Samuel Finzi ist wieder da: Staffel drei von «Flemming» beginnt am Freitag mit relativ brutalen Szenen.
Inhalt
Die Potsdamer Platz Arkaden: Passanten beobachten, wie Nadja Dern apathisch und offensichtlich misshandelt durch das Untergeschoss taumelt und blutend ins Wasser steigt. Polizeipsychologe Dr. Vincent Flemming wird hinzugezogen, da Nadja sich weigert, den Notarzt an sich heran zu lassen. Aufgrund der Schwere der Misshandlungen und der Vorgehensweise können Ann Gittel, Leiterin der 4. Berliner Mordkommission, Henner Blum und Vince Flemming den bereits verurteilten Sexualstraftäter Stefan Aspeck als Täter identifizieren.
Dies ist der erste Fall für Ann Gittel nach ihrer zweijährigen Elternzeit - und er geht ihr an die Nieren. Aspeck, der aufgrund einer Entscheidung des Europäischen Gerichts-hofes entlassen werden konnte, wurde damals von Kommissarin Helen Bogner verhaftet, heute im Ruhestand und Besitzerin eines alten Stadtbades. Während nach Aspeck intensiv gefahndet wird, wenden sich Ann und Vince hilfesuchend an Helen Bogner, die aufgrund ihrer damaligen Ermittlungen über Informationen verfügt, die nicht in den Polizeiakten vermerkt sind. Doch zunächst versagt sie ihnen ihre Hilfe, gibt jedoch ein Zeitungsinterview, in dem sie angibt, Aspeck ein zweites Mal hinter Gitter bringen zu können.
Darsteller
Samuel Finzi («Kokowääh») ist Dr. Vincent Flemming
Claudia Michelsen («Sieben Tage») ist Kommissariatsleiterin Ann Gittel
Hannelore Elsner («Wer’s glaubt, wird selig») ist Helen Bogner
Anna Thalbach («Ein Sommer mit Paul») ist Dr. Alissa Markus
Maren Kroymann («Klimawechsel») ist Walli Hoven
Götz Schubert («KDD») ist Fotograf Robert Anda
Oliver Bröcker («Wir sind ein Volk») ist KHK Henner Blum
Kritik
Das deutsche Publikum kann sich freuen: Mit Samuel Finzi ist einer der derzeit sympathischten Serienhauptdarsteller wieder zurück auf dem Bildschirm. Das ZDF startet die dritte Staffel der Phoenix Film-Produktion «Flemming», welche auch im dritten Jahr maßgeblich von dem begnadeten Theaterdarsteller lebt. Aber: Die Serie hat sich im Verlauf der Zeit geändert. War die erste Staffel noch hauptsächlich auf die Tätersuche und -analyse fokussiert, änderte man die Richtung während Staffel zwei.
Die Fälle wurden etwas seichter, was vor allem auch daran lag, dass die Macher nun vermehrt das Privatleben der Ermittler und somit eine leicht-lockere Note einbrachten. Im Vergleich zu anderen Freitag-Abend-Krimis bot «Flemming» somit zwar weiterhin sehr harte Kost, die aber durch das Zusammenspiel des Paares Ann und Vincent aufgelockert werden sollte.
In dieser Richtung soll es auch in Staffel drei weitergehen. Seit dem Finale der zweiten Season sind gut zwei Jahre vergangen. Inzwischen ist das gemeinsame Kind auf der Welt und steht kurz vor seinem ersten Besuch im Kindergarten. Dementsprechend nimmt auch Kommissariatsleiterin Ann Gittel ihren Dienst wieder auf. Der erste Fall der sie beschäftigt, ist zugleich einer der härteren Sorte. So beginnt die Folge mit einer blutverschmierten Frau, die apathisch durch Berlin irrt. Das ist für so manchen ZDF-Zuschauer sicherlich (zu?) starker Tobak. Deshalb mussten sich die Macher auf einen Kompromiss einlassen.
Für viele Kritiker sind Kompromisse jedoch gern der Anlass für Punktabzüge. So auch hier. Natürlich verleiht das (zu?) regelmäßige Einstreuen von privaten Thematiken rund um Kind und Frau des Ermittlers Flemming eine gewisse Leichtigkeit. Sie geben die Möglichkeit, nach etlichen, durchaus intensiven und brutalen Szenen, aufzuatmen. Mehr oder weniger reißen diese Momente den Zuschauer aber auch aus dem eigentlichen Fall. Zieht man nun den Vergleich zu Serien wie «Criminal Minds» oder vor Jahren «Die Cleveren», dann wird deutlich, dass die Macher es in diesen beiden Formaten konsequenter schafften, am Fall dran zu bleiben. Das macht «Criminal Minds» teilweise fast zu brutal und schadete bei «Die Cleveren» den Quoten.
Erzählt ist der erste «Flemming»-Fall von Staffel drei natürlich wieder auf höchstem Niveau. Dem Autor Gregor Edelmann kann hierfür nur Respekt gezollt werden. Gleiches gilt für die Regiearbeit von Matthias Tiefenbacher. Der eigentlich makellos konzipierte Fall der Woche weist in Sachen Aufklärung allerdings einige Mängel auf: Hier hat der Autor zu viele Wendungen eingebaut – und so manche Erklärung in Sachen Täterprofil am Ende eilig drangehängt. So wirkt die Auflösung an einigen Stellen doch etwas an den Haaren herbeigezogen. Vergleicht man die Episoden mit denen aus Staffel zwei, so ist die Auflösung der Geschichte nur mittelmäßig gelungen.
Das ZDF zeigt «Flemming» wieder ab Freitag, 14. September 2012, um 21.15 Uhr.