Am Sonntag strahlt das ZDF die Reihe «Johanna und der Buschpilot» mit dem FIlm "Die Legende der Kraniche" aus.
Story
Johanna hat sich dazu entschlossen, die Klinik ihres Vaters zu übernehmen, und muss sich dem afrikanischen Krankenhausalltag stellen. Konflikte mit dem Piloten Thomas, mit dem sie eine Liebelei hat, sind vorprogrammiert. Und auch mit ihrer afrikanischen Arzthelferin Rosi will es nicht so recht klappen. An allen Ecken und Enden stößt Johanna auf massive Widerstände, weil sie es nicht schafft, sich im fremden Kontinent einzugewöhnen.
Dann verunglückt die deutsche Martina mit ihrem Motorrad. Als der Notruf eingeht, sind Johanna und Thomas schnell vor Ort. Doch schnell stellt sich heraus, dass Martina der Ärztin etwas verschweigt. Sie ist unheilbar krank, hat eine seltene Form von Lupus und gilt deswegen als austherapiert. Ihr letzter Wunsch: Sie will Afrika sehen.
Doch Johanna gibt nicht auf und setzt alles daran, das Leben von Martina zu retten, die sich selbst schon lange aufgegeben hat. Nach intensiver Recherche wird klar: Martina kann geheilt werden. Aber bevor ihr das gesagt werden kann, hat Thomas sie auf ihren Wunsch schon weg von der Klinik geflogen. Johanna befiehlt Thomas, sie dorthin zu bringen und an dem Ort in der afrikanischen Wildnis auszusetzen, wo er Martina ausgesetzt hat. Dabei geraten sie jedoch in die Fänge eines Stammes, der dem Krankenhaus nicht wohl gesonnen ist und sie als Geiseln nimmt.
Darsteller
Julia Brendler («Manche mögen's glücklich») als Johanna Zarrmann
Kai Schumann («Doctor's Diary», «Tatort») als Thomas Marrach
Kevin Otto («Diamonds») als Günther
Ndoni Khanyile («Auf der Spur des Löwen») als Rosi
Simone Hanselmann («Schulmädchen») als Martina
Maxi Warwel («Forsthaus Falkenau») als Girlfriend
Kritik
Das sonntägliche „Herzkino“ im ZDF folgt klaren Parametern: Sentimentalität, Pathos und Anspruchslosigkeit scheinen von höchster Relevanz zu sein, Glaubwürdigkeit und ein Mindestmaß an dramaturgischer Raffinesse hält man dagegen offenbar für unnötig.
Was dabei herauskommt, ist «Johanna und der Buschpilot: Die Legende der Kraniche», für dessen Drehbuch sich Timo Berndt verantwortlich zeichnet, der in der Vergangenheit große (und dramaturgisch häufig nicht einmal sonderlich schlechte) Fernsehfilme wie «Tarragona», «Der Bibelcode» und «380.000 Volt» geschrieben hat. Jetzt verdingt er sich in der Melodram-Klitsche des ZDF und schreibt, was von ihm gefordert: einen völlig überdrehten und überzeichneten Stoff, eine vorhersehbare Dramaturgie und ein bisschen Komödie zum Auflockern des Plots um die todkranke Deutsche im afrikanischen Busch.
Natürlich kommt der Humor immer dann, wenn er am wenigsten passt. Protagonistin Johanna muss immer einen flotten Spruch auf den Lippen haben, auch wenn sie gerade von wenig freundlich aussehenden Afrikanern mit Maschinengewehren im Anschlag quer durch das Dickicht gehetzt wird. Doppelt unrealistisch wird das natürlich, wenn es sich wie hier bei der entsprechenden Figur eher um die Marke Madame Hasenfuß als eine toughe Machetenschwingerin handelt.
Aber auch der Pathos, in einem Projekt wie diesem ja geradezu Gesetz, kommt genau dann, wenn er am meisten stört. In der besagten Fluchtsequenz fallen dann Sätze wie „Du bist stärker als du denkst“, „Vor allem vertraust du dir nicht“ oder (besonders schön) „Das ist doch alles eine bescheuerte Zirkusnummer hier“. Die Bankrotterklärung eines jeden Drehbuchautors, der eine Dramaturgie entwirft, die nur das Notwendigste leisten soll und nicht einmal das schafft.
Am Schluss wird aus unglaubwürdig dann sogar bedenklich. Nämlich wenn die Ärztin ihre Patientin gegen ihren ausdrücklichen Willen unter Drogen setzt, um sie – ebenfalls gegen ihren Willen – in die Klinik zu verschleppen, wo sie sie – ebenfalls gegen ihren Willen – operieren will. Diese Vorgehensweise stellt das Drehbuch als positiv dar. Am Schluss hat die Ärztin ja sowieso recht. Sie ist schließlich die Halbgöttin in weiß und die Patientin ohnehin nur ein wenig „verwirrt“, wie man es in Filmen dieser Art gerne ausdrückt.
„Wie in einem billigen Western“, sagt Protagonistin Johanna betont lustig, als sie mit ihrem Pilotlover in einem Zelt ihrer afrikanischen Geiselnehmer gefesselt ist. Das Bizarre daran: Sogar die billigsten Western waren um einiges besser geschrieben als dieses Machwerk. Und angesichts einer furchtbar pathetisch spielenden Julia Brendler auch durch die Bank besser besetzt.
Zu trivial für den gewählten Spielort fällt auch die sehr melodramlastige szenische Inszenierung von Ulli Baumann auf, die den Kontinent (oder „das Land“, wie es in «Johanna und der Buschpilot» heißt) aus Steppe, Wüste und kleinen Dörfern zusammenfilmt. Heraus kommt das übliche Klischee-Afrika, in malerischen Bildern dargestellt, das aber letztlich nur als Kulisse dient, um von europäischen First-World-Problems zu erzählen. Zugegeben, die Landschaftsaufnahmen sind wirklich hübsch anzusehen. Aber dann hätte man auf Plots, Figuren und Schauspieler gleich völlig verzichten können. Und wäre damit wohl sogar um einiges besser gefahren.
Das ZDF strahlt «Johanna und der Buschpilot: Die Legende der Kraniche» am Sonntag, den 9. September 2012, um 20.15 Uhr aus.