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«Popstars»-Senna: „Das ganze Casting-Ding nimmt langsam sein Ende“

Das Medienmagazin Quotenmeter.de sprach vor dem «Popstars»-Finale mit Jurymitglied Senna, einst selbst Siegerin der Show. Welches Fazit Senna zieht, wie sie die sinkenden Quoten einschätzt und ob sie auch in eine andere Castingshow-Jury wechseln würde, lesen Sie exklusiv bei uns.

Senna, an diesem Donnerstag steigt das «Popstars»-Finale 2012: Wie lautet Ihr Fazit?
Ich hatte ja schon mein Finale 2006 als ich selbst in die Band gekommen bin – ein Moment in meinem Leben, den ich nie vergessen werde. Nun auf der anderen Seite zu sitzen ist für mich ein absolutes Highlight. Ich fand die gesamte «Popstars»-Zeit schön. Ich brauchte eine Auszeit aus Deutschland während meiner Album-Produktion und musste mal weg von hier. Da passte die «Popstars»-Anfrage mit Sonne und Strand auf Ibiza perfekt. Ich hätte niemals gedacht, dass mir die Leute so ans Herz wachsen werden. Ich werde mit ein paar Kandidaten auf jeden Fall weiter in Kontakt bleiben. Aber ich habe wieder gemerkt, dass das ein knallharter Job ist. Gut, ich bin eine knallharte Frau und rede frei Schnauze. Aber der D! macht da echt einen krassen Job, da habe ich riesen Respekt vor! Wenn man mich fragt, ob ich das wieder machen würde? Ehrlich gesagt, würde ich nochmal darüber nachdenken. Nicht, weil die Zeit schlimm war. Die Zeit war genial. Aber es hat mir manchmal zu sehr wehgetan die Leute gehen zu sehen. Ich habe gemerkt, dass ich emotional noch nicht so eine starke Sau bin. Da ist mein Herz lauter. Ich würde echt wochenlang überlegen, ob ich es wieder machen würde. Denn die Show ist die Mutter aller Castingshows – egal, wie viele Leute eingeschaltet haben. Eine Show mit viel Ehrlichkeit, da bin ich stolz. Auch, weil ich so ein Teil der neuen «Popstars»-Band sein darf.

Wer sind Ihre Band-Favoriten?
Ich finde jeden Einzelnen genial. Wenn die vorsingen, würde ich jeden erkennen: Jeder hat seine Klangfarbe und Personality. Janina zum Beispiel ist total die Rockige, Steffi hat Charisma in der Stimme, Alessio ist der Mädchenschwarm, Alex ist da für die Hausfrauen (lacht) und Cem passt an sich nicht in eine klassische Popband, sodass er so polarisiert. Jeder Einzelne hat die Chance in die Band zu kommen. Wer den größten Willen hat, der wird es schaffen. Ein paar meiner Favoriten sind aber leider schon draußen. Züleyha zum Beispiel musste letzte Woche gehen. Das sind halt so Typen, die ich einfach in der Band sehe. Aber da gibt es immer geteilte Meinungen.

Wie gelingt denn dieser Balanceakt zwischen objektiver Jury und einer eher geschwisterlicher Bindung á la „Sista Senna“?
Ja, genau… (lacht) Aber das ist immer eine Sache, die ich nicht spiele: Die Kandidaten haben an sich schon so einen Respekt vor der Jury und wir genauso zu denen. Man hat ja einen gewissen Respekt vor der großen Schwester. Mit einigen Problemen sind die auch zu mir gekommen, aber ich musste das nicht spielen oder auf Distanz gehen. Das kommt alles automatisch.

