Mit der Premiere auf Sky konnte Schmidt am Dienstagabend noch nicht das erhoffte Gagfeuerwerk zünden. Was vor allem hängen blieb: Die Show ist nun wesentlich kürzer und hektischer.
Vier lange Monate des Wartens hatten für die recht wenigen verbliebenen Fans der
«Harald Schmidt Show» endlich ein Ende, denn nach der vor allem aus Sicht der Einschaltquoten gescheiterten Rückkehr zur alten Liebe Sat.1 nahm sich nun der Pay-TV-Sender Sky des Formats an. Von vielen Medienexperten wurde dies als der einzig logische Schritt bezeichnet, nachdem dieses noch immer als Premiumprogramm geltende Fernsehen zuletzt kaum noch in der Lage war, die Massen zu unterhalten. Eine besonders gute Werbung für ein Sky-Abonnement war die erste Folge an diesem Dienstag jedoch noch nicht, denn gerade vom Biss, der zumindest die letzten Wochen der vergangenen Saison prägte, war kaum etwas zu spüren. Stattdessen gab es halbgare Gags, ein viel zu kurzes Intermezzo mit dem Sidekick des Tages und musikalisch hochklassige, aber nur bedingt unterhaltsame Kulturgäste.
Bereits vor Ausstrahlungsbeginn betonten die Macher der Sendung, dass sich die konzeptionellen Änderungen in engen Grenzen halten sollen. Diesem Anspruch immerhin wird man voll und ganz gerecht, denn das gesamte On-Air-Design bleibt nahezu identisch. Das Intro wird weiterhin von Nathalie Licard gesprochen, lediglich die musikalische Untermalung ist moderat verändert worden. Doch obwohl die offizielle Sendezeit dies vermuten lässt, beträgt die Nettolaufzeit neuerdings nicht mehr gut 40 Minuten, sondern gerade einmal noch eine gute halbe Stunde. Denn neben einer rund dreiminütigen Werbeunterbrechung vor dem Gästetalk gönnt man es sich auch, die Sendung deutlich vor 23 Uhr zu beenden. De facto fehlen somit also beinahe zehn Minuten Sendezeit.
Beim Stand-Up merkt dies der Zuschauer noch nicht allzu deutlich, denn mit rund zehn Minuten wurde diesem in der Dienstagsausgabe genügend Zeit eingeräumt. Inhaltlich jedoch gibt es bereits hier die ersten Enttäuschungen, denn abgesehen von einigen fast schon obligatorischen Sticheleien gegenüber Thomas Gottschalk, «Wetten, dass..?» und dem ZDF rattert Schmidt relativ pointenarm aktuelle Ereignisse runter - was weder beim Publikum vor Ort noch vor den Fernsehgeräten zu wirklichen Lachern führt. "Die letzte Glühbirne im deutschen Fernsehen" spielt sogar nur ein einziges Mal auf die alten Arbeitgeber an, als man das Senderlogo vor dem Eingang von Sat.1 über Das Erste und sogar RTL (zwecks des Gottschalk-Seitenhiebs) schließlich endlich auf Sky überspringt.
Der Sendezeit zum Opfer fällt leider ausgerechnet der Part zwischen Stand-Up und Gästetalk - und somit der mit Abstand beste Teil dieser Episode. Als hier der Sky-Partnersender HBO als gelungenes Bilderrätsel verpackt wirkt, gibt es erstmals eine nennenswerte Regung im von Schmidt auch sträflich vernachlässigtem Publikum. Auch Klaas Heufer-Umlauf kann sich danach trotz des eigentlich wenig interessanten Einsatzes als "Literaturexperte" positiv in Szene setzen, als er den von Bettina Wulff für ihre Buchveröffentlichung genutzten Riva-Verlag als "Scheißverlag" bezeichnet, dessen Bücher zumeist haufenweise neben der Toilette zu finden seien. Auch der Vergleich des Senders Sky mit Nordkorea ist bissig und böse - also genau das, was dem eigentlichen Moderator an diesem Tag fast durchweg abgeht. Doch als es gerade witzig und zumindest punktuell anarchisch zu werden droht, muss Klaas nach nicht einmal fünf Minuten Präsenz das Studio schon wieder verlassen.
Der dritte und letzte Teil der Sendung besteht dann aus dem, was man bei Gästen aus dem Kulturbereich bereits aus den vergangenen Schmidt-Staffeln gewohnt ist: Von seltenen Highlights abgesehen sieht man einen interessierten Moderator in einem kaum unterhaltsamen Fachgespräch mit zwei Weltklasse-Musikerinnen, die leider die meiste Zeit über sehr ernst und für die Mehrzahl der Zuschauer schlicht uninteressant bleiben. Seine Daseinsberechtigung hat dieser Kulturteil gerade in einem Premiumsender wie Sky zweifelsohne, aber ob er dann in einer ohnehin schon sehr kurzen Ausgabe fast eine Viertelstunde einnehmen muss, ist doch fraglich. Beim anschließenden Musizieren besteht die groß angekündigte Aufgabe Schmidts darin, als menschlicher Notenwender zu fungieren, umzublättern und... ja, das war es dann auch. Immerhin kann man sich als Zuschauer nicht über schlechte Musik beklagen - nur leider auch kaum über wirklich gute Unterhaltung.
Insgesamt fällt der Auftakt der «Harald Schmidt Show» auf Sky vor allem im Vergleich zu den wirklich tollen Abschiedswochen in Sat.1 sehr enttäuschend aus, da Harald Schmidts Gags zu Beginn kaum zünden können und die beiden Musikgäste am Ende auch nur die wirklichen Kulturkenner in Begeisterung versetzt haben dürften. Ein Zusammenspiel zwischen Moderator und Publikum ist beinahe nicht vorhanden und durch die kürzere Sendezeit werden die Möglichkeiten für Studioaktionen leider weiter eingeschränkt. Da die verkürzte Sendezeit die einzige nennenswerte Änderung im Vergleich zur Sat.1-Zeit ist, kann man dem gegenüber auch keine wirkliche Verbesserung erkennen. Doch abschreiben darf und wird kein Schmidt-Fan nach einem alles in allem misslungenen Auftakt das Format, denn an die stark schwankende Qualität hat man sich längst gewöhnt - und wenn Harald Schmidt einen wirklich guten Tag erwischt, erlebt man gerne wirkliche Sternstunden des deutschen Fernsehens. Am Dienstagabend war man von einer solchen aber meilenweit entfernt.