Mit «Total Blackout» konnte RTL am Samstagabend mit bekannten Mitteln unterhalten - aber nicht zwei Stunden lang, denn schnell war die Luft raus.
Für Daniel Hartwich könnte es derzeit beim Sender RTL kaum besser laufen: Während Oliver Geissen außer bei gelegentlichen Neuausstrahlungen der «Ultimativen Chart Show» kaum noch präsent ist und Marco Schreyl in der kommenden Saison seine beiden großen Samstagabendshows abgeben muss, entwickelt er sich sukzessive zum präsentesten Moderator des Senders. Einzig die Quotenerfolge blieben den von ihm präsentierten Formaten bislang stets verwehrt, sofern er von Beginn an für die Moderation verantwortlich zeichnete. Ob sich dies mit
«Total Blackout - Stars im Dunkeln» nun endlich ändert, darf durchaus angezweifelt werden. Denn obwohl man gekonnt auf das im alljährlichen Dschungelcamp sehr erfolgreiche Konzept Ekel und Schadenfreude setzt, gibt es in dieser Aufmachung zumindest für zwei Stunden nicht genügend her.
Bereits im Intro macht man dabei sehr deutlich, welche Sinne des Zuschauers stimuliert werden sollen, denn die ersten Sekunden bestehen aus lautem Geschrei und mehr oder minder furchterregenden Bildern, die rasant geschnitten werden. Der Inhalt dieser Sendung erschließt sich dem Betrachter durchaus schon hier, doch Hartwich erklärt es anschließend gerne ausführlich. Insgesamt sechs Prominente müssen bis zu fünf Aufgaben bewältigen, die allesamt in völliger Dunkelheit bestritten werden. Der gemeine Zuschauer verfolgt das Geschehen über eine Infrarotkamera. Anschließend müssen Promis auf Falltüren springen, wobei jeweils eine geöffnet ist - die des bei der jeweiligen Prüfung Schlechtesten. Nach welchen Kriterien man dies beurteilt, wird jedoch genauso wenig geklärt wie die Frage, was der Sieger nach den fünf Aufgaben eigentlich konkret gewonnen hat - wenn man mal von einer höheren Gage und einer hässlichen vergoldeten Taschenlampe absieht.
Dennoch kann man sich zu Beginn sehr gut auf die Show einlassen, da hierbei der Wettbewerb definitiv nur an zweiter Stelle steht. Dafür kann man sich genüsslich daran weiden, wie Halbprominente durch ein Spinnennest kriechen, durch ein Labyrinth mit mehr als 500 Mausefallen wandern oder Plastikschädel aus Särgen einsammeln, die unter anderem mit Ratten und Schlangen gefüllt sind. Wer sich hierbei extrem an die täglichen Prüfungen von «Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!» erinnert fühlt, der hat absolut Recht. Man kann dies hier durchaus als einen Versuch bezeichnen, das 14-tägige Format auf zwei Stunden zu kürzen, indem man nur die vermeintlich zuschauerträchtigsten Ekel- und Gruselprüfungen extrahiert. Dabei vergessen die Macher jedoch eins: Das Dschungelcamp funktioniert keineswegs nur deshalb so gut, weil man sich quälenden Halbprominenten beim Scheitern zusieht, sondern vor allem auch aufgrund der Geschichten innerhalb des Camps und natürlich aufgrund des kongenialen Duos Sonja Zietlow und Dirk Bach.
Dies alles geht «Total Blackout» leider ab. Und deshalb erwischt man sich im Laufe der zwei Stunden Sendezeit mehrmals dabei, wie man sich bei diesem Trash-Spektakel zu langweilen beginnt. Die Mutproben an sich sind ordentlich durchdacht und zum größten Teil auch unterhaltsam, allerdings schafft man es nicht, mehr als eine Aneinanderreihung dieser Spiele anzubieten - die zudem auch noch nicht einmal wirklich abwechslungsreich sind. Von einigen Ausnahmen wie "Limbo tanzen" oder "Über einen Barren springen" abgesehen geht es meist tatsächlich nur darum, anderen dabei zuzuschauen, wie sie die eigene Angst und den eigenen Ekel überwinden und sich darüber zu amüsieren, wenn ihnen dies nicht oder nur sehr lautstark und gestenreich gelingt.
