Wie beurteilten unsere Forenuser den Auftakt der dritten Staffel? Überzeugte die neue Jury? Konnte man das gesangliche Niveau der Vorjahre halten oder sogar übertreffen?
Seit Samstag versucht sich auch die RTL-Gruppe wieder an einer Castingshow, nachdem «Das Supertalent» und «DSDS» zuletzt über klar rückläufige Quoten klagten. Mit neuer Jury, einigen konzeptionellen Veränderungen und einem neuen Ausstrahlungstag versuchte
«X Factor», der Formkrise Herr zu werden, unter der das Genre derzeit stark leidet. Nach einem besorgniserregenden Auftakt am Samstagabend, an dem auf RTL eine Reichweite von 1,93 Millionen zu gerade einmal 7,5 Prozent aller sowie 13,5 Prozent der werberelevanten Zuschauer führte, erreichte die erste Folge auf VOX immerhin zufriedenstellende 6,1 bzw. 9,6 Prozent am hart umkämpften Sonntagabend. Doch wie kamen die ersten beiden Ausgaben bei unseren Forenusern an? Macht die Sendung weiterhin Spaß oder hat man der Quote zuliebe zu viele Änderungen vorgenommen, die das Format zerstören? Und wie sieht es eigentlich mit den Karrierechancen der Teilnehmer nach der Show aus?
Grundsätzlich fällt der Ersteindruck nach zwei Folgen beinahe durchweg positiv aus. So lobt
Sebb. die "sehr angenehme Aufmachung", die "recht unaufgeregt" und deshalb "sehr überzeugend" daherkomme. Aus diesem Grund werde die Sendung "immer mehr zu meiner Lieblings-Castingshow". Nicht minder angetan ist
S!lent, der zunächst einmal erleichtert anmerkt, dass "das befürchtete Doku-Drama bisher ausgeblieben" sei.
Rodon geht diesbezüglich noch einen Schritt weiter und bezeichnet das Gesehene als "die Qualitäts- bzw. Niveau-Antwort auf «The Voice of Germany»", jedoch ohne "derart bieder zu wirken". Immerhin schaffe man "ganz gut den Spagat zwischen Unterhaltung und Kompetenz", während ihn bei anderen hochwertigen Casting-Formaten "immer die pseudointellektuell schwafelnden Jurymitglieder genervt" haben. Zudem empfindet er es als "wohltuend, dass man schon in den Castings von jedem Auftritt mehr als nur 30 Sekunden sah".
Die eine oder andere negative Stimme bezüglich des ersten Eindrucks der Sendung ist jedoch auch zu vernehmen. Eine dieser wenigen kritischen Töne kommt von
Marioo, welchen es "jetzt nicht so vom Hocker gehauen" habe. Er glaubt auch zu wissen, warum die Sendung längst nicht so hohe Zuschauerzahlen einfahren kann wie beispielsweise die Bohlen-Castings: "«X-Factor» ist eine solide Show, aber mit zu wenigen Highlights gespickt" um "an einem Samstagabend mehrere Millionen" vor die Fernsehgeräte zu locken.
Neuling tut sich zudem schwer damit, dass beinahe nur gute Sänger zu sehen sind. Denn "so wie «DSDS» uns suggerieren will, dass sich dort fast nur Chaoten bewerben, so suggeriert uns «X Factor», dass sich dort nur die Besten bewerben". Dies langweile ihn. Dem hält
Commi entgegen, dass die Sendung zwar tatsächlich kein "realistisches Bild von einem normalen Casting" zeichne, "aber immerhin bemerkt man dort eindeutig stärker als bei den RTL-Castings die Liebe und Ernsthaftigkeit zur Musik".
Recht breite Einigkeit herrscht auch bei der Beurteilung diverser Off-Kommentare, die zahlreich während der Auftritte zu hören waren. Für
S!lent und
Pierre stellen diese den "einzigen Kritikpunkt" dar, den die beiden bislang anzubringen haben, weil zumindest erstgenanntem User dies "null interessiert". Noch etwas deutlicher in seiner Wortwahl wird
Commi, welchem "diese Einblendungen und Kommentare aus dem Off bzw. aus dem Backstage-Bereich echt massiv auf die Eier" gehen. Er stellt zudem die rhetorische Frage, ob man "nicht einfach mal jemanden zwei Minuten einfach so singen lassen" könne. Auch
Doug Heffernan empfindet diese als störend während der Auftritte, allerdings fügt er hinzu, dass sie trotz allem "nicht uninteressant" seien. Dem schließt sich
Molino an, "weil [die Kommentare aus dem Backstage] oftmals die einfache kommentierende Funktion eines Zuschauers auf seiner Fernsehcouch hatten". Jedoch seien sie "doch deutlich zu oft" eingesetzt worden.
Auf viele Veränderungen mussten sich die Zuschauer vor allem in der Jury einstellen, denn die beiden männlichen Kollegen von Sarah Connor, Till Brönner und Das Bo, mussten ihre Stühle räumen. Und mit H.P. Baxxter, Moses Pelham und Guano Apes-Sängerin Sandra Nasic stießen gleich drei neue Juroren hinzu. Allerdings fallen die Bewertungen der neuen Jury bislang erstaunlich positiv aus.
