Wieso kam der Musikwettbewerb erneut nicht auf wirklich zufriedenstellende Werte? Sind bekannte Künstler wie Xavas nötig oder führen sie den Wettbewerb ad absurdum?
Lange Zeit wurde der
«Bundesvision Song Contest» als gelungene Bühne für deutsche Künstler bewertet, die zum Teil nur hier die Chance bekamen, mit ihrer Musik vor einem breiteren Publikum aufzutreten. Doch nachdem bereits im vergangenen Jahr nur noch 12,8 Prozent der werberelevanten Zuschauer zu holen waren und die durchschnittliche Reichweite gerade einmal 1,67 Millionen betrug, ging es diesmal sogar noch deutlich weiter bergab: Nur noch 1,32 Millionen Menschen sahen die knapp vierstündige Veranstaltung, statt 7,0 Prozent wurden nur noch 5,7 Prozent aller Konsumenten erreicht. Bei den Jüngeren waren noch 11,9 Prozent zu holen. Auch im Quotenmeter.de-Diskussionsforum hielt sich die Euphorie in relativ engen Grenzen. Thematisiert wurde vor allem das Problem der Wettbewerbsverzerrung beim Voting durch allzu bekannte Künstler, aber auch sonst gab es einige Kritikpunkte. Lob holten sich vor allem vier Damen aus Sachsen ab...
Bereits vor der Ausstrahlung der Show versuchen sich einige User an einer Prognose, wer diesen Wettbewerb gewinnen könnte. Das Thema eröffnet
Grewel, der den späteren Siegeract Xavas "neben König Boris von Fettes Brot und Die Orsons feat. Cro" gleich als Favoriten bezeichnet.
Duffman tendiert aufgrund "des aktuellen Hypes" eher zum Rapper Cro, wobei er generell der Ansicht ist, dass es diesmal "nicht sooo eindeutig" sei, "wer gewinnen wird".
Marioos Ansicht nach seien "dieses Jahr auch wieder ein paar ziemlich prominente Namen dabei, aber dem ersten Eindruck nach weniger als im letzten Jahr". Für
ZehnGrammZucker handele es sich bei dem Teilnehmerfeld sogar um eine "ziemlich maue Auswahl", wobei er auch im vergangenen Jahr "erst durch den Contest Flo Mega und Kraftklub lieben gelernt" habe. Als Favoriten nennt auch er Cro, wobei es "bei Xavas auf das Lied" ankomme. Zudem solle man Luxuslärm nicht unterschätzen, da diese Band "eine riesige und treue Fangemeinschaft" habe.
Als sich während der Show der Sieg des Duos Kool Savas und Xavier Naidoo immer deutlicher abzeichnet, hält sich die Begeisterung darüber in sehr engen Grenzen. Schon kurz nach dem Votingbeginn ist sich
stefted sehr sicher, dass die beiden "leider gewinnen werden". Für ihn resultiert dies jedoch auch schlicht daraus, dass "wirklich nicht viel besseres dabei" gewesen sei.
Rasterax stellt wenig später die rhetorische Frage in den Raum, ob es bei diesem Wettbewerb "eigentlich schon mal einen Sieger" gegeben habe, "der nicht mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit bereits Wochen vorher feststand". An einer kleinen Verschwörungstheorie versucht sich gar
fernsehfreak36, denn er glaubt, dass bereits vorher klar gewesen sei, "dass Xavas gewinnen würden". Immerhin sei Xavier Naidoo in der Jury von «The Voice of Germany», weshalb ihn der Sender "nicht brüskieren" wolle. Seines Erachtens bleibe deshalb ein "schaler Beigeschmack, wenn ein Jurymitglied von «The Voice» so klar gewinnt, obwohl der Song nun wahrlich nicht der Bringer" sei.
Die Freude des Duos Savas und Naidoo über den haushohen Sieg kann wiederum
Eva nicht so recht nachvollziehen, denn sie fragt sich, "ob es dem Naidoo und seinem Handlanger nicht peinlich ist, sich angesichts der Konkurrenz so über die Punkte zu freuen". Immerhin sei dies ja so, "als würde unsere Nationalmannschaft den Fußballplatz abreißen, weil sie gegen meinen Dorfverein gewonnen haben". Auch
AliAs kann die vom Publikum vor Ort in Form von sehr lauten Pfiffen sehr deutlich zum Ausdruck gebrachte Kritik an der Teilnahme allzu hoher Favoriten durchaus nachvollziehen. Auf der anderen Seite müsse man auch bedenken, "dass die Favoriten sicherlich auch 'Angst' haben zu scheitern".
Duffman hingegen glaubt, dass auch er "gebuht" und sich "heimlich zu den Fans eines anderen Bundeslandes gestellt" hätte, da er Xavas' Lied für eine "Scheißnummer" hält und auch "die Ansprache an alle Rapper, die Savas auf dem Weg zur Bühne gehalten hat" nichts anderes als "Fremdscham pur" gewesen sei.
