Weit weg von einer Katastrophe und trotzdem nicht unbedingt sehenswert: das ist das Ergebnis, wenn man eine lahme Story mit guten Darstellern, aber viel zu wenig Innovation mischt.
Inhalt
Lisbeth ist beunruhigt, denn seit Tagen geht ihre in Italien studierende Tochter Fanny nicht mehr ans Telefon. Ist ihr vielleicht etwas zugestoßen? Die Münchner Beamtin reist spontan nach Urbino und ist einerseits erleichtert, denn Fanny geht es gut. Grund zur Sorge besteht aber trotzdem: Ihre Tochter ist bis über beide Ohren in den attraktiven Jurastudenten Luca verliebt. Beim Abendessen im Kreis seiner Familie verkündet dieser feierlich die Heiratspläne. Für Lisbeth, seit ihrer Scheidung nicht gut auf Männer zu sprechen, die reinste Hiobsbotschaft. Auch Lucas großbürgerlich arrogante Mutter Carla, die sich für ihren verwöhnten Spross eine bessere Partie erhoffte, kann ihr Entsetzen kaum verbergen. Das junge Paar spürt den Unwillen der Mütter und brennt durch. Carla vermutet die beiden bei Lucas Großmutter, die als Bürgermeisterin Trauungen vollziehen darf. Lisbeth und Carla können sich zwar nicht riechen, doch um die Blitzhochzeit zu verhindern, müssen sie an einem Strang ziehen. Auf einer abenteuerlichen Irrfahrt durch die italienische Provinz machen die Frauen ganz besondere persönliche Erfahrungen: Carlas perfekte Fassade beginnt zu bröckeln, und Mauerblümchen Lisbeth entdeckt angesichts des charmanten Polizisten Marco, dass es auch nette Männer gibt. Bei all ihren aufregenden Erlebnissen tritt eine Frage immer stärker in den Vordergrund: Ist die Hochzeit ihrer Kinder wirklich eine solche Katastrophe? Und wenn ja - für wen?
Darsteller
Saskia Vester («Die Landärztin», «Der Schwarzwaldhof») ist Lisbeth
Katja Flint («Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken»]) ist Carla
Sonja Gerhardt («Die Jagd nach dem Bernsteinzimmer») ist Fanny
Kostja Ullmann («Sommersturm», «Schutzengel») ist Luca
Kritik
Der Fernsehfilm «Heiraten ist auch keine Lösung» ist ohne Zweifel nette Unterhaltung. Leider bedeutet „nett“ im heutigen TV-Zeitalter nicht viel mehr als „unterer Durchschnitt“. Dementsprechend gaben sich die Macher, die das langweilige Drehbuch inszenierten, nicht allzu große Mühe, mit ein paar Überraschungen ein wenig Pfiff in die vor sich hin dümpelnde Story zu bringen. Von Beginn an kann sich der geneigte Zuschauer zusammenreimen, wie das durch und durch mit guten Darstellern gespickte TV-Movie ausgehen wird. Auch ohne vorher allzu viele Filme der Kategorie „TV-Schmonzette“ gesehen zu haben, bedarf es wenig Fantasie, die Geschichte mit all ihren Irrungen und teilweise absurden Wirrungen zu Ende zu spinnen.
Bei der Wahl der Kulisse griff man auf das sonnenverwöhnte Italien zurück, um vermutlich ein wenig Exotik in den lahmen Plot zu bringen. Damit auch wirklich jeder Zuschauer die Szenerie als typisch italienisch realisiert, verzichtete man nicht darauf, möglichst viele Klischees in den 88 Minuten der gepflegten Fernsehunterhaltung unterzubringen. Von der nimmermüden italienischen Großfamilie über Lobhuldigungen der dortigen Küche, bis hin zu sich schon lange totgelaufenen Italo-Hits ist alles dabei, was einem mit dem Holzhammer Italy-Feeling eintrichtern könnte. Unglücklich ist besonders vor diesem Hintergrund die Wahl der Darsteller. Während Kostja Ullman immerhin einen leicht südeuropäischen Touch besitzt, geht von den anderen Darstellern – ausgenommen vom Italiener Francesco Pannofino, der den Polizisten Marco verkörpert – kein südeuropäisches Flair aus. Begründet wird dies damit, dass sämtliche Hauptfiguren aus Deutschland kommen, wodurch die italienische Kulisse nichts Wesentliches zum Handlungsverlauf beizutragen hat.
Trotz der Kritik an der Wahl der Darsteller präsentieren sich selbige gut aufgelegt. Vor allem Saskia Vester in der Rolle der besorgten Mutter wirkt aufgrund ihrer von Natur aus tollpatschigen Ausstrahlung äußerst authentisch, ganz im Gegensatz zu Katja Flint. Diese macht ihre Sache zwar insofern gut, als dass sie bereits vom Äußerlichen das genaue Gegenteil zu Vester verkörpert, doch ihre Rolle der unsympathischen Zicke wirkt stellenweise zu overacted. Dennoch funktionieren die beiden als gegensätzliches Duo und behalten ihre Glaubwürdigkeit auch zu dem Zeitpunkt, als sich die beiden Rollen aufeinander zu bewegen. Wenngleich dieser Wandel – ganz im Stile des gesamten Films – zu vorhersehbar und inszeniert erscheint.
Während einer der beiden Handlungsstränge die Suche der beiden Mütter nach ihren Kindern thematisiert, erzählt der andere die Flucht des verliebten Paares vor ebenjenen Frauen. Leider mag sich die Sympathie, die sich den Müttern gegenüber im Laufe der Zeit einstellt, nicht auf das junge Pärchen übertragen. Kostja Ullmann und Sonja Gerhardt kommen nie über oberflächliche Verliebtheitsbekundungen hinaus und schaffen es nicht, das sich liebende Paar glaubhaft zu verkörpern. Der Funke von den beiden will – bei dieser Thematik fast ironisch – nicht auf das Publikum überspringen, weshalb dem Zuschauer der Ausgang der Story im Laufe der Zeit relativ egal wird. Das ist schade, da der Handlungsstrang um die besorgten Mütter auf liebenswerte Weise unterhalten kann und die zwischendurch eingestreuten, komischen Momente nicht aufgesetzt wirken. Ganz im Gegensatz zu parallel erzählten Handlung, die vielmehr beiläufig erzählt wird.
Obwohl sich gegenüber den Verlobten zwar keine Sympathie auftun möchte, zeigen die beiden immerhin halbwegs glaubwürdig den Prozess, den sie im Laufe der Handlung durchmachen. Während die Mütter predigen, nicht bereits nach sechs Wochen zu heiraten und ihre Kinder sich vehement dagegen stemmen, verbauen sie sich über die knapp eineinhalb Stunden ihre eigene Hochzeit selbst. Das ist vorhersehbar von der ersten Sekunde, doch immerhin halbwegs realistisch entgegen vieler anderer Romanticmovies. Doch trotz der noch halbwegs ernsten Thematik mündet der Streifen schlussendlich doch in einem Klischee-Happy End, weshalb auch «Heiraten ist auch keine Lösung» nicht mehr ist, als die typische Primetime-Romanze. In einem hat sie allerdings Recht: Heiraten ist wirklich keine Lösung!
Die ARD zeigt «Heiraten ist auch keine Lösung» am Freitag, 21. September 2012 um 20:15 Uhr.