Alex, Marty, Melman und Gloria wollen zurück nach New York – und landen im Zirkus. Ein herrlich verrückter und flotter Abschluss der «Madagascar»-Reihe von DreamWorks.
DreamWorks hat in den vergangen Jahren deutlich unter Beweis gestellt, dass sie neben Platzhirsch Pixar eine feste Größe in der Welt der animierten Filme sind. Bestes Beispiel dafür ist neben der unverwechselbaren «Shrek»-Reihe und dem fantastischen «Drachenzähmen leicht gemacht» auch die «Madagascar»-Franchise. Bereits seit Mai dieses Jahres tourte der dritte und vermeintlich letzte Film mit der chaotischen Tierbande durch die Welt, bevor er nun auch hierzulande endlich zu sehen ist. Zwar passt der Handlungszeitraum irgendwie so gar nicht in den Herbst, dennoch lohnt sich der Gang ins Kino auch bei der zweiten Fortsetzung dank turbulenter Geschichte und großer Gag-Dichte allemal.
Ganz nach King Juliens Motto „I like to move it move it“ starten das vorlaute Zebra Marty, der eitle Löwe Alex, die hypochondrische Giraffe Melman und die divenhafte Nilpferddame Gloria erneut einen Versuch, endlich in ihren heiß geliebten New Yorker Zoo zurückzukehren. Bei ihrem Fluchtplan darf die unverzichtbare Hilfe von Julien, dem König der Lemuren und den vier Bruchpiloten Skipper, Private, Kowalski und Rico natürlich nicht fehlen! Doch unsere liebenswerten Schiffbrüchigen schaffen es gerade mal nach Monte Carlo, bevor sie prompt von der skrupellosen Tierfängerin Capitaine Chantel DuBoise in einem Spielcasino entdeckt werden. Wie sollen sie es nur durch ganz Europa schaffen, ohne aufzufallen?
Als sie zufällig auf einen Wanderzirkus treffen, scheinen all ihre Probleme gelöst – wäre da nicht der raubeinige russische Tiger Vitaly, der sich mit dem «plüschigen» Alex so gar nicht anfreunden will. Doch Marty und die restlichen Madagascar-Freunde können mit ihren einzigartigen Talenten überzeugen und kreieren gemeinsam schließlich die atemberaubendste Zirkus-Performance, die die Welt je gesehen hat… aber wird sie das der Heimat näherbringen?
Vor sieben Jahren ließ DreamWorks mit Löwe Alex, Zebra Marty, Giraffe Melman und Nilpferd Gloria eine nicht nur in ihrem Verhalten außergewöhnliche Tiergruppe auf die Zuschauer los. Denn statt der immer realistischeren computergenerierten Bilder ging man bei der Entwicklung der Charakter diesmal genau den umgekehrten Weg. So wirkten die Tiere eben nicht wie aus der realen Welt abgekupfert, sondern durch ihre kantigen Körper und schräge Mimik wie überdrehte Karikaturen. Eine Idee, die sich bezahlt machte und an der natürlich auch im neuesten Teil nichts geändert wurde.
Mittlerweile dürften auch die Hauptfiguren so bekannt sein, dass man sich nunmehr gar nicht erst mit einer Einführung dieser aufhält. Auch aus deutscher Sicht ist alles beim Alten geblieben: Jan Josef Liefers spricht Alex, Bastian Pastewka Melman, Rick Kavanian ist Marty und Die Fantastischen Vier sind erneut als die Pinguine Skipper, Kowalski, Private und Rico zu hören. Nach einem kleinen Rückblick auf «Madagascar 2» geht es sogleich rasant los – in einem irrsinnigen Tempo, das glücklicherweise bis zum versöhnlichen Finale stets aufrecht gehalten wird. Auf dieser wahnsinnig schnellen „Tour d’Europa“ wird das Wiedersehen mit der Rasselbande samt King Julien und den Pinguinen, die einfach mal so ein ganzes Kasino hops nehmen und wesentlich mehr Screentime erhalten, zum quietschbunten und stimmungsvollen Vergnügen. Dennoch muss die Geschichte dafür ein paar Federn lassen.
