Die öffentlich-rechtliche Konkurrenz fuhr während der Spiele von London erwartungsgemäß hohe Quoten ein – doch wie erging es Eurosport?
Zwei Wochen und 302 Wettbewerbe später: die Olympischen Spiele, das größte Sportereignis der Welt, sind vorbei. Bis zu den nächsten Sommerspielen sind wieder vier Jahre zu überbrücken. Das mag nicht nur dem ein oder anderen Sportfreund zu lang erscheinen, auch die Fernsehsender hätten wohl nichts dagegen, öfter vom Wettkampfinteresse der Menschen zu profitieren. Das gilt für Das Erste und ZDF – aber auch für Eurosport, wo ebenfalls Olympia im Programm ist. Doch wie profitierte der Sportsender im Detail von den Übertragungen?
Vormittag (9 bis 13 Uhr)
Der Olympia-Morgen bei Eurosport erreichte seinen Höhepunkt schon am ersten Samstag. 0,24 Millionen und 3,2 Prozent aller Fernsehenden wollten der Berichterstattung folgen, bei den 14- bis 49-Jährigen waren es 110.000 und 3,4 Prozent. Was für das ZDF einer Katastrophe gleichgekommen wäre, bedeutete für Eurosport Werte, die mehr als fünf Mal so hoch waren, wie der Sender es gewohnt ist – normalerweise schalten nur 0,6 Prozent aus dem Gesamtpublikum und 0,4 Prozent der jungen Menschen den Spartenkanal ein.
Die guten Werte brachen am Sonntagmorgen, vor allem beim jungen Publikum, etwas ein. 0,23 Millionen und 2,2 Prozent insgesamt saßen vor den Bildschirmen, in der Zielgruppe waren es nur noch 0,06 Millionen und 1,5 Prozent. Erwartungsgemäß hatte der erste Werktag, an denen die Wettkämpfe gezeigt wurden, einen negativen Einfluss auf die Zahl der Einschaltungen: nur 0,13 Millionen insgesamt schauten zu, bei den jungen Menschen waren es noch 40.000 Zuschauer. Die Marktanteile blieben mit 2,1 und 1,7 Prozent fast unverändert, was sich durch die ganze Arbeitswoche zog.
Mehr Menschen schalteten erst ab Freitag wieder ein: 0,21 Millionen und 3,2 Prozent aller Fernsehender wollten am 3. August die Spiele auf Eurosport verfolgen, bei den 14- bis 49-Jährigen waren es 80.000 und 2,9 Prozent. Der Samstag brachte bis auf den Marktanteil in der Zielgruppe identische Werte, letzterer sank leicht auf 2,7 Prozent. Die meisten Zuschauer insgesamt lockte die Berichterstattung am Sonntag vor die Mattscheiben: ganze 250.000 Zuschauer informierten sich beim Sportsender über die Wettkämpfe, davon waren runde 0,1 Millionen werberelevant. Da am Sonntagmorgen grundsätzlich überdurchschnittlich viele Menschen Fernsehen, bedeutete das aber „nur“ Marktanteile von 2,4 und 2,2 Prozent. Damit blieb man hinter den Werten der beiden Vortage.
Die zweite Olympia-Woche bedeutete für Eurosport dann leichte Einbußen. Am Freitag, den 10. August, wurden zum einzigen Mal weniger als 100.000 Gesamtzuschauer erreicht, es schalteten nur 0,08 Millionen ein. Auch für die Interessierten ab drei Jahren bedeutete der Freitag einen Allzeittiefstwert, nur 30.000 zeigten hier das Verlangen, Eurosport einschalten zu wollen. Während die Einschaltquoten der zweiten Arbeitswoche gegenüber der ersten nur leicht nachließen, musste der Sportsender am letzten Wochenende größere Verluste hinnehmen: nur 0,13 und 0,15 Millionen aus dem Gesamtpublikum wollten die letzten beiden Wettkampftage sehen, das bedeutete 1,9 und 1,7 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen waren es jeweils 60.000, wobei die Marktanteile denen aller Zuschauer entsprachen.
Mittag bis Abend (13 bis 20.15 Uhr)
Die Werte am Nachmittag zeigten mit dem Wochenende am 4. und 5. August einen klaren Höhepunkt, nach dem es deutlich bergab ging. Das Startwochenende sieben Tage zuvor brachte bereits 0,31 und 0,36 Millionen und 2,2 und 2,0 Prozent des Gesamtpublikums dazu, Eurosport einzuschalten, bei den jungen Menschen waren es 0,11 und 0,13 Millionen und 2,1 und 1,8 Prozent.