Die Prominenten der ersten Folge sind zudem derart enttäuschend, dass Roberto Blanco beinahe noch unverbraucht für derartige Formate wirkt. Neben Kreischtranse Lorielle London und dem ebenfalls überaus mühsamen Benny Kieckhäben geben sich Rolfe Scheider, Dolly Buster sowie "Bachelor" Paul Janke für die Sendung her, womit RTL wieder einmal das Personal versammelt hat, das bereits mehrfach unter Beweis stellte, wie wenig ihm die Selbstachtung im Vergleich zu einem saftigen Gehaltscheck wert ist. Und Dolly Buster schafft es auch in diesem Format wieder rasch, ihr Dummchen-Image sehr glaubwürdig rüberzubringen, als sie gleich im ersten Spiel ihrem Teamkameraden Rolfe einen sehr fragwürdigen Tipp gibt: "Lebt es? Dann bring es um!" Die Personen, die im zweiten Spiel zu ertasten waren, werden nach ihrem frühen Ausscheiden sicher durchgeatmet haben.
Wirklich mühsam wird es aber, als einem nach einer Stunde klar wird, dass uns der Sender noch mit einer zweiten Folge malträtiert. Man kann schon durchaus darüber streiten, ob die Formatidee genügend Stoff für eine Stunde gute Unterhaltung hergibt - für gleich zwei reicht es inhaltlich jedoch definitiv nicht. Auch das Personal wird hier mit Liliana Matthäus, Sarah Dingens, Ralf Richter, Udo Walz sowie Jimi Blue und Natascha Ochsenknecht nicht unbedingt angenehmer, sympathischer oder interessanter. Und auch wenn die Sendung solide produziert ist und zahlreiche Zeitlupen längst nicht so unangenehm auffallen wie bei vielen anderen Formaten, hat man spätestens hier einfach kein Interesse mehr an diesem starren, schematischen Ablauf ohne wirkliche Überraschungen.
Moderator Daniel Hartwich wird hier kaum gefordert und liefert dementsprechend zwar eine solide, aber keineswegs überragende Vorstellung ab. Dass seine große Stärke in der Spontaneität liegt, kann er hier kaum unter Beweis stellen, da seine Aufgabe vor allem darin liegt, die Einspielfilmchen zu kommentieren und den Prominenten anschließend die Anweisung zu geben, dass sie doch bitte auf die Falltür springen mögen. Mit diesen Anforderungen wäre wohl auch ein Marco Schreyl spielend leicht zurechtgekommen, weshalb Hartwich hier etwas verschenkt wirkt. Allerdings passt er mit seiner selbstironischen Art natürlich zu einem Trash-Format wie diesem, weshalb es gewiss nicht abwegig war, ihn die Sendung präsentieren zu lassen.
Insgesamt ist «Total Blackout» eine durchaus unterhaltsame Show, die leichte Samstagabend-Unterhaltung mit einer gehörigen Portion Trash und Ekel anbietet. Allerdings ist stark zu bezweifeln, ob ein solches Konzept wirklich langfristig funktioniert, denn der Kölner Sender möchte es bei Erfolg tatsächlich in Serie schicken. Sollte dies geschehen, kann der Plan nur aufgehen, wenn man jeweils nur eine Folge zeigt, denn über zwei Stunden wird der Konsum tatsächlich mehr und mehr zur Qual - und nicht zu einer, die man als masochistischer Zuschauer trotzdem zu ertragen bereit ist, weil man nicht wegschauen kann. Auf Dauer langweilt es schlicht und einfach, was bei einer Unterhaltungssendung selten ein gutes Zeichen ist. Drosselt man das Angebot in Zukunft sehr, kann die Idee hingegen funktionieren und Spaß machen.