Als wirklich innovativ und durchdacht erweist sich diese nämlich nicht. Einmal mehr geht es um Freundschaft und Gemeinsamkeit. Und nachdem New York und Afrika in den ersten beiden Filmen abgefrühstückt wurden, ist der Drang nach noch mehr Schauplätzen zu spüren. Über Monte Carlo, wo die eigentliche Hatz durch die skrupellose Tierjägerin Chantel DuBoise durch immer groteskere und absurdere Maßnahmen fast aus dem Ruder zu laufen scheint, geht es über Rom und Vatikanstadt mit der versammelten Mannschaft nach London, um dann schließlich in New York, wo längst nicht mehr alles so ist, wie es einmal war, den Kreis zu schließen. Die diversen Ortswechsel eignen sich für stetig neue visuelle Attraktionen und Späße.
«Madagascar 3» ist absolut keine schlechte Fortsetzung, ganz im Gegenteil: durch die neuen Zirkustiere können die Zuschauer, vor allem die kleinen, eine immens große Versammlung herrlich schräger Charaktere bestaunen. Angelegt wurden die recht flach, was aber angesichts der spektakulären Schauwerte kein allzu großes Manko darstellt. Einzig der mürrische Zirkustiger Vitaly erhält durch seine unrühmliche Vergangenheit ein wenig mehr Tiefe als seine bisher unbekannten Kollegen. Alle zusammen bieten Slapstickeinlagen am laufenden Band und jede Menge verbalen Witz, von denen nicht immer jeder zündet. Dazu verstehen es die Filmemacher einfach, die Geschichte wundervoll in Szene zu setzen. Eine der gelungensten Szenen stellt eine Zirkusvorstellung dar, die – und hier zeigt sich die Stärke des 3D-Effekts in voller Bandbreite – mit solch einer Farbenvielfalt und Bilderwucht aus der Leinwand schießt, dass nicht nur Kinder ein kleines „Wow“-Erlebnis haben dürften. Dazu harmoniert der (erneut) geniale und kraftvolle Score von Hans Zimmer und lässt für eine gewisse Zeit den Alltag zurück.
Sowieso werden Liebhaber von Pop-Outs an der 3D-Version ihre helle Freude haben. An jeder Ecke springt und schießt irgendwas in Richtung Saal, macht dabei aber nie den Eindruck einer Effekthascherei. Die Regisseure Eric Darnell, Tom McGrath und Conrad Vernon zelebrieren die zusätzliche Dimension im gigantischen Ausmaß. Neben all den stark auf Jüngere zugeschnittenen Einlagen können die älteren Begleiter hingegen gelungene Filmzitate aus Klassikern wie «Zurück in die Zukunft» oder «Matrix» entdecken und sich an musikalischen Popsongs von Katy Perry oder – in einer wundervoll emotionalen Szene – „Time To Say Goodbye“ von Andrea Bocelli erfreuen.
Weshalb bis Oktober gewartet wurde, um «Madagascar 3» in den deutschen Kinos auszuwerten, lässt sich eigentlich nur mit der tierischen «Ice Age»-Konkurrenz erklären. Denn mit seinen warmen und fröhlichen Bildern wäre der Animationsfilm als putzmunterer Sommerbeitrag wie geschaffen gewesen. Aber auch im Herbst wird der dritte und wohl letzte Film der Reihe mit seinen prachtvollen Farben und verdammt komischen Figuren zum großen Kinoerlebnis.
Trotz einiger Schwächen im Drehbuch: Marty und Co geben in der dritten Runde noch einmal richtig Vollgas und machen das Ende einer tollen Trilogie zu einem wahren Feuerwerk. Man darf gespannt sein, ob die Pinguine da mit ihrem ersten eigenen Film «Penguins of Madagascar», der 2015 in die Kinos kommen soll, mithalten können.
«Madagascar 3: Flucht durch Europa» startet am 2. Oktober in den deutschen Kinos. Der Film ist sowohl in 2D als auch in 3D zu sehen.