Aufgrund geringerer Einschaltquoten strich ProSieben eine Live-Show, sodass die Staffel nun früher zu Ende geht. Warum konnten nicht genügend Zuschauer begeistert werden?
Hey, das habe ich gar nicht verstanden! Ich glaube, dass das ganze Casting-Ding langsam sein Ende nimmt und Reality langsam wiederkommt. Bei jedem Sender wird irgendwas gecastet, mittlerweile auch schon Hunde. Aber das ist too much für den Zuschauer. Ich weiß nicht, woran es bei uns lag. Trotz allem sind wir bei guten Zuschauerzahlen. Klar, nicht so viele Zuschauer wie bei meiner Staffel 2006. Qualität zählt für mich und die war drin. Das ist wie bei meinem Album: Auch, wenn ich nicht so viel verkaufen sollte, ist es ein gutes Album. Dann bereue ich nichts. Die Gewinnerband hat trotzdem eine Chance.

Ja, aber besteht nicht möglicherweise ein Zusammenhang zwischen Einschaltquote und Chart-Erfolg? Bei den letzten «Popstars»-Siegern wie „Some & Any“ oder „LaVive“ blieben die großen Hits leider aus…
Es war diesmal trotzdem eine coole Quote für mich, es haben viele Leute zugeschaut. Ich mache das davon nicht abhängig. Warum war Monrose erfolgreich? Natürlich hatten wir da eine geile Quote, aber die Radios haben uns trotzdem am Anfang nicht gespielt und wir wurden nicht in die TV-Talkshows eingeladen. Aber wir hatten Hits, da wir gezielt mit der Plattenfirma zusammengearbeitet haben. Das ist ein riesen Unterschied! Some & Any zum Beispiel waren junge Talente mit guten Stimmen. Aber Du musst auch reif sein. Das ist nicht unbedingt eine Frage des Alters. Wenn Du weißt, was Du willst, kannst Du mit zehn Plattenbossen diskutieren, welches Dein nächster Song ist. Alles wurde mit Monrose abgesprochen. Ich saß da bis drei Uhr nachts in Meetings. Du kannst nicht einfach sagen: Ich komme jetzt in die Band, werde berühmt und lebe meinen Traum. Denn um den Traum zu leben, musst Du die Musik leben und dahinter stehen. Denn Du lebst den Traum von den Menschen, die Dich da draußen in die Band gewählt haben. Das musst Du Dir bewusst machen, das ist Erfolg!

Schön gesagt, welchen Tipp geben Sie also der Siegerband auf den Weg?
Man muss gezielt an der Musik arbeiten. Das war zum Beispiel so bei „Hot Summer“: Ich weiß, dass mich viele Menschen nicht leiden können, aber „Hot Summer“ hat jeder geliebt, weil es einfach ein guter Song ist. Der ist dann in Clubs gelaufen und es war einfach ein „Hot Summer“. Da konnte keiner mehr sagen, wir können die Platte nicht kaufen, weil es Monrose oder eine Castingband ist. So soll es auch in der neuen Band sein. Ich bin der Meinung, wenn Du gute Musik machst, kannst Du die Fanbase halten.

Ja, „Hot Summer“ war Nummer-Eins der Charts. Werden Sie also Ihre Erfahrungen auch nach dem Finale an die Kandidaten weitergeben, zum Beispiel als Produzentin der Siegerband?
Ganz ehrlich, ich erkenne ja Hits wie bei Monrose. Ist nur die Frage: Fragen sie mich oder nicht. Bisher haben die noch nichts gesagt, aber natürlich erkläre ich mich bereit. Ich habe ja auch privat weiterhin Kontakt über soziale Netzwerke zu den ausgeschiedenen Kandidaten und kann vielleicht einen guten Produzenten empfehlen. Man darf nicht vergessen: Es sind Leute von Dir, die Du drei Monate begleitet hast. Es wäre traurig, wenn wir jetzt alle verschiedene Wege gehen. Wenn ProSieben oder die Plattenfirma meine Hilfe möchte? Hello, I´m here! Ich wäre bereit, kein Problem! (lacht)

