Hatte der Versuch Harald Glööcklers, die Fernsehlandschaft außerhalb des Teleshopping zu erobern, Erfolg?
Wer Sacha Baron Cohen nach eigener Aussage als Inspiration für seinen schwulen Filmhelden Brüno diente, der ist auch selbst bereit, vor großem Publikum aufzutreten. Das wird sich wohl der schrille Modemacher und Paradiesvogel Harald Glö(ö)ckler gedacht haben, als er von VOX das Angebot bekam, eine Doku-Soap über seinen Alltag zu drehen. Zuvor war ihm bereits ein ordentlicher Einstand beim Sender gelungen, als dieser ihn zu Jahresbeginn beim Umzug begleitete. Als überaus erfolgreicher Moderator eigener Verkaufssendungen im Teleshopping hatte der Mann, dessen Auftreten selbst Klischees wie biedere Abziehbildchen wirken lässt, bereits zuvor lange Jahre Erfahrungen im Fernsehen gesammelt. Doch konnte er sich seinem Publikum selbst genauso gut verkaufen, wie zuvor glitzernde Damenmode für alle Alters- wie Gewichtsklassen?
Diesen Eindruck hinterließ zumindest die erste Folge des Formats, die am 3. Juli zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr ausgestrahlt wurde. An diesem Dienstag saßen nicht nur 1,82 Millionen und 6,8 Prozent insgesamt vor den Bildschirmen, um dem VOX-Programm zu folgen, auch versammelten sich 0,99 Millionen aus dem Kreise der 14- bis 49-Jährigen vor ihren Fernsehgeräten, um Glööcklers Alltag zu beobachten. Damit schrammte er zwar knapp an der Million vorbei, erreichte aber gleich zum Einstand eine Punktlandung bei den zweistelligen Marktanteilen: 10,0 Prozent der jungen Fernsehzuschauer hatte er an diesem Abend auf seiner Seite.
Die zweite Episode folgte sieben Tage darauf und lockte abermals sehr gute 1,74 Millionen und 6,2 Prozent aus dem Gesamtpublikum zum kleinen Vollprogramm. In der Zielgruppe wurden an diesem Tag die Top-Werte der ersten Ausstrahlung relativ deutlich verfehlt, doch auch 0,88 Millionen und 8,6 Prozent bedeuteten hier noch Ergebnisse, die weit über dem Senderschnitt lagen. Nicht geärgert haben dürften sich die Verantwortlichen darüber, dass die Einschaltquoten der zweiten Folge angesichts der nachfolgenden Episode deutlich an Glanz und Gloria (aber nicht Glööckler) verloren: am 17. Juli wurden 2,08 Millionen und 7,2 Prozent aller Fernsehenden erreicht, bei den Werberelevanten sprang abermals ein Wert im zweistelligen Bereich heraus, da 1,11 Millionen aus dieser Publikumsgruppe hervorragende 10,6 Prozent generierten.
Damit wurde der beste Wert der Serie bereits zum dritten Ausstrahlungstermin erreicht. Die vierte Ausgabe vom 24. Juli musste sich hinter dessen Quoten aber nicht verstecken, denn mit 1,52 Millionen und 6,2 Prozent insgesamt erreichte auch sie ordentliche Werte. Davon zeugen auch die 0,89 Millionen jungen Zuschauer, die dem Format 10,3 Prozent Marktanteil einbrachten. Die Programmierung der Folgen fünf und sechs lag parallel zum starken Olympia-Programm der öffentlich-rechtlichen Sender, weshalb es keine Überraschung sein konnte, dass die Spitzenwerte der vorangegangenen Wochen nicht erneut erreicht wurden. So reichte es am 31. Juli und 7. August mit 1,72 und 1,65 Millionen Fernsehzuschauern nur zu 6,0 und 5,6 Prozent beim Gesamtpublikum, was dennoch Einschaltquoten auf Senderschnitt bedeutete. Über diesem lagen auch die erzielten Ergebnisse bei den 14- bis 49-Jährigen, von denen jeweils 0,86 Millionen und 8,0 bzw. 8,1 Prozent lieber Harald Glööckler verfolgten, als den olympischen Sport im Ersten und Zweiten Deutschen Fernsehen.
Dass die erste Folge nach den Sportübertragungen aus London, ausgestrahlt am 14. August, dann den Tiefstwert der gesamten Staffel markierte, war überraschend, musste man diesen Negativtitel doch eher einer der beiden Olympia-Ausgaben zutrauen. So wurden mit der vorletzten Folge nur 1,29 Millionen und 4,8 Prozent aus dem Gesamtpublikum erreicht sowie 0,73 Millionen und 7,4 Prozent aus der werberelevanten Zielgruppe. Besser machte es da der Abschluss von «Glööckler, Glanz und Gloria», der es am 21. August auf zufriedenstellende 1,57 Millionen und 5,9 Prozent aller Fernsehenden und sehr gute 0,87 Millionen und 8,8 Prozent der 14- bis 49-Jährigen brachte.
Durchschnittlich schalteten 1,67 Millionen und 6,1 Prozent aller Fernsehenden zu «Glööckler, Glanz und Gloria» ein, in der Zielgruppe waren es 0,90 Millionen und glatte neun Prozent Marktanteil. Der Senderschnitt von VOX liegt beim Gesamtpublikum bei 5,6 Prozent, bei den Jungen werden in der Regel 7,3 Prozent erreicht. Klammert man die parallel zu Olympia gezeigten Episoden aufgrund „irregulärer Bedingungen“ aus und erlaubt dem Format den Ausrutscher vom 14. August, ist das Urteil daher eindeutig hervorragend. Auch unter Einbezug der drei genannten Ausgaben behauptete Harald Glööckler stets eine treue Fangemeinde und legte damit erfolgreich den Grundstein für mögliche weitere Staffeln. Spekuliert wird, dass der Modemacher im Jahr 2013 seinen Geschäfts- und Lebenspartner Dieter Schroth heiraten möchte – der Anlass für eine weitere Doku-Soap wäre also gegeben.