Die RTL II-Polizeidoku beweist: „Fiction geht auch für die Hälfte“ – des Senderschnitts.
Als RTL II sein „Scripted-Einsatz-Kommando“ an den Start schickte, versprach Programmdirektor Holger Andersen nie dagewesene, geschriebene „Realität“: „Der Zuschauer bekommt das Gefühl, bei den Einsätzen des SEK hautnah dabei zu sein.“ Zusammen mit «Grenzschutz – Die Zollfahnder» programmierte der Sender mehrere Scripted Realitys in der Primetime und hoffte auf einen weiteren Quotenhit für das zuletzt erfolgsverwöhnte RTL II.
Die erste Folge der Serie feierte am 25. August um 21.10 Uhr Premiere. Zum Start schalteten 0,85 Millionen und 3,3 Prozent aus dem Gesamtpublikum ein, bei den 14- bis 49-Jährigen fanden sich 0,51 Millionen Interessierte, die 5,4 Prozent generierten. Damit blieb die erste Episode unter dem Senderschnitt. Auch wenn zum Üblichen in beiden Zuschauergruppen nur 5 Promille fehlten, war bereits dieser Beginn eine große Enttäuschung. Das setzte sich auch eine Woche später fort, als nur noch 0,68 Millionen und 2,5 Prozent insgesamt vor den Fernsehen saßen. In der Zielgruppe wurden nur noch 0,40 Millionen und 4,3 Prozent erreicht.
Die dritte Folge, ausgestrahlt am 8. September, zeigte eine leichte Tendenz nach oben, blieb aber unter den ohnehin schon schlechten Werten der ersten Episode. Von den Fernsehzuschauern ab drei Jahren schalteten 0,78 Millionen und 2,9 Prozent ein, davon waren 0,45 Millionen aus der Gruppe der Werberelevanten, die 4,5 Prozent aller jungen Fernsehenden ausmachten. Sieben Tage später kam «Zugriff» erneut auf insgesamt 0,78 Millionen Zuschauer, die an diesem Abend 2,6 Prozent bedeuteten. Die Zahl der 14- bis 49-Jährigen sank erneut auf 0,40 Millionen, die Einschaltquote lag bei 3,7 Prozent und damit einem neuen Tiefstwert.
Der lawinengleiche Absturz des Zuschauerinteresses setzte sich am 22. September mit nur 0,72 Millionen und 2,3 Prozent beim Gesamtpublikum unvermindert fort. Die junge Zielgruppe blieb in absoluten Zahlen bei 0,40 Millionen, die aber nur noch 3,5 Prozent generierten. In der Woche darauf saßen noch 0,61 Millionen und 2,1 Prozent insgesamt vor der Mattscheibe, bei den Werberelevanten kam RTL II nur auf 0,36 Millionen und 3,3 Prozent Marktanteil. Obgleich schon im Quotenkeller angekommen, gelang es der Sendung in der nächsten Ausstrahlung, sich endgültig das eigene Grab zu schaufeln. Nur noch 0,56 Millionen und 1,7 Prozent aller Fernsehenden folgten dem Programm, bei den 14- bis 49-Jährigen wurden Ergebnisse von 0,28 Millionen und 2,1 Prozent gemessen.
Den Eindruck, dass die Einschaltquote nur noch von vor dem Fernseher Eingeschlafenen getragen wurde, verfestigte sich mit dem Finale der Sendung, das nur 0,58 Millionen und 1,8 Prozent des Gesamtpublikums verfolgten. In der Zielgruppe sahen 0,34 Millionen zu, die 2,9 Prozent Marktanteil generierten. Damit endete am 13. Oktober nach der achten Folge der Bergsturz von «Zugriff» im Quotental.
Der Blick auf die Einschaltquoten der Sendung lässt keine Deutungsalternativen offen; das Format begann mit schlechten Ergebnissen und baute im Verlauf der Ausstrahlung noch weiter ab. Der Serie gelang es zu keinem Zeitpunkt, eine feste Gruppe an Zuschauern an sich zu binden, so dass die graphische Darstellung der Werte die fast idealtypische Kurve eines vollständigen Fernsehflops aufzeigt. Der Senderschnitt von RTL II liegt im Bereich des Gesamtpublikums bei 3,8 Prozent sowie 5,9 Prozent bei den 14- bis 49-jährigen Zuschauern. Die von «Zugriff» erreichten Durchschnittswerte lagen nur bei 0,69 Millionen Zuschauer, die 2,4 Prozent bedeuteten bzw. 0,39 Millionen, aus denen sich ein Wert von 3,7 Prozent ergab.
Tatsächlich wurde das Niveau des übrigen Programms nicht ein einziges Mal erreicht, noch am erfolgreichsten war der Auftakt, ab dem sich die Einschaltquoten, bezogen auf den Senderschnitt, bis Oktober schlussendlich mehr als halbierten. Alles andere als ein dauerhaftes Ende des Formats wäre damit eine Überraschung. Gleichzeitig zeigt sich, dass Scripted Reality für RTL II kein Allheilmittel sein kann.