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'So schlecht macht der Lanz das gar nicht...!'

Vor Ort bei «Wetten, dass..?»: Lesen Sie, was die Kameras am Samstagabend nicht einfingen, was Markus Lanz unmittelbar nach Showende zu den Journalisten sagte und wie die ersten Reaktionen des Publikums im Saal ausfielen.

Die einzige Show im deutschen Fernsehen, bei der die Zuschauertickets im Vorfeld ausgelost werden müssen, heißt «Wetten, dass..?». Stets übersteigt die hohe Nachfrage das geringe Platzangebot in den wenigen Folgen pro Jahr. Insofern kann man sich überhaupt schon glücklich schätzen, mal live vor Ort dabei sein zu dürfen. Handelt es sich dann auch noch um eine ganz besondere Ausgabe, sollte man so richtig froh sein. Im Zuge dessen betonte der Warm-Upper gegenüber dem Publikum im Düsseldorfer ISS-Dome am Samstagabend kurz vor der Premiere von Markus Lanz auch, dass man unter drei Millionen Bewerbern ausgesucht worden sei und deshalb zum Dank besonders intensiv die Handflächen aneinander schlagen müsse. Ob es wirklich drei Millionen Interessenten gab, ist natürlich ebenso fraglich, wie es der Einsatz des Warm-Uppers generell ist. Thomas Gottschalk hatte sein Warm-Up vor jeder «Wetten, dass..?»-Folge schließlich komplett selbst durchgeführt, Markus Lanz traute sich dies offenbar noch nicht so recht zu und ließ sich nur vergleichsweise kurz vor der Sendung in der Halle sehen. Das machte aber nichts, denn das Publikum schien sich über jede Sekunde ohne den nervigen Animateur zu freuen, der sogar noch in die heilige Eurovisionshymne hinein quatschte und erst mit Beginn des Vorspanns Ruhe gab.

Ohnehin hätte man sich seinen Einsatz eigentlich sparen können, denn als Markus Lanz zum ersten Mal die Wettbühne als Gastgeber betrat, zeigten die Zuschauer im Saal ehrliche Begeisterung für den Neuen und spendeten ihm einen Applaus, der deutlich länger war, als es sich der Warm-Upper wohl je hätte wünschen können.

Einzelne Personen standen sogar auf und forderten von ihren Sitznachbarn, es ihnen gleich zu tun. Da verwundert es nicht, wenn der Anheizer nur noch die erste Zeit während der Sendung in der Halle blieb, um Applaus-Einsätze vorzugeben. Schnell musste er merken, wie überflüssig das war und konnte das Feld räumen. Nun setzte ein merkwürdiger Effekt ein: Als das Klatschen schon nur noch im Unterbewusstsein erfolgte, kam es einem auf den Publikumsrängen so vor, als würde man die Show zu Hause vor dem Fernseher verfolgen. Im Sofa-Stil unterhielten sich die Zuschauer dann auch zwischendurch immer wieder mal locker über das Geschehen. Die Gesprächslautstärke war dabei ganz normal. Es musste nicht geflüstert werden, denn man konnte sich sicher sein, dass kein Mikrofon in der weiträumigen Halle das Gesagte aufnehmen würde.

Einzelne Kommentare waren also auch noch für die umliegenden Sitzreihen gut zu hören. Das einzige, was neben dem scheinbar zum Automatismus gewordenen Applaus noch daran erinnerte, dass man ja live vor Ort war: Das Geschehen hinter den Kulissen, welches den Fernsehzuschauern verborgen bleibt. So ließ es sich beobachten, wie während der Filme zur Kandidaten-Vorstellung die Wettaufbauten getätigt wurden, wie das Team der Sendung selbige neben der Bühne gebannt auf TV-Bildschirmen verfolgte, wie Jennifer Lopez zumindest einem Zuschauer beim Verlassen der Bühne noch ein Autogramm gab oder wie angeregt sich Lanz während der Musik-Acts mit den prominenten Wettpaten auf der Couch unterhielt, seine Moderationskarten noch einmal durchlas und nachgeschminkt wurde. Der Showmaster hatte überhaupt ein sehr gutes Verhältnis zu seinen Gästen, denn er genoss es richtig, mit ihnen ungezwungen zu plaudern, während man mal nicht im Bild war.

