Gemütlich, aber nicht träge. Mit Lokalkolorit, aber nicht kleinweltlich. So sollten Regionalkrimis sein.
Inhalt
Kommissar Peter Haller kehrt nach dem Tod seiner Mutter in seine Heimatstadt Bamberg zurück, damit er sich um deren Hinterlassenschaften kümmern kann. Dazu bleibt ihm jedoch kaum Zeit, denn kurz nach seiner Ankunft in der fränkischen Stadt wird er von seinem Kollegen Sven Schäuffele zu einem Einsatz gerufen: Die junge Studentin Jana stürzte während eines Reitunfalls und verletzte sich dabei tödlich. Wie die Untersuchung des Tatorts ergibt, spannte jemand ein Seil zwischen zwei Bäume. Damit ist klar: Es handelt sich um Mord.
Die Verdächtigen sind rasch aufgereiht: War es der Psychologie-Dozent Eberlein, der sich körperlich zu Jana hingezogen fühlte? Oder war es jemand vom Western-Reitclub "Die Ranch", wo es zwischen Leiterin Tessi Breu, ihrem Mann Stefan und dem maulfaulen Stalljungen allerlei erotische Verstrickungen gibt. Doch auch Haller lässt nichts anbrennen und flirtet sowohl mit seiner überaus sachlichen Würzburger Kollegin Birgit Sacher als auch mit der aufgeweckten Buchhändlerin Eva, die ihm alsbald verfällt ...
Darsteller
Thomas Schmauser («Freiwild. Ein Würzburgkrimi») ist Peter Haller
Teresa Weißbach («Gonger 2») ist Birgit Sacher
Tobias Oertel («Bella Australia») ist Stefan Breu
Anna Schudt («Alles was recht ist») ist Tessi Breu
Katharina Schüttler («Gelobtes Land») ist Eva Leupold
Sven Waasner («Herzflimmern») ist Herbert Schäufele
Andreas Patton («Eine lange Nacht») ist Matthias Eberlein
Kritik
Ein Regionalkrimi, in dem ein gemütlicher Ermittler auf eine arbeitsame Kollegin aus der Stadt trifft. Das lässt eine abendfüllende Variation der ARD-Vorabendkrimireihe «Heiter bis tödlich» erwarten, sogar befürchten. Doch «Bamberger Reiter. Ein Frankenkrimi» verzichtet auf lasche Witzchen, übertreibt es nicht mit der gegensätzlichen Dynamik seiner Ermittlerfiguren und geht mit einer stimmungsvollen Gelassenheit voran. Der von Thomas Schmauser überzeugend gespielte Peter Haller mag ein guter Kommissar sein, doch ihm ist sein Privatleben ebenfalls von großer Bedeutung, weshalb er parallel zur Klärung des Mordfalls noch immer seinen Alltag hegt. Das entschleunigt die Kriminalarbeit in diesem Regionalkrimi, verschiebt den Fokus von der Verbrecherjagd auf das Leben Hallers, der einen ungleich mehrschichtigeren Charakter hat, als sämtliche «Heiter bis tödlich»-Figuren oder auch die meisten «Tatort»-Kommissare.
Haller zeigt sich durchaus als Frauenheld, wickelt vermeintlich mühelos eine Buchhändlerin um den Finger und hat auch Augen für seine gestrenge Kollegin Sacher, allerdings macht ihn dies nicht zu einem der vielen Macho-Cops, die gerne deutsche Krimis bevölkern. Er ist ein belesener Romantiker, auch ein kleines Sensibelchen, welches durch den Tod seiner Mutter in eine melancholische Phase gestürzt wird. Schmausers Haller hat Ecken, Kanten und viele sympathische Züge, weshalb er den 90-minütigen Regionalfilm locker auf seinen Schultern tragen kann. Besonders gut ist er im Zusammenspiel mit Katharina Schüttler, deren intelligent-süße Buchhändlerin Eva stets eine Haller verführende Aura des Geheimnisvollen um sich schürt. Aber auch mit Teresa Weißbach und Sven Waasner, die Hallers Kollegen verkörpern, hat Schmauser eine stimmige Chemie.
Die regionalen Bezüge im Frankenkrimi sind weder aufdringlich, noch platte Klischees. Es wird Marillenschnaps und Rauchbier getrunken, heimische Autoren werden erwähnt, die Figuren sprechen Dialekt, nicht aber einen so urigen, dass Zuschauer aus dem Rest der Republik Verständnisprobleme haben. Universell ist bloß das Element der Gemütlichkeit: Zwar mögen alle Regionalkrimis ihren Schauplatz als Heimat der gemächlichen, lockeren Menschen verkaufen, letztlich trifft es in Fernsehdeutschland aber auf sämtliche Kleinstädte und ländlichen Gegenden gleichermaßen zu. Während diese Gemütlichkeit in vielen anderen Krimis, wie etwa bei den «Rosenheim-Cops» des ZDF, zu einer entnervenden Trägheit verkommt, ist sie hier stimmig mit der Figurenzeichnung verbunden. Zudem verstehen Autor Peter Probst und Michael Gutmann, dass selbst ein gemütlicher Film noch immer Handlung benötigt. Wo also die ZDF-Cops aus Rosenheim und Garmisch Däumchen drehen und langsame, inhaltsleere Dialoge runterleiern, beschäftigt sich Haller mit sich selbst und seinem Draht zur Frauenwelt.
«Bamberger Reiter» ist zwar dennoch eine Spur zu gemütlich, um das Beste aus dem durchaus cleveren Mordfall rauszuholen, allerdings hilft die einmalige Stimmung dieses Franken-Westernkrimis, dies zu verschmerzen. Hinzu kommen die ansprechenden, runden Charakterisierungen der wenngleich nicht originellen, so aber eigenständig umgesetzten Figuren. Demnächst möchte der BR einen neuen «Tatort» aus der Frankenregion ins Hauptprogramm bringen. Vielleicht muss er sich gar nichts Neues dafür einfallen lassen. Die Ermittler aus «Bamberger Reiter» bieten sich bereits hervorragend für eine reguläre Reihe im Ersten an.
«Bamberger Reiter. Ein Frankenkrimi» ist am Samstag, 27. Oktober 2012, ab 20.15 Uhr im BR zu sehen.