Doug Heffernan gefalle sie besser, als er erwartet habe, wobei er vor allem von Sandra Nasic "positiv überrascht" sei.
Roman geht sogar so weit, der Frontfrau der Guano Apes eine "wahnsinnig sympathische Ausstrahlung" zu attestieren. Dagegen hält
Kunstbanause ihren Wandel für "lächerlich" und begründet diese Ansicht folgendermaßen: "Früher meinte sie ja, nein, sie lehne diesen ganzen 'Tits & Ass'-Kram ab und ist in Cargo-Hosen über die Bühne gehüpft. Und vor ca. ein bis zwei Jahren, wen sieht man da in kürzesten Röckchen posen? Die Nasic. Und nun? Hockt sie in einer solchen Show."
Generell etwas weniger angetan von der neuen Jury-Riege ist
Molino, der sie bisher nur als "okay" bewertet, da er "so wirklich begeistert in der Hinsicht noch nicht" sei. Auch
Marioo "ist da jetzt niemand besonders positiv oder negativ aufgefallen", es gebe schlicht "keine klaren Charakterköpfe und wenig Konfliktpotenzial". Beide Nutzer merken dabei an, dass ihnen Till Brönner doch sehr fehlt - und sind damit alles andere als alleine.
Rodon würde Brönner "am liebsten mit Moses Pelham austauschen", der ihn offensichtlich noch nicht überzeugen kann. Generell nicht angetan ist
Commi, der "die Jury (noch) nicht ernstnehmen" könne. Er begründet dies damit, dass er "außer Sarah Connor niemandem abnehme, wirklich Gesang bewerten zu können". Zudem empfindet er die Performances beider männlicher Kollegen als "bisher sehr blass".
Die Chancen der Teilnehmer dieser Show, auch nach dem Staffelende weiterhin präsent zu sein, schätzt
fernsehfreak36 als sehr gering ein. Seines Erachtens sei es "unerheblich", wer hier gewinnt, da dieser Künstler "nach einer Woche sowieso schon vergessen" sei. In diesem Zusammenhang fragt er sich auch, wie es den "Ausgaben im Ausland" immer gelinge, "Stars wie Leona Lewis hervorzubringen", wenn "die Gewinner in Deutschland immer gleich vergessen" seien.
S!lent sieht dies etwas anders, denn für ihn stellt sich die Frage, ob man lieber "«DSDS»-Star mit zehn Minuten Ruhm und einer Nummer 1 in den Charts oder «X Factor»-Sieger mit möglicherweise längerer Musikkarriere und Mentoren-Backup" werden wolle, "auch wenn man hier nicht Millionen Euro verdienen kann". Hier hält
Doug Heffernan entgegen, dass "der Fall bei «DSDS» tiefer" sei, man jedoch bei Edita Abdieski und David Pfeffer ebenfalls nicht "von einer längeren Karriere" sprechen könne.
Manch ein User hat zudem inzwischen generell das Problem, an einer regelrechten Castingshow-Übersättigung zu leiden. Unter ihnen ist
AliAs, welcher es "den Sendern gönnt, dass sie jetzt langsam alle reihenweise mit den Sendungen auf die Schnauze fliegen". Auch für
Kunstbanause ist es überfällig, "dass die Shows zunehmend schlechte Quoten holen, damit die Bands und Künstler mal wieder lernen, richtig hart zu arbeiten und wissen, was es heißt, als Musiker Scheiße fressen zu müssen". Seines Erachtens verzerren diese Formate das Musikbusiness dermaßen, "dass diejenigen, die sich nicht fürs Fernsehen prostituieren, immer weniger Chancen haben". Auch
Merlin hängen inzwischen "alle Castingformate zum Hals raus", da es jedes Mal so ablaufe, dass unmittelbar nach der Suche "der Stern innerhalb von nur ein paar Wochen wieder verglühe".
Diese "Pauschalverurteilung" empfindet
Molino jedoch als "etwas nervtötend", denn es gebe durchaus das eine oder andere Format, dem man "Qualität und eine Daseinsberechtigung zusprechen" könne. Auch das Abschneiden von Ivy Quainoo und Mic Donet in den deutschen Albumcharts empfindet er als durchaus respektabel und "die Erwartungshaltung, dass ein Sieger nach dem Finale nonstop in der Öffentlichkeit präsent ist", sei "doch absurd". Für
rosebowl gibt es darüber hinaus noch die Problematik, dass "sehr viele Radiosender, gerade auch öffentlich-rechtliche" nach wie vor nicht bereit sind, Songs von Künstlern abzuspielen, die aus Castingshows stammen. Ihrer Meinung nach werde es Zeit, "dass das Ganze differenzierter betrachtet wird in der Medienlandschaft". Castingformate empfindet sie schlicht und einfach als Sprungbretter, die man nicht pauschal verurteilen dürfe - denn "letztendlich sollte es auf die Qualität ankommen" und nicht darauf, woher sich ein Künstler sein Publikum erspielt hat.