des Obersten Kriminalamts, stellt aus gegebenem Anlass eine Spezialeinheit zusammen, das A-Team.

Dazu gehört Paul Hjelm, der wegen seines heldenhaften Einsatzes bei einer Geiselnahme nicht, wie eigentlich zu erwarten, befördert wird, sondern sich stattdessen einem polizeiinternen Komitee stellen muss. Hultin rettet ihn vor der drohenden Kündigung. Des Weiteren gehören zum A-Team: Computer-Experte Jorge Chavez, Polizei-Urgestein Viggo Norlander, Freidenker und Familien-mensch Aarto Söderstedt, der Pragmatiker Gunnar Nyberg sowie die exzellente Denkerin und Verhör-Spezialistin Kerstin Holm. Gemeinsam suchen sie fieberhaft nach einem Motiv für die drei Morde. Es gab zwar lose Geschäftsverbindungen zwischen den Opfern, und es stellt sich heraus, dass sie derselben Logen-Gesellschaft angehörten - aber das bringt die Ermittlungen nur schleppend voran.

Unabhängig davon versucht das Team herauszufinden, wer das nächste Opfer sein könnte, das es dringend zu schützen gilt. Doch der Täter ist der Polizei einen Schritt voraus, und so können sie den vierten Mord nicht verhindern. Viggo Norlander, frustriert von den fehlenden Ermittlungserfolgen und zu viel Arbeit auf dem Schreibtisch, verfolgt eine Spur in Richtung Estland. Die Patronen, die für die Morde verwendet wurden, stammen aus dem Waffenarsenal der so genannten Juri-X-Bande. Norlander geht unnötige Risiken ein und wird von der Gang in einer alten Fabrikhalle an Händen und Füßen gefesselt. Er kehrt verletzt und schockiert, aber insgesamt wohlbehalten wieder zurück. Immerhin hat er eine Spur gefunden: Alle Opfer waren im Vorstand einer Firma, die offensichtlich in Verbindung mit der Juri-X-Gang stand.

Gleichzeitig verfolgen die Kollegen in Schweden noch eine andere Spur. Der fünfte Mord kann verhindert werden: Die Kollegen brechen in die Villa des Opfers ein, und der Täter muss fliehen. Aber Paul Hjelm tappt immer noch im Dunkeln. Ein Jazzstück von Thelonius Monk mit dem Titel "Misterioso" wird zur heißen Spur. Während Paul weiter recherchiert, verliebt er sich in seine Team-Kollegin Kerstin Holm.

Darsteller
Malin Arvidsson («183 dagar») als Kerstin Holm
Irene Lindh («Anna Holt – polis») als Jenny Hultin
Claes Ljungmark («Bibliotekstjuven») als Viggo Norlander
Shanti Roney («Zusammen!») als Paul Hjelm
Magnus Samuelsson («World's Strongest Man») als Gunnar Nyberg
Matias Varela («Easy Money») als Jorge Chavez
Niklas Åkerfelt («Gränsfall») als Aarto Söderstedt

Kritik


An «Misterioso», dem ersten Teil der neuen «Arne Dahl»-Reihe, deren vier Filme das ZDF sonntags nach dem Herzkino zeigen will, ist nahezu alles kalt, steril und unnahbar. Das mag ein generelles Problem skandinavischer Krimi- oder Thrillerreihen sein (Andere würden vielleicht argumentieren, dass gerade darin der Reiz besteht), doch hier tritt es noch einmal deutlicher zutage als in vergleichbaren Produktionen. Der Vergleich zum ZDF-Vorprogramm könnte jedenfalls nicht krasser ausfallen.

Es fällt schwer, sich auf die Figuren einzulassen. Dazu werden sie von den Autoren Cilla und Rolf Börjlind, die das Drehbuch nach der gleichnamigen Romanvorlage verfassten, nicht weich genug geführt. Es fehlt ihnen an Eigenheiten, an Individualität, die sie mehr sein lassen würden als bloße Marionetten, die den Plot voranzutreiben haben. Über die gängigen plumpen Methoden, wie Szenen, in denen Polizisten für die vermeintlich „gute Sache“ Informationen erprügeln und die Angelegenheit durch Vetternwirtschaft vertuschen, geht die Dramaturgie nicht hinaus. Mitfühlen kann man mit keiner Figur – dafür ist alles zu aufgesetzt und berechnet.

Wenig ambitioniert wirkt auch der strukturelle Aufbau, der stupide alle bekannten Wendepunkte des Genres abklappert und die üblichen Versatzstücke präsentiert, ohne dass dadurch ein ansprechendes großes Ganzes entstehen würde. All die Verfolgungsjagden, die leidigen Debatten in den Konferenzräumen, die Beschattungsorgien, die Geschichten um von ihren Polizistenmännern entfremdeten Gattinnen kennt man schon zuhauf. Unglaubwürdig wird es noch dazu leider auch immer wieder: etwa wenn einer der schwedischen Polizisten aus der Gruppe A ins estnische Tallinn reist, um die dubiose russische Mafia auszukundschaften – und dann natürlich, man ahnt es bereits, in deren Fänge zu geraten.

Und wenn man ohnehin schon dabei ist, sich ordentlich an der randvollen Schwedenkrimi-Klischee-Aservatenkammer zu bedienen, darf auch die erwartbare Liebelei nicht fehlen: Paul Hjelm, mit seinem Vollbart eher der Holzfällertyp, darf seine Kollegin Kerstin Holm ein bisschen betatschen, während seine Frau raus aufs Land fährt, um sich über ihre Beziehung zu ihm klar zu werden. Er hat ja schon länger nicht mehr so viel Zeit für sie – die ganzen Geiselnahmen und Verfolgungsjagden schlauchen ja auch ungemein. Natürlich wird auch dieser Konflikt nicht vertieft. Einmal kurz anreißen und weiter zum nächsten abgestandenen Plot-Imitat, wie bei allen anderen Untersuchungsfeldern auch. Die Ästhetik (Regie: Harald Hamrell) hat da leider ebenso wenig mehr zu bieten als die typischer schwedischer Fernsehfilme – womit es, zusammen mit einem 08/15-Cast ohne wirkliche Ausreißer ins Positive oder Negative eigentlich nichts gibt, womit man punkten könnte.

Das ZDF zeigt «Arne Dahl: Misterioso» am Sonntag, den 4. November 2012, um 22.00 Uhr.
03.11.2012 15:35 Uhr Kurz-URL: qmde.de/60140
Julian Miller

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Tags

Arne Dahl

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