ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz sieht die Stellung des Fernsehens nicht bedroht, warnt die TV-Industrie dennoch davor, sich auszuruhen.
Im Rahmen der Österreichischen Medientage hielt ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz in Wien ein Referat, in dem er sich über seine Zukunftsperspektive des Fernsehens äußerte. Darin äußerte er sich optimistisch, dass das Fernsehen das unbestrittene Leitmedium bleiben wird. Als Bestätigung zog er die Fernsehnutzungsstatistik des vorherigen Jahres heran: "2011 war europaweit das Jahr mit dem höchsten Fernsehkonsum der Geschichte. In Österreich stieg der TV-Konsum pro Kopf im Durchschnitt auf 167 Minuten pro Tag", so Wrabetz, der das Zwischenfazit zieht, dass das Fernsehen "Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft" habe.
Dies soll jedoch nicht bedeuten, dass sich das Fernsehen angesichts medialer Änderungen auf seinen Stärken ausruhen dürfe. Die zunehmende Bedeutung von mobilen Plattformen und der Vernetzung des Fernsehens mit dem Internet bedeute laut dem ORF-Generaldirektor, dass "die finale Phase der Konvergenz beginnt."
Um künftig gegen Giganten wie Apple und Google, die auch in den TV-Markt einsteigen, bestehen zu können, müsse die Fernsehindustrie gemeinsam Interessen definieren und durchsetzen. "Wir sind gefordert, nicht zur austauschbaren App auf einem fremdbestimmten Schirm zu werden", betont Wrabetz, der es als besonders wichtig einschätzt, dass die Fernsehmacher ihre Wertschöpfungskette absichern und "den ungehinderten Access des Publikums zu unseren Inhalten" garantieren. Deshalb arbeite der ORF zum Beispiel "mit Hochdruck" daran, dass seine Inhalte "durch Schaffung einer komplett neuen Metadatenarchitektur auch von den Suchalgorithmen der zukünftigen Suchmaschinen erfasst werden."
Inhaltlich strebt Wrabetz eine Verbindung aus modernen und zeitlosen Formaten an. So sieht er einerseits die Öffnung gegenüber den sozialen Netzwerken als unvermeidlich: "Die stark ansteigende Fragmentierung der Gesellschaft führt zu einem zunehmenden Bedürfnis nach sozialem Austausch mit und über TV-Inhalte. [...] In der analogen Welt war der Fernsehapparat im Familienwohnzimmer das Lagerfeuer, um das sich die Familie versammelte. In der Smart-TV-Welt übernehmen die Social-TV-Funktionen die Rolle des virtuellen digitalen Lagerfeuers." Zugleich müsse sich das Fernsehen durch unverzichtbare Programme gegen die Internetkonkurrenz durchsetzen, indem es seine Stärken, etwa Live-Shows und -Nachrichten, sowohl von internationalem wie regionalem Format, weiter ausbaut.