In den USA ist die Fantasy-Serie «Grimm» bereits seit einem Monat auf Sendung. Mit Erfolg?
Künftig wirft Quotenmeter.de auch abseits der täglichen US-Quotennews einen Blick auf die Zuschauerzahlen in den Vereinigten Staaten. Heute mit der Frage: Wie erfolgreich war der frühe Start von NBCs «Grimm» abseits der regulären TV-Season?
Not macht erfinderisch: Weil vor allem die amerikanischen Networks NBC und The CW in den vergangenen Jahren mit immer größeren Quotenproblemen zu kämpfen hatten, gibt es in diesem Jahr erstaunlich viele Neustarts abseits der regulären Zeit ab Ende September, wenn die meisten Serien neu oder wieder auf Sendung gehen. The CW startete seine einst so erfolgreiche Castingshow «America’s Next Top Model» beispielsweise schon am 24. August und damit einen ganzen Monat vor dem offiziellen Season-Start. Einige Formate beginnen beim Sender aber auch erst Mitte Oktober, wenn sich der mögliche Hype um andere Neustarts bei der Konkurrenz gelegt hat.
Mit einem besonders frühen Beginn wollte auch NBC mit seiner Serie «Grimm» punkten, dem Fantasy-Format mit Kriminalfällen, die sich um Märchenfiguren aus den Werken der Gebrüder Grimm drehen. Am – früher gern als Todesslot bezeichneten – Freitagabend holte die erste Staffel in der vergangenen Season überraschend gute Zuschauerzahlen: Über fünf Millionen Menschen sahen durchschnittlich die 22 Folgen, davon knapp zwei Millionen werberelevante 18- bis 49-Jährige. Außerdem war «Grimm» laut NBC-Angaben eine der meistgesehenen neuen Sendungen über den digitalen Videorekorder – diese aufgezeichneten Ausstrahlungen eingerechnet, kam die Serie durchschnittlich auf weit mehr als sechs Millionen Zuschauer.
Aufgrund dieses Erfolgs durfte «Grimm» als Versuchskaninchen für den NBC-Frühstart herhalten: Schon am 14. August 2012 ging das Format in eine neue Staffel – und zwar nicht auf dem vorherigen Sendeplatz am Freitag, sondern am Montagabend um 22 Uhr. Dieser Platz muss seit dem 10. September wieder geräumt sein; dann wandert «Grimm» innerhalb der regulären Season wie geplant zurück auf den Freitag.
Durchschnittlich haben die ersten vier Montags-Folgen der zweiten Staffel nun 4,96 Millionen US-Zuschauer unterhalten. Am erfolgreichsten war der Staffelstart mit 5,64 Millionen Interessenten. Im Vergleich zu den Zahlen, die «Grimm» mit den letzten Folgen der ersten Staffel im Frühjahr eingefahren hatte, kann sich der Staffelstart eigentlich sehen lassen – immerhin gewannen diese neuen Folgen gegenüber dem Frühjahr sogar mehrere hunderttausend Zuschauer hinzu.
Allerdings reicht dies nicht, um den frühen «Grimm»-Start als gänzlich erfolgreich einzustufen: Erstens hatte die Serie am späten Montagabend kaum Konkurrenz – genau diese Situation wollte NBC mit seinem Frühstart auch herstellen. Gegen Wiederholungen von CBS` «Hawaii Five-O» und dem furchtbar erfolglosen «The Glass House» bei ABC war zwar immerhin jeweils der Zielgruppen-Sieg zu holen, allerdings hätte man aufgrund dieser schwachen Konkurrenz trotzdem höhere Werte erwarten müssen. Denn zweitens kommt hinzu, dass NBC während der Olympischen Spiele, die das Network übertrug, massiv Werbung für sein neues Herbstprogramm gemacht hat – und insbesondere für «Grimm», das bekanntlich als erste Serie zurück auf die Bildschirme durfte. In diesem Licht erscheinen die eigentlich guten Einschaltquoten etwas ernüchternder. Schließlich bleibt drittens anzumerken, dass die oben genannten Vergleichszahlen ja vom Freitag stammen, also einem generell zuschauerschwachen Abend, an dem die erste «Grimm»-Staffel zuhause war. Hätte NBC die zweite Season also zwar früher, aber des besseren Vergleichs wegen ebenfalls am Freitag gestartet, wären die aktuellen Werte vermutlich schwächer ausgefallen.
Dennoch hat NBC mit dem Experiment einen Teilerfolg erzielt: Durch den August-Start und den Montag erreichte man immerhin so viele Zuschauer wie zuletzt Mitte der ersten Staffel – und stärkte «Grimm» damit insofern, als das Format vermutlich auch am Freitagabend wieder eine sehr treue Fangemeinde haben wird. Die Staffelpremiere hatte im August zudem die zweithöchste Zielgruppen-Reichweite aller Zeiten, sodass wohl auch wieder überdurchschnittlich viele junge Zuschauer für das Format geködert wurden – die auf den neuen, alten Sendeplatz am Freitag hinüberwandern könnten. Von einem richtigen Erfolg des «Grimm»-Frühstarts wird man erst dann sprechen können, wenn diese Freitags-Zahlen besser oder zumindest genauso gut sind wie in der vergangenen Staffel. Die Grundlage dafür hat NBC mehr oder minder gut gelegt.