Seit 150 Wochen schwafelt, philosophiert, albert und informiert unser Kolumnist über Filme. Nun geht's in seiner Kolumne ... um seine Kolumne!
Täglich flattert körbeweise Leserpost in unser Quotenmeter.de-Hauptquartier, und in grob geschätzt jedem siebten handgeschriebenen Brief wird uns eine bestimmte Frage gestellt: „ Wie sieht es eigentlich hinter den Kulissen dieser einen Kinokolumne aus?“ Nun, diese Kinokolumne lautet auf den Namen
Popcorn und Rollenwechsel, wird mit diesem Beitrag 150 Wochen alt (sowie 150 Ausgaben) und ist das Ergebnis stundenlanger Arbeit eines achtköpfigen Rechercheteams, zweier Assistentinnen, deren einzige Aufgabe es ist, bei Starbucks Kaffee für den Autoren dieser Zeilen zu kaufen, sowie einer Unsumme von Bestechungsgeldern. Denn die Filmverleiher tun alles dafür, dass ihre aktuellen Filme im Rahmen dieser Kolumne besprochen werden. An dieser Stelle übrigens riesigen Dank an Walt Disney Studios Motion Pictures – ohne euch hätte ich mir die Ferienwohnung mit Pool, vier Bädern, acht 3D-Fernsehern und Ausblick aufs Meer niemals leisten können!
Schon gut, schon gut. Selbstironie, Albernheit und das Parodieren von Lesererwartungen zum Jubiläum mag zwar eine amüsante Tradition im schreibenden Gewerbe sein, jedoch habe ich dieses Gebiet bereits vergangenes Jahr abgegrast (
siehe hier), und genug neues Material, das sich anschneiden ließe, hat sich in den vergangenen 50 Wochen nicht angesammelt. Stattdessen seien an dieser Stelle schlicht amüsante, interessante oder auch triviale Fakten über diese Kolumne verraten. Vielleicht werden einige Leserinnen und Leser dies spannend finden.
So ist es wohl unvermeidlich, dass ich nach 150 Wochen auf
den Titel dieser Kolumne zu sprechen komme. Denn die am deutlichsten verärgerte Lesermail, die mich bislang ereilte, war tatsächlich eine von Unverständnis und Empörung erfüllte Tirade gegen den Titel
Popcorn und Rollenwechsel. Was für ein dämlicher Name das doch sei, man so eine Kolumne nicht ernst nehmen könne und wir bei Quotenmeter.de bitte erwachsen werden und sinnigeres Zeug schreiben sollten. Jeder hat die Erlaubnis, sich seine eigene Meinung zu bilden, jedoch muss ich ehrlich sagen, dass dies die für mich unverständlichste Kritik war, die ich jemals bezüglich meines eigenen Geschreibsels erblicken durfte.
Doch für all jene, die dem anonymen Kritiker zustimmen, sei der Kolumnentitel noch einmal erläutert (und das, obwohl den ersten Ausgaben ein einordnender Prolog vorangestellt war): Diese Kinokolumne beschäftigt sich sowohl mit dem, was hinter den Kulissen Hollywoods geschieht, als auch mit dem Geschen auf der Leinwand – und mit dem Filmkonsum als solchem, also mit der Welt des Zuschauererlebnisses. Es geht um ärgerliches und unverzichtbares im Kinobereich, vermeintlich unbedeutendes und über schnell übersehene, nicht aber zu vernachlässigende Ereignisse. Dies soll sich im Titel ausdrücken, weil diese Kolumne sich für so vieles zum Thema Film begeistern kann – vom Kinobesuch begleitenden Popcorn, bis hin zum Wechsel der Filmrollen in sich der Digitalisierung verweigernden Lichtspielhäusern. Natürlich nicht wortwörtlich, sondern im übertragenen Sinne. Wobei eine ausführliche Geschmackskritik des Popcorns diverser Kinoketten eine tolle Idee für Ausgabe 200 wäre ...
Vielleicht hätte ich diese Kolumne doch
Der Filmpirat taufen sollen. So lautete mein erster Titelvorschlag an die Quotenmeter.de-Redaktion, der auch so gleich auf positive Resonanz gestoßen ist. Allerdings war mir der Gag auf Dauer doch zu flach (ich schreibe über Filme und mag piratenzentrische fiktionale Werke, Mordsbrüller!) und obendrein ist dieser Titel schlicht irreführend. Sofern ich nicht wöchentlich über Filmpiraterie und Piratenfilme texte, ist das einfach eine Mogelpackung. Aber zumindest die, an Klickzahlen gemessen, erfolgreichste Ausgabe dieser Kolumnenreihe befindet sich in diesem Themenspektrum. Der Artikel
Die Stimme macht den Charakter beschäftigte sich aus Anlass der Absetzung von Marcus Off als deutsche Stimme von Captain Jack Sparrow mit ikonischen Synchronsprecher-Besetzungen. Die Kolumne traf wohl einen Nerv, auch wenn sie letztendlich nichts bewegen konnte – zumindest in Bezug auf «Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten». Vielleicht aber konnte sie den einen oder die andere in Zeiten der wachsenden Synchroverdrossenheit davon überzeugen, welch schwierige Kunst diese Form der Lokalisierung darstellt. Auch das wäre bereits ein Erfolg, über den ich mich freuen würde.
Ganz und gar nicht stolz bin ich derweil auf
diese Ausgabe. Genauer gesagt ist es ihr Titel, der mich beinahe im Erdboden versinken lässt. Wo war der anonyme Titelkritiker, als ich im nüchternen Zustand einen Beitrag über die verwunderlich niedrigen Besucherzahlen von «Toy Story 3» in Deutschland mit
Toy Story Why? betitelt habe?
Popcorn und Rollenwechsel ist also albern und unsinnig, dieser miese Wortwitz dagegen nicht?
Die nächsten 150 Ausgaben sind hoffentlich mit besseren Titeln, mehr Verständnis für den Namen dieser Kolumne und, man wird ja mal ganz arrogant träumen dürfen, noch einem größeren Klickzahlenhit ausgestattet. Damit letzteres eintritt, sollte ich wohl mit diesen eigenzentrischen Ausgaben aufhören. Und zumindest dieser Artikel wird deswegen an dieser Stelle ganz abrupt beendet.