Romantisches und leicht kitschiges Drama mit schönen und lustigen Momenten.
Immer wieder eignet sich die Angst vor einem bevorstehenden Weltuntergang als perfektes Futter für Hollywoodblockbuster. Ein wahres Faible für diese Thematik zeigte vor allem der schwäbische Regisseur Roland Emmerich. Bei ihm segnete die Erde bereits durch Alienangriffe und schwere Naturkatastrophen das Zeitliche. Beiträge wie «Deep Impact» oder «Armageddon» beschäftigten sich mit einer möglichen Weltvernichtung in Form von auf die Erde zurasenden Meteoriten. Einer dieser sorgt nun auch in Lorene Scafarias Regiedebüt für das vorzeitliche Ende der Menschheit. Diesen Umstand nutzt die Filmemacherin für eine anfänglich oft wirklich lustige Komödie, bevor sich nach einer Weile die dramatischen und romantischen Elemente ausbreiten und festsetzen.
Ein riesiger Asteroid von über 100 Kilometern Durchmesser rast auf die Erde zu – und auch der letzte Versuch ihn aufzuhalten, ist gescheitert. Die Topnachricht des Tages lautet: in rund 21 Tagen wird die Welt untergehen.
Dodge (Steve Carell) klammert sich zunächst an seinen üblichen Alltag. Als er einen mit Verspätung fehlgeleiteten Brief von seiner alten Highschool-Flamme Olivia, der Liebe seines Lebens, erhält, steht für ihn fest, dass er sich sofort auf den Weg zu ihr machen muss. Den Brief hatte ihm seine Nachbarin Penny (Keira Knightley), die ihr Leben in vollen Zügen genießt und nichts allzu ernst nimmt, überreicht, aber jetzt beschließt, die letzten Tage vor dem Weltuntergang im Kreise ihrer Familie zu verbringen.
Die beiden ungleichen Reisegefährten machen sich auf den Weg. Es beginnt ein Roadtrip voller bizarrer, tragischer und komischer Begegnungen, bei dem die beiden feststellen, dass sie viel gemein haben, und dass es manchmal nicht mehr braucht als einen guten Freund – und vielleicht ein kleines bisschen mehr. Insbesondere dann, wenn die Welt untergeht…
Auch wenn sich die Mayas erst kürzlich korrigiert und den Termin für das absolute Ende erst einmal verschoben haben, bleibt dieses Gebiet nach wie vor faszinierend und ergiebig zugleich. Nach den pompösen Actionvarianten besinnt sich Debütantin Scafaria einzig auf eine zwischenmenschliche Beziehungsgeschichte kurz vor dem Tage des Jüngsten Gerichts. Einem genauen Datum geht sie dabei geschickt aus dem Weg und kann sich vor allem auf ihre beiden Hauptdarsteller verlassen. Steve Carell gibt den leicht verwirrten und schusseligen, aber ebenso liebenswerten und sympathischen Mit-Vierziger Dodge, dem mit Keira Kneightley die quirlige, abgedrehte, in den Tag hinein lebende, aber harmoniebedürftige Penny zur Seite gestellt wird. Das scheint auf den ersten Blick unstimmig, funktioniert in der Handlung aber bestens.
Gerade in der Exposition gelingen Scafaria, die das Drehbuch selbst schrieb, gelungene Momentaufnahmen von Dodges Mitarbeitern und Freunden, die den Untergang fürstlich feiern. Humorvoll, jedoch mit einem gewissen Funken Ernst und interessanten Gedanken, äußern die verschiedenen Personen ihre Haltung zu der nahenden Auslöschung. Dodges Chef gestattet eine legere Arbeitskleidung und verschenkt Jobs in hohen Positionen, seine Freunde probieren einerseits all jenes aus, wovor sie sich ihr Leben lang gesträubt haben. Die anderen nehmen die Situation zum Anlass, auf jegliche Gesetze und Regeln zu pfeifen und einmal tabulos zu sein. Doch es gibt auch die, die bis zur letzten Sekunde an ihren Tugenden festhalten und wie Officer Wally Johnson bis zuletzt ihre Aufgaben erledigen. Was würdest Du tun? Was ist im Rahmen dessen vertretbar, was nicht? Auf diese Fragen erhalten wir Antworten in Form eines skurrilen und weitestgehend lustigen Querschnitts, die verrückteste liefert wohl der Aufenthalt im Restaurant „Friendsy’s“, der (mit einem schräg aufspielenden T.J. Miller) in einer Orgie endet.
Durch die Gespräche der beiden Protagonisten erfährt auch der Zuschauer zunehmend mehr von deren Persönlichkeit und Beweggründen. So möchte Penny vor dem Ableben unbedingt noch einmal ihre Familie sehen, während Dodge seine verflossene Liebe Olivia in die Arme schließen möchte. Und je weiter sich die Charaktere entwickeln, desto emotionaler wird das Geschehen. Plötzlich ist von der anfänglichen Leichtigkeit kaum noch etwas zu spüren, stattdessen stehen die Zeichen mit einem Mal auf Drama mit romantischen Zügen, die zunehmend in Kitsch münden. Daran leidet insbesondere die Figurenzeichnung von Dodge, der sich in seine Wegbegleiterin verliebt und sich zu unerwarteten und dazu noch unglaubwürdigen Aussagen hinreißen lässt. Aus der netten Komödie ist eine süßliche Romanze geworden, die einen faden Beigeschmack enthält.
Wann das Ende der Welt gekommen ist, verrät Scafaria übrigens bis zum Schluss nicht. Lediglich die verbleibenden Tage bis zum Einschlag des Meteoriten werden immer wieder eingeblendet. So steigert sich die Hektik und Dramatik bis hin zum alles vernichtenden Klimax stetig. Auch die Emotionen kochen gen Ende hoch und gipfeln in einem anrührenden Finale. Im Großen und Ganzen ist die Suche nach den Freunden ein augenzwinkernder Blick auf den immer wieder für Gesprächsstoff sorgenden Weltuntergang, der zunehmend den Humor verliert, wenn das Ende näher rückt.
«Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt» startet am 20. September in den deutschen Kinos.