Aus einem etwas anderen Blickwinkel betrachtet aber manch anderer User diese Problematik. So spricht
Marioo als einer der ersten an, dass es gut sei, "wenn unbekannte Künstler eine Bühne bekommen und ihr Talent mal einer breiteren Öffentlichkeit präsentieren können". Hierfür sei dieser Contest die perfekte Plattform. Ähnlich sieht es
stefted, der Stefan Raab nur Recht geben kann: "Ein paar Zugpferde braucht man ja, um Zuschauer anzulocken. Und erst dadurch haben dann auch die unbekannteren Bands eben eine Bühne." Zudem gibt
cooky zu bedenken, dass "die unbekannten Bands doch ohnehin in erster Linie nicht" um den Sieg mitkämpfen möchten, sondern "einfach die Chance nutzen, bekannter zu werden". Dafür seien "große Namen als Zugpferd" schlicht nötig, denn "sonst bekommt man die Halle wohl schwieriger voll".
Wiederum ein etwas anderes Problem spricht
Commi an, denn seines Erachtens haben die unbekannteren Acts oftmals schlicht kein oder zu wenig Talent für eine solche Show: "In den letzten Jahren waren fast alle Bands, die ich nicht kannte und die auch vorher nie groß in Erscheinung getreten sind, über alle Maßen untalentiert bzw. für große Live-Shows nicht zu gebrauchen." Zwar sei er "immer sehr dafür, neuen Talenten die Chance zu geben", allerdings gebe es das Problem, dass Raab bzw. der «Bundesvision Song Contest» "im Trüben fischt" und "immer nur möglichst viele coole oder skurrile Acts haben" wolle. Für
Kunstbanause sei die Idee "geil, deutschen Künstlern auf diese Art und Weise eine Plattform zu bieten". Allerdings solle sich ProSieben seiner Ansicht nach entscheiden, "ob man ganz strikt NUR unbekannte Acts oder eben NUR etablierte Acts auftreten" lassen möchte. Ansonsten sei zu vorhersehbar, "wer gewinnen wird" - und eine Chancengleichheit sei ebenfalls nicht vorhanden, was den Zuschauer "offensichtlich langweilt".
Eine sehr positive Erscheinung des diesjährigen Song Contests ist allerdings die bislang völlig unbekannte Band Laing aus Sachsen, die mit 142 Punkten am Ende einen großartigen zweiten Platz belegt. Die Meinungen in unserem Forum sind beinahe ausschließlich positiv,
bastiboii habe sich sogar "direkt mal 'Morgens immer müde' legal gedownloadet", da dies ein "tolles Lied" sei. Selbiges tut auch
Duffman, der die Performance als "richtig geil" bezeichnet" und ihr "den Sieg echt gegönnt" habe.
BlueSkyX bezeichnet den Act ebenfalls als seinen persönlichen Favoriten, wobei er die Band bereits bei «Krömer Late Night» gesehen habe und als "total 'unkonventionell', aber super eingängig und ohrwurmtauglich" bezeichnet. Für
fernsehfreak36 seien "die tollen Damen aus Sachsen" sogar "die moralischen Sieger des Abends". Ein kleines Problem des Songs spricht
Molino allerdings an, denn die Studioversion klinge "ziemlich anders als die Version auf der Bühne. Irgendwie... lahmer."
Doch ansonsten überwiegt eindeutig die Kritik an der Veranstaltung. Bereits während sie noch läuft, äußert
Commi sein Unverständnis über diese "unerträgliche Schnarchshow". Für problematisch hält er vor allem, dass dieser Wettbewerb "fast eine Stunde länger läuft als der «Eurovision Song Contest»", wobei nur 16 statt 25 Musikacts zu hören seien. Auch
Tony Montana wird "einfach nicht warm" mit dem Gesehenen: "Die Musik lässt mich größtenteils erschaudern, es gibt keine «ESC»-ähnlichen Trashnummern, die alles auflockern und am Ende gewinnt der größte Name". Für ihn sei zudem "sogar die Punktevergabe einfach billig hingerotzt, selbst wenn man alle Punkte vorliest. Aber wenn da irgendein viertklassiger Radiomoderator live aus einem Bowlingzentrum die Punkte runterrattert und ein paar ausgewählte Leute im Hintergrund rumklatschen, dann wirkt das auf mich nur lächerlich."
Als am nächsten Morgen die Quoten veröffentlicht werden, befeuern diese die kritischen Stimmen natürlich noch stärker. Laut
blra seien die Zahlen "richtig miserabel für eine solch große Show mit diesem Aufwand" und dürfe deshalb "2013 eigentlich nicht mehr stattfinden".
Kunstbanause erhofft sich für eine eventuelle Zukunft des Formats ein breiteres Genrespektrum, bei dem "alles möglich sein sollte". Seiner Meinung nach sei es deutlich spannender, wenn man "von Indie Rock über Death Metal bis hin zu Swing, Pop, Elektro, Schlager und Gothic einfach alles geboten bekommt".
Pepe22 habe deutlich "an Interesse verloren", da auch ihm inzwischen "die Musikvielfalt nicht mehr gegeben" sei. "Es geht alles in dieselbe Richtung, es sind manche Künstler zum gefühlt zehnten Mal dabei und auch sonst hat es nicht mehr diesen 'Nachwuchs-Effekt', den der Contest früher hatte". Und auch
Lumpenheinz fehlen die "speziellen und unkonventionellen Acts" der ersten Jahre. Seines Erachtens sei diesmal lediglich Laing noch recht erfrischend gewesen, "weil etwas anders". Für die habe er auch angerufen, da er "unbedingt das Auto gewinnen wollte".