In der Woche gingen die Werte, wie bereits zuvor am Morgen, bis zum Freitag etwas zurück. Der letzte Werktag brachte dann die bis dahin besten Werte hervor und interessierte 0,35 Millionen und 2,7 Prozent aller Zuschauer und 100.000 und 2,3 Prozent der 14- bis 49-Jährigen. Am Samstag, den 4. August, schalteten mehr Menschen ein, als davor oder danach: 0,41 Millionen und 3,3 Prozent verbrachten den ersten Teil ihres Wochenendes vor dem Fernseher, davon waren 0,18 Millionen und sehr gute 3,9 Prozent zwischen 14 und 49 Jahren alt. Mit letzterem Wert konnte Eurosport seine üblichen Einschaltquoten fast verzehnfachen. Nur leichte Zuschauerverluste musste der Sender für den Sonntag hinnehmen, den immerhin 0,39 Millionen und 2,3 Prozent des Gesamtpublikums vor dem Fernseher und mit Eurosport verbrachten. Bei den Jungen waren es 0,16 Millionen und ebenso 2,3 Prozent.
Die anschließenden Werktage brachten einen Zuschauerschwund und damit die Ernüchterung für den Sender. Am Freitag wurde mit 0,15 Millionen und 1,2 Prozent der Tiefswert bei allen gemessen, bei den 14- bis 49-Jährigen wurden am selben Tag nur 40.000 und ein rundes Prozent erreicht. Insgesamt lag nur der Dienstag über den entsprechenden Tagesergebnissen der Vorwoche und erreichte 0,28 Millionen und 2,1 Prozent beim Gesamtpublikum, aus der Zielgruppe schaltete 90.000 und damit zwei Prozent ein.
Keinen Aufschwung brachte auch das letzte Wochenende, das für die deutsche Olympia-Mannschaft weitestgehend erfolglos verlief. Mit 0,21 und und 0,19 Millionen und 1,9 und 1,3 Prozent bei allen saßen nur noch halb so viel Menschen vor den Fernsehern, wie noch eine Wochen zuvor. Die erreichten Marktanteile betrugen 1,9 und 1,3 Prozent, wie auch in der Zielgruppe, wo 0,08 und 0,07 Millionen zuschauten.
Abend (20.15 bis 00.00 Uhr)
Eine gänzlich andere Entwicklung als die Zuschauerzahlen von Vor- und Nachmittag nahm das Programm, das ab der Primetime gezeigt wurde. Hier wurde im Laufe der Spiele steigendes Zuschauerinteresse verzeichnet und teilweise mehr als eine halbe Million Menschen erreicht. Einen Anteil daran hatte wohl auch das Kommentatoren-Duo Sigi Heinrich und Dirk Thiele, die heimlichen Stars bei Eurosport. Ausgezeichnet mit dem Deutschen Fernsehpreis für die Olympia-Berichterstattung 2008, begleiteten beide die Leichtathletik-Wettbewerbe, die größtenteils in der zweiten Woche der Spiele lagen.
Die schlechtesten Werte am Abend wurden zur Eröffnungs- und Schlussfeier verzeichnet, die jeweils 0,19 Millionen und 1,0 respektive 1,1 Prozent erreichten. Bei den 14- bis 49-Jährigen wurden hier 0,10 und 0,11 Millionen und 1,5 und 1,4 Prozent erreicht. Die Wettkampftage mit dem geringsten Interesse schlossen sich an die Eröffnung an und wurden vom 28. bis 30. Juli am Samstag, Sonntag und Montag erreicht. Hier schalteten nur zwischen 0,25 und 0,27 Millionen Menschen ein, die Marktanteile bei allen lagen zwischen 1,0 und 1,1 Prozent. Bei den jungen Zuschauern ein ähnliches Bild, wobei es nicht gelang, deren Interesse über den Verlauf der Spiele so konstant zu steigern, wie das beim Gesamtpublikum der Fall war. An den ersten drei Wettkampftagen schauten aber immerhin jeweils 100.000 zwischen 14 und 49 Jahren zu, was einen Zielgruppenmarktanteil von 0,9 bis 1,5 Prozent bedeutete.
