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Die Kritiker: «Das Duo: Tote lügen besser»

Bye, bye: Die letzte Folge der langjährigen Krimireihe «Das Duo» steht an.

Inhalt


Clara wartet auf ihre Putzfrau Heidrun, die ausnahmsweise auf den kleinen Gustav aufpassen soll. Doch statt Heidrun steht eine wildfremde Frau vor Claras Tür: Franziska stellt sich als Heidruns Vertretung vor. Clara nimmt Gustav mit ins Revier und überprüft Franziskas Führungszeugnis. Es stellt sich heraus, dass Franziska eine kriminelle Vergangenheit hat. Clara fährt sofort nach Hause und findet Franziska erstochen auf dem Fußboden.

Schnell findet das Duo heraus, dass Franziska in einer schäbigen WG wohnte. Ihr Zimmer ist mit Fotos ihrer Tochter tapeziert - die kleine Sophie lebt bei ihrem Vater, der verheiratet ist. Claras Putzfrau Heidrun lebt in einer sehr guten Wohngegend. Sie erzählt, wie ihre Freundin Franziska am Morgen voller Sorge um ihre Tochter gewesen sei, zu der sie keinen Kontakt haben durfte. Deshalb hat Heidrun sich mit Franziskas Fotohandy auf die Suche nach der Kleinen gemacht.

Im Gespräch mit dem Vater Bernhard Weininger erfährt das Duo, dass er mit seiner Frau und Sophie nach Norwegen auswandern wollte. Für Franziska wäre damit der Kontakt zu ihrer Tochter endgültig passé gewesen, obwohl sie auf einem guten Weg war, sich als fähige Mutter zu beweisen. Sie war clean und ging zahlreichen legalen Jobs nach. Doch Weininger hat Beweise gesammelt, um ihr fortlaufenden Kontakt zum Drogenmilieu nachzuweisen. Vor allem geht es um einen Namen: Colin Precht. Er und Franziska waren ein Gangsterpärchen par excellence. Seit Franziska sich um ihre Tochter bemühte, hatte sie den Kontakt zu Colin abgebrochen. Hat er Franziska aus enttäuschter Liebe getötet?

Auch Bernhard Weininger hatte ein Motiv: Franziska hat ihn bedroht, denn sie wollte ihre Tochter um jeden Preis zurück. Und dann platzt Weiningers Alibi. Er hat am Morgen des Mordes mit Franziska telefoniert und direkt danach das Büro verlassen.

Heidrun und ihr Mann Klaus streiten sich heftig. Seit die Firma bankrott gegangen ist, verdient Heidrun ihr Geld als Putzfrau. Klaus will, dass sie - vor allem den Kindern gegenüber - endlich mit der Wahrheit rausrückt. Doch Heidrun hat sich ein Lügengebäude errichtet. Kann es sein, dass sie auch in Bezug auf ihr Alibi nicht ganz die Wahrheit sagt?

Gerade als die Kommissarinnen Heidrun auf der Spur sind, wird die Verdächtige Opfer eines schweren Unfalls. Mit viel Glück überlebt sie unverletzt. Stück für Stück bringt das Duo die Wahrheit ans Licht.

Darsteller
Charlotte Schwab («Alarm für Cobra 11») als Marion Ahrens
Lisa Martinek («Die Schuld der Erben») als Clara Hertz
Peter Prager («Doctor's Diary») als Viktor Ahrens
Claudia Michelsen («Flemming») als Heidrun Junkers
Ole Puppe («Abschnitt 40») als Colin Precht
Antonia Gerke («Der Kronzeuge») als Franziska Bogner
Helmut Zierl («Familie Sonnenfeld») als Bernhard Weininger