Wir werden die Anfragen sehr gerne weiterleiten… Welche Projekte stehen denn sonst nach «Popstars» an? Sie sind ja auch als TV-Moderatorin aktiv…
Ja, es wird wieder eine neue Sendung geben. «Hotter than my daughter» ist eine super tolle Umstyling-Sendung. Es geht um Tochter-Mutter-Pärchen: Wenn zum Beispiel die Tochter peinlich berührt von der Mutter ist, die sich zu jugendlich anzieht. Dann komme ich ins Spiel und versuche den Familien zu helfen und beim Styling zu helfen, sodass beide zufrieden sind. Ganz spannende Geschichte. Der Pilot wird nach «The Voice» am 25. Oktober bei ProSieben laufen. Mal schauen, wie das ankommt, dann wird es danach noch ein paar Folgen mehr geben. Ich fand´s lustig, ich bin ja eine TV-Sau. Ich mache mir da aber keinen Druck. Ich bin ein Hippie: Ich nehme es so, wie es kommt. Ich stehe jetzt im Studio. Mein Album steht an, das im nächsten Jahr rauskommt. Verschiedene Leute arbeiten dabei mit: Xavier Naidoo, Moses, Chima, Heike Kospach usw. - Das wird ein gutes Album auf Deutsch, auf das ich mich freue.

Xavier Naidoo und Moses Pelham sind dabei ja auch Jury-Kollegen anderer Castingshows wie «The Voice» und «X Factor»…
Ja, stimmt... (lacht) Das meinte Xavier neulich auch zu mir, da treffen sich alle wieder. Wir haben schon gesagt, wenn alle Sendungen vorüber sind, machen wir alle einen Jury-Wechsel (lacht)… Aber schon lustig, dass die ganzen Juroren der Shows musikalisch zusammenarbeiten…

Ist das Castingshow-Engagement dann Gesprächsthema untereinander?
Letztens habe ich mit Moses darüber gesprochen. Aber ich finde, die machen das fantastisch. Die bleiben alle ihrer Linie treu und sind einfach ehrlich, genauso umgekehrt. Da geben wir uns Halt. Wenn wir uns alle zusammen mal treffen, fragt man vielleicht, wie war es dann bei Dir und bei Dir... Aber normalerweise sprechen wir da eher über Musik oder private Sachen allgemein.

Könnten Sie sich denn tatsächlich einen Castingshow-Wechsel vorstellen?
Naja, es ist ja eigentlich immer dasselbe. Es wird ein Mensch geformt zu einem Popstar. Bei «Popstars» ist es dann intensiver Reality, bei «X Factor» so ein gemischtes Ding und bei «The Voice» geht es eigentlich nur um Stimme. Ich weiß nicht, ob ich mich in anderen Formaten sehe. Ich würde lügen, wenn ich ja sage. Ich würde lügen, wenn ich nein sage. Ich wurde bei «Popstars» gemacht, daher ist mein Gewissen zu laut. Ich würde «Popstars» wohl treu bleiben.

Was halten Sie eigentlich von Stefan Raab und seinem geplantem Polit-Talk?
Dieser Raab, dieser Typ... eine intelligente Sau! Wortgewandter Mann, der aber auch Sarkasmus hat und mittlerweile – mittlerweile! – über sich selbst lachen kann. Das war nicht immer so. Früher hat er mehr drauf gehauen und war unnahbar. Heute kommen paar Dinger, wo ich mich kaputt lache, das macht ihn nun sympathisch und menschlich. Ich glaube, dass diese Talkshow á la Stefan Raab 2012 ein Boom werden könnte. Das Thema Politik wird so runtergespielt. Da sollte man mehr darüber reden und die Leute einbeziehen. Mich würde es wundern, wenn Stefan Raab irgendwann nicht mal selbst kandidiert in der Politik. Das würde auch zu ihm passen. Er würde die Welt bestimmt etwas schöner machen. (lacht)

Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für Sie und «Popstars».
20.09.2012 09:27 Uhr Kurz-URL: qmde.de/59270
Benjamin Horbelt

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Tags

Senna ProSieben Popstars

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