23 Jahre, Poolboy und Vater einer Tochter, deren Mutter auf dem elektrischen Stuhl gegrillt wurde: Jimmy Chance hat nur eine Hoffnung, endlich etwas in seinem Leben richtig zu machen – seine Tochter Hope.
Inhalt
Der 23-jährige Jimmy Chance lebt weiterhin bei seinen chaotischen Eltern und verdient in seinem Job als Poolboy eher schlecht als recht. Dennoch ist der am gesellschaftlichen Rand lebende Bube ein eher optimistisches sowie sehr naives Kerlchen geblieben, dass auch sofort an die große Liebe glaubt, als ihm eines Nachts eine aufgebrachte junge Frau anspringt, er solle sie doch bitte in seinem Van mitnehmen und so vor ihrem aufgebrachten Verfolger retten. Kurz darauf kommt es in Jimmys schrottigem Gefährt zu einem One Night Stand, nach dem er erfährt, dass er sich auf eine wahre Männermörderin eingelassen hat – in jeglichem Sinne des Wortes. Zwar kann die gefährliche Dame schnell der Polizei übergeben werden, aber die Überraschungen nehmen für Jimmy damit keinen Abbruch: Er hat die Killerin Lucy geschwängert und muss sich nach deren Hinrichtung um die gemeinsame Tochter kümmern. Jimmys Eltern plädieren dafür, das Kind abzugeben, aber er will sich und der Welt beweisen, dass er fähig ist, etwas wichtiges zu bewerkstelligen ...
Darsteller
Lucas Neff («In Memoriam») ist Jimmy Chance
Martha Plimpton («Mrs. Parker und ihr lasterhafter Kreis») ist Virginia Chance
Garret Dillahunt («Terminator: S. C. C.») ist Burt Chance
Shannon Woodward («The Riches») ist Sabrina
Skyler Stone («Con») ist Mike Chance
Cloris Leachman («Malcolm mittendrin») ist Maw Maw
Bijou Phillips («Hostel 2») ist Lucy
Kritik
«My Name is Earl»-Schöpfer Greg Garcia und der Regisseur Michael Fresco haben sich nach dem abrupten Ende ihres Seriengeheimtipps für eine weitere Single-Camera-Sitcom zusammengetan, und auch ihr 2010 in den USA gestartetes Projekt «Raising Hope» spielt am Rand der Gesellschaft. Familien der unteren Arbeiterklasse fungiert bereits öfter als Sitcom-Protagonisten, doch die Familie Chance befindet sich noch einige Sprossen weiter unten auf der sozialen Leiter als die Bundys aus «Eine schrecklich nette Familie» oder die Chaotenbande aus «Malcolm mittendrin».
Die White-Trash-Familie Chance lebt in der baufälligen Hütte von Jimmys an Demenz erkrankter Großmutter Maw Maw, die in ihren raren hellen Momenten den Rest der Familie hochkantig rausschmeißen möchte. Jimmys Mutter Virgina bekam den Jungen im zarten Alter von fünfzehn Jahren, was laut ihrem Gatten Burt eine tolle Sache ist, da sich Jimmy so auch als Volljähriger über eine jung aussehende Mutter freuen darf. Abgesehen von der Zeugung seines Sohnes hat Burt in seinem Leben nichts weiteres vollbracht – es sei denn, man empfindet die Gründung eines mäßig laufenden Poolreinigungsdienstes als nennenswert.
Auf Basis dieser Figurenkonstellation lässt sich erwarten, dass «Raising Hope» mit zynischem Witz auf den White Trash abzielt. Diese Gags sind allerdings nicht dicht an dicht gesiedelt, sondern mit Abständen über die Pilotfolge verteilt, so dass sie sich nicht zu schnell abnutzen. Vor allem sind diese humoristischen Angriffe auf die untere Arbeiterschicht nicht all zu zynisch geraten, sondern werden mit einem sanften Augenzwinkern abgeliefert, etwa wenn sich Jimmy zu dumm anstellt, den Kindersitz richtig zu befestigen und seine Mutter ihn daraufhin erinnert, dass er froh sein kann, dass es nun solchen Luxus gebe.
Dass die dysfunktionale Chance-Familie nicht zu zynisch charakterisiert wird, kommt dem übergreifenden Thema der Serie zu Gute: Weder der Familienname, noch der Serientitel sind zufällig entstanden, sondern stehen dafür, dass diese finanziell wie intellektuell minderbemittelte Familie mit ihrem Neuzuwachs die Gelegenheit gekommen sieht, es endlich besser zu machen. Diese Thematik verleiht den schroffen Figuren, und somit auch der Serie, eine ehrliche Seele, die vor allem von Martha Plimpton und ihrem Seriensohn Lucas Neff unaufdringlich vermittelt wird. Während Plimpton als schrille Mutter mit unerzogenem Mundwerk für den etwas derberen Humor zuständig ist und ihre liebevolle Seite nur selten aufblitzen lässt, dies dann aber stets sehr effektiv, ist Lucas Neffs Jimmy bereits ein unauffälligerer, ruhigerer Typ. Mit seinen Eltern hat er wenig gemeinsam und es sind schlicht seine Bildungslücken, die erkenntlich machen, dass er aus dem White Trash stammt. Jimmy dient als charakterlicher Normalo als Identifikationsfigur für den Zuschauer, eine Aufgabe, die er dank Neffs bodenständigem Spiel zu erfüllen weiß und die dieser Figur nicht zur Last wird, da Jimmys moralischer Kompass nie überbetont wird und noch immer hinter seiner weltoffenen Dümmlichkeit zurücksteht.
Abseits der Chance-Familie und ihrem politisch inkorrekten, doch herzlichem Naturell, ist noch die junge Supermarktangestellte Sabrina von Bedeutung: Die von Shannon Woodward gespielte Kassiererin wird über den Lauf der Pilotfolge zur unfreiwilligen Elternschaftsberaterin Jimmys und kommentiert seine Ahnungslosigkeit mit trockenem Witz sowie viel Verständnis. Was die Serienmacher für diese Figur bezwecken, dürfte jedem Zuschauer nach wenigen Sekunden klar sein, aber Woodwards Charisma und komödiantisches Timing heben die Figur aus dem öden Love-Interest-Standard heraus.
Insgesamt zeigt sich «Raising Hope» bereits von der Pilotfolge an als eine, wenngleich nicht revolutionäre, so aber vollauf ausgewogene Mischung aus derben, jedoch niemals gehässigem, Humor und dysfunktionalen, gutherzigen Figuren. Neff und Plimpton spielen ihre Rollen mit versteckter Charaktertiefe und sorgen somit für das nötige Herz in dieser ungewöhnlichen Sitcom über die Hürden der Elternschaft. Wie bei «My Name is Earl» sind es auch in dieser Serie weniger die ganz großen Schenkelklopfer, als die vielen gut rübergebrachten Schmunzler, die für die Unterhaltung sorgen. An die Originalität der Serie mit Jason Lee reicht dieses Format zwar nicht heran, dennoch werden Fans die Handschrift der «My Name is Earl»-Macher mit Freude wieder erkennen.
RTL Nitro strahlt «Raising Hope» ab dem 10. September immer montags um 21 Uhr in Doppelfolgen aus.