Kritik
In der ersten halben Stunde kann man durchaus den Eindruck gewinnen, dass «Das Duo» gewissermaßen auf dem Höhepunkt seiner narrativen Möglichkeiten eingestellt wird. Zugegeben, dass man den Alleinerziehende-Mutter-als-Polizistin-Konflikt dadurch in das erzählerische Konstrukt verweben will, dass man den dem Plot zugrunde liegenden Mord in den eigenen vier Wänden der Ermittlerin stattfinden lässt, wirkt natürlich sehr konstruiert. Aber selten hat man das Privatleben von Clara Hertz so aus dem Fokus gerückt und sich auf die spannenderen Konflikte, die sich aus ihrem Berufsleben ergeben, konzentriert. Nach jahrelangem, im besten Fall erträglichen Herumgestochere im Wühltisch der Klischees einer alleinstehenden Polizistin, scheint man die gute dramaturgische Mischung gerade dann gefunden zu haben, wenn die Reihe endet.

Doch im weiteren Verlauf wird die Handlung immer unrealistischer. Der Teufel steckt hier vor allem im Detail. Polizistin Marion Ahrens erläutert einer Zeugin, dass sie sich der „Behinderung polizeilicher Ermittlungsarbeit“ strafbar mache. Einen solchen Straftatbestand kennt das deutsche Recht jedoch nicht. An einer anderen Stellen drohen die beiden Protagonistinnen einem Verdächtigen mit U-Haft, auch wenn kein ordentlicher Richter der Bundesrepublik dafür irgendwelche plausiblen Gründe finden würde. Der Gipfel ist dann erreicht, wenn Richterinnen von Polizistinnen, die es eigentlich besser wissen müssen, unterstellt wird, dass sie „aus weiblicher Solidarität“ gesetzeswidrige Urteile fällen würden. Diese Schlampereien von Drehbuchautorin Melanie Brügel liefern ein abstoßendes Bild der deutschen Justiz und Polizeiarbeit, das mit der Realität nicht einmal im Entferntesten zu tun hat und das hinsichtlich der Größenordnung der realitätsfernen Darstellungen nur noch Alexander Hold toppen kann. Ein Niveau, mit dem sich das ZDF zur Prime-Time doch sicherlich nicht messen lassen will.

Angesichts dieser Mängel fällt es schwer, dem «Duo» auch nur eine Träne nachzuweinen. Denn es ist offensichtlich, dass man auf eine realistische Erzählweise heute genauso wenig Wert legt wie vor zehn Jahren, als die Reihe begann. Da hilft es letztlich auch wenig, wenn man den Plot klarer und präziser erzählt, als dies der Regelfall war und Lisa Martinek auf die großen pathetischen Gesten verzichtet und damit leiser und treffender spielt.

Die negativen Seiten abseits der juristischen Perversionen, durch die sich dieses Drehbuch auszeichnet, lassen das wenig Gelungene jedoch einzelne Flecken sein. Die Figur Heidrun Junkers, die den sozialen Abstieg ihrer Familie nicht verkraftet, ist viel zu überzeichnet geraten und wandelt sich zu schnell, als dass dies glaubhaft sein könnte. Wenig ansprechend ist es da natürlich auch, dass man sie dann dramaturgisch noch kurz missbraucht, um eine kleine Ladung Sozialkritik loswerden zu können. Kurz, knapp und oberflächlich, versteht sich. Gerade so viel, wie unbedingt erforderlich, nur schnell angerissen, aber nie vertieft. So wie das beim «Duo» fast immer war. Die letzte Folge, für die Regisseur Johann Grieser verantwortlich zeichnet, lässt sich am besten so zusammenfassen wie die gesamte Reihe: unspektakulär, belanglos und schlecht recherchiert. Adieu!

Das Duo läuft im ZDF am Samstag, 15. September 2012 um 20.15 Uhr. Zuvor ist der Fall auch schon am Mittwoch im digitalen Programm von ZDFneo zu sehen – ebenfalls ab 20.15 Uhr.
10.09.2012 15:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/59053
Julian Miller  •  Quelle: Inhalt: ZDF

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Das Duo

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