Deutlich besser lief es in der ersten Arbeitswoche. Am Mittwoch wurde mit 0,31 Millionen und 1,5 Prozent insgesamt und 0,12 Millionen und 1,4 Prozent bei den Werberelevanten ein neuer Bestwert gemessen, der schon am Freitag erneut gebrochen wurde. Hier schauten 0,34 Millionen und 1,5 Prozent aller Fernsehenden zu, in der Zielgruppe waren es 0,11 und 1,3 Prozent. Letzterer Wert lag unter den Mittwochsergebnissen, konnte aber am Samstag deutlich gesteigert werden. Zu Beginn des zweiten Wochenendes fanden sich 0,14 Millionen und 1,8 Prozent Interessierte zwischen 14 und 49 Jahren ein. Der Sonntag auf Eurosport begeisterte sogar 0,16 Millionen aus dieser Zielgruppe, was allerdings „nur“ 1,5 Prozent Marktanteil ergab. Anders als beim Gesamtpublikum, wo mit 0,46 Millionen und 1,8 Prozent erneut ein Höchstwert gemessen werden konnte.
Alle bis dahin aufgestellten Werte deutlich übertrumpfen sollten die Übertragungen am 8. und 9. August, einem Mittwoch und Donnerstag. An ersterem Tag schauten eine halbe Million Menschen und 2,2 Prozent insgesamt Eurosport, bei den 14- bis 49-Jährigen waren es 0,24 Millionen und 2,6 Prozent. Tags darauf schauten sogar 0,51 Millionen aus dem Gesamtpublikum und 0,23 Millionen der Jungen den Sender, was leicht niedrigere Marktanteile von 2,1 Prozent bei allen und 2,3 Prozent in der Zielgruppe bedeutete.
Diese Werte wurden von den letzten Tagen nicht mehr überboten, doch auch der – aus deutscher Sicht eher weniger interessante – Samstag brachte dem Sender noch einmal sehr gute Ergebnisse von 0,45 Millionen und 2,1 Prozent bei allen und 0,15 Millionen und 1,8 Prozent der Werberelevanten.
Fazit
Die nach Marktanteilen erfolgreichste Zeit stellte für Eurosport der Vormittag dar. Im Schnitt wurden 2,3 Prozent Marktanteil bei allen erreicht, bei den 14- bis 49-Jährigen waren es 2,1 Prozent. Der Nachmittag erreichte 2,0 aller Fernsehzuschauer, bei den Jungen waren es 1,9 Prozent. Mit größerem Abstand folgt die Primetime, in der 1,4 Prozent des Gesamtpublikums wie auch Zuschauer ab 3 Jahren einschalteten. Bei den absoluten Zahlen ist das Verhältnis umgekehrt: 0,33 und 0,13 Millionen Interessierte am Abend, 0,28 und 0,10 Millionen zwischen 13 Uhr und 20.15 Uhr und 0,16 und 0,06 Millionen am Morgen.
Die Gesamtzuschauer der Eurosport-Übertragungen – das lässt zumindest das
Quotenmeter.de-Forenecho vermuten – setzten sich in erster Linie aus „Überzeugungstätern“ zusammen, die Vorbehalte gegen die Sendepolitik der öffentlichen-rechtlichen Programme hatten. Unter anderem wurde diesen zum Vorwurf gemacht, verschleiern zu wollen, dass viele gezeigte Wettkämpfe nicht live, sondern als Aufzeichnung ausgestrahlt wurden. Hinzu kam, dass kritisiert wurde, der Fokus des Ersten und ZDF liege zu sehr auf dem Studioprogramm und weniger auf den Wettkämpfen, als bei Eurosport.
Die Werte von Eurosport sind besonders respektabel, wenn man bedenkt, dass der Sender wesentlich mehr Werbeunterbrechungen einschob, als die Konkurrenz. Der Senderschnitt von 0,6 Prozent beim Gesamtpublikum und 0,4 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen wurde zigfach überboten – von etwas anderem zu sprechen, als einem großen Erfolg, wäre daher vermessen. Es bleibt abzuwarten, ob der Sender nach den Olympischen Spielen dauerhaft mehr Publikum an sich binden kann. Vor fünf Jahren lag der Senderschnitt noch bei 1,0 und 0,9 Prozent, seitdem nahm das Interesse stetig ab.