Als Jennifer Lopez sang, setzte Lanz sich sogar extra zu Campino von den Toten Hosen hinüber, um mit ihm anscheinend über die Musik von J.Lo zu fachsimpeln. Das Verhältnis des Publikums gegenüber Lanz normalisierte sich nach der anfänglichen Euphorie im Laufe der Sendung. Bei guten Gesprächsführungen von ihm hörten die Zuschauer im Saal zwar interessiert und wohlwollend zu und um die Lanz-Challenge besser sehen zu können, erhoben sich viele von ihnen an den Randblöcken sogar von ihren Sitzen, doch ansonsten stand man dem Gastgeber nach dem Jubel zu Beginn fortan eher in einer neutraleren Erwartungshaltung gegenüber. Lanz´ scheinbar so großer Vorgänger Gottschalk spielte an diesem Abend im ISS-Dome keine große Rolle. Das Publikum war weitestgehend am Hier und Jetzt interessiert. Nur einmal, als Wotan Wilke-Möhring bei der Hundehaar-Wette einige Gags brachte, die Markus Lanz nicht so leicht einfallen wollten, war kurz die Erinnerung an Thommy wieder da. Stimmen wurden laut, dass Gottschalk die Wetten ebenso wie Wilke-Möhring lustiger begleitet hätte, als es Lanz in seiner ersten Sendung tat.

Die Sympathien des Saalpublikums galten insgesamt aber ohnehin viel mehr dem Kinderwettkandidaten Julian, der einige weibliche Zuschauer mit seiner S-Bahn-Wette zu einem "Süß!" hinreißen konnte und Karl Lagerfeld, über dessen Sprüche herzlich gelacht wurde. "Coole Sau!" war nur ein Zwischenruf, der sich auf den Publikumsrängen zu ihm vernehmen ließ.

In der Ecke der Pressevertreter, die zirka 50 Personen ausmachten und blockweise zusammensaßen, lachte man am lautesten über Karlchens Äußerungen. Journalisten waren übrigens nicht die einzigen kritischen Beobachter im ISS-Dome, denn Frank Elstner konnte man in der ersten Reihe fast die ganze Sendezeit über sehr angespannt und aufmerksam sitzen sehen. Der Erfinder von «Wetten, dass..?» schien sich lediglich für das Gespräch von Lanz mit Wotan Wilke-Möhring nicht zu interessieren. Da putzte er sich lieber die Brille. Die Aufmerksamkeit des Publikums hingegen nahm gegen Ende der Show immer weiter ab. Man sehnte sich dem Schluss der Wettveranstaltung entgegen und es waren um kurz nach 23 Uhr schon erste Fazits zu hören wie "Halb Zwölf ist zuviel!" oder "So schlecht macht der Lanz das gar nicht...!". Als das Ende schließlich in Sicht war, warteten viele Zuschauer gar nicht mehr die Verabschiedung durch den doch noch mal zurückgekehrten Warm-Upper ab, sondern liefen schon im Abspann aus der Halle. Der Schluss der Sendung hatte sich ganz schön hingezogen und einige Zuschauer konnten einfach nicht mehr länger sitzen, mussten zur Toilette oder hatten Hunger und Durst.

Erste Meinungen zum neuen «Wetten, dass..?», die Quotenmeter.de bei einzelnen Zuschauern unmittelbar nach der Show erfragte, fielen gemischt aus. Hans, 54 Jahre, fand seinen ersten Aufenthalt bei einer Fernsehsendung zwar "sehr beeindruckend", musste aber anfügen: "Ich habe große Erwartungen an Markus Lanz gehabt und ich sag´s ganz ehrlich: Sie sind meinerseits nicht zu 100 Prozent erfüllt worden." Auch Agnes, 57 Jahre, hatte Kritik am neuen Showmaster: "Frank Elstner hätte er mehr mit reinbringen können...!". Insgesamt war sich Agnes aber noch unsicher: "Ich zweifle noch, ob es gut oder schlecht war." Deutlich begeisterter war da schon Mandy, 35 Jahre: "Herr Lanz hat das sehr klasse gemacht, die Gäste waren gut, war viel Humor dabei. Alles in allem eine spannende Sendung - kurzlebig!". Robin, 20 Jahre, war als Fan von den Toten Hosen natürlich auch erfreut: "Ich fand die Sendung sehr gut gemacht." Selbstverständlich sind diese Stimmen nicht repräsentativ, doch es ist zumindest hier auffällig, dass die Lanz-Premiere beim jüngeren Publikum besser aufgenommen worden zu sein schien, als beim älteren.

Markus Lanz absolvierte nach der Sendung auf der Bühne noch einen kleinen gehetzten Marathon mit Autogrammen schreiben, Fotos machen und Interviews geben. Als er nach seiner ersten eigenen Einschätzung zur Show befragt wurde, bekannte er "Ich habe kein Gefühl dafür!". Die Ungewissheit stand um kurz nach Mitternacht also unweigerlich im Raum, bzw. in der Halle. Ob die Show nun aber positiv oder negativ gefunden wurde - in einem Punkt konnten Lanz und das Düsseldorfer Publikum wohl übereinstimmen: Es war ein interessantes und besonderes Erlebnis, ein Teil von Europas größter Fernsehshow zu sein und man war erleichtert, als es man es endlich hinter sich hatte.
07.10.2012 14:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/59602
Gregor Elsbeck

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Markus Lanz Wetten dass..?

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