Der Blockbustersommer endet – welche Filme haben das Zeug dazu, das Warten auf die winterliche Reise des «Hobbit» zu verkürzen?
In Hollywood versuchen Studiobosse einmal mehr, ihre Kopfschmerzen aufgrund großer Misserfolge wie «John Carter» zu überkommen, während zugleich die Kassen ob überragender Publikumsschlager wie «The Avengers» nicht mehr aus dem Klingeln kommen. Die alljährliche Phase an US-Überproduktionen neigt sich bereits wieder ihrem Ende entgegen, und mit dem Spätsommer nahen sich wieder mittelgroße Produktionen, bevor sich im Winter der nächste Schub an Mega-Produktionen dicht an dicht mit potentiellen Oscar-Kandidaten drängt. Damit geneigte Kinogänger ihren Terminkalender wieder auf den neusten Stand bringen können, bietet Quotenmeter.de an dieser Stelle einen Überblick über die wichtigsten und interessantesten Starts der kommenden Monate.
Am 30. August dürfte für jeden Geschmack etwas neues in den Lichtspielhäusern des Landes anlaufen:
«Step Up - Miami Heat» führt das Tanzfilmfranchise «Step Up» in die Ära des Flashmobs, Woody Allen erzählt in
«To Rome with Love» in seiner typisch neurotischen Art aus der ewigen Stadt von verschiedenen Formen der Liebe, während Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger, Jason Statham, Chuck Norris und Konsorten in ihrem Actionkracher
«The Expendables 2» (Foto) kaum einen Stein auf dem anderen lassen werden. Als Geheimtipp für Freunde reif verfasster Liebesgeschichten und außergewöhnlicher Zeichentrickfilme bietet sich zudem die Oscar-nominierte spanische Produktion
«Chico & Rita» über die Liebe eines jungen Jazzpianisten zu einer sinnlichen Sängerin an. Mit heißem, kubanischen Jazz gewürzt und einfühlsamen Sequenzen ist diese Produktion ein Muss für jeden, der über den Tellerrand der üblichen Animationskomödien hinausblicken möchte.
Der 6. September bringt mit
«The Cabin in the Woods» einen von Joss Whedon produzierten, die Regeln des Genres freudig verdrehenden Slasherfilm, der die US-Kritiker in Euphorie versetzte, da er neben seiner oberflächlichen Spannung auf einer Metaebene jeden Horrorfan zum kniffligen Miträtseln darüber einlädt, welche Konventionen in welcher Form gebrochen, kritisiert oder reinstalliert wurden. Eine Woche später schickt sich der in den USA bereits erfolgreich angelaufene Agententhriller
«Das Bourne Vermächtnis» an, die Kinocharts zu erobern. Der aus «The Avengers» und «The Town» bekannte Jeremy Renner tritt darin in die Fußstapfen von Matt Damon und widmet sich verstärkt der moralischen Realität des Agentendaseins als der rauen Action.
Ab dem 20. September wiederum befinden sich «Fluch der Karibik»-Star Keira Knightley und der US-Stromberg Steve Carell gemeinsam
«Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt». Die Tragikomödie handelt vom gesicherten Weltuntergang und davon, wie sich zwei wildfremde Menschen in Zeiten der dadurch ausgelösten Anarchie helfen, ihre warmherzigen, melancholischen Ziele zu erreichen. Weniger liebevoll ist die ebenfalls ab dem 20. September in den Kinos zu sehende Weltsicht von
«Resident Evil: Retribution». Fans der Videospielvorlage werden Actionregisseur Paul W. S. Anderson zwar erneut die scheußlichsten Dinge an den Hals wünschen, doch der mit 3D-Effekten keineswegs geizende Action-Horrorreißer mit Andersons Gattin Mila Jovovich dürfte dennoch sein Publikum finden.
Allerdings dürfte es, aller Erfahrung nach, sieben Tage später etwas eng in den deutschen Multiplexen werden, denn mit
«Schutzengel» (Foto) startet an diesem Termin der neuste Film von Til Schweiger, dessen vergangenen Regiearbeiten schon einige US-Produktionen auf die Plätze verwiesen. Andererseits hat sich Schweiger mit «Keinohrhasen», «Zweiohrküken» und «Kokowääh» vermehrt um ein weibliches Publikum gekümmert, während «Schutzengel» als Actiondrama rund um einen Kriegsveteranen, der ein jugendliches Waisenmädchen vor dem organisierten Verbrechen beschützen will, wenig mit der Kuschelromantik dieser Filme gemein hat. Es dürfte also spannend zu beobachten sein, ob Schweiger trotz Zielgruppenwechsel erneut scharenweise Kinobesucher anlocken kann.
Bereits am 2. Oktober, einem Dienstag, lässt DreamWorks Animation dann seine New Yorker Zootiere auf Europa los, wo sie eh am populärsten sind:
«Madagascar 3» nahm bereits jetzt 125 Millionen Dollar mehr auf dem internationalen Kinomarkt ein als in den Vereinigten Staaten, und mit dem Vereinigten Königreich sowie Deutschland stehen noch zwei große Märkte des Franchises aus. Die ersten zwei Teile kamen hierzulande auf jeweils über sechs Millionen Kinogänger, was erklären dürfte, weshalb sich kein weiterer ernstzunehmender Animationsfilm in die Nähe dieses Kinostarts traute. Mit
«Looper» startet in der ersten Oktoberwoche außerdem eine Elemente des Film Noir, Sci-Fi-Kinos und Actionthrillers vermengende Produktion in den Kinos. In der Hauptrolle ist der aus «Inception» und «The Dark Knight Rises» bekannte Joseph Gordon-Levitt als jüngere Version von Bruce Willis zu sehen. Besonders das Produktionsdesign wurde vorab intensiv gelobt, doch auch die Komplexizität der Zeitreisegeschichte sorgte schon für einigen Vorabhype.
Weiteres Actionfutter folgt bereits am 11. Oktober mit
«96 Hours - Taken 2», während am 18. Oktober
«Paranormal Activity 4» die Found-Footage-Geisterreihe fortführt. Am gleichen Tag drängen zudem die Komödien
«Asterix & Obelix - Im Auftrag ihrer Majestät» und
«Agent Ranjid rettet die Welt» in die Kinos. Ob letzterer Film ein Erfolg wird, sollte man zu früh nicht beschwören: Zwar ist Kaya Yanars verpeilte Kunstfigur ein Publikumsliebling, zudem dürfe wenige Wochen vor dem Start des neuen «James Bond» das Agentenfieber spürbar sein, Kinoausflüge von Fernsehkomikern gingen in den vergangenen Jahren jedoch fürchterlich baden.
Am 25. Oktober eröffnet dann Detlev Buck («Rubbeldiekatz») mit
«Die Vermessung der Welt» die Saison für anspruchsvolle und visuell aufwändige Literaturverfilmungen. Neben der humoristisch angehauchten, aber auch mehrbödigen Geschichte des Naturforschers Alexander von Humboldt, der in die Welt hinausgeht um sie zu vermessen, und Mathematiker Carl Friedrich Gauß, welcher davon überzeugt ist, diese Ergebnisse durch Berechnungen auch ohne Weltreise erzielen zu können, starten in den Folgemonaten auch
«Wolkenatlas» (Foto),
«Anna Karenina» und
«Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger» sowie
«Der große Gatsby».
Der von Tom Tykwer und den Wachowski-Geschwistern gedrehte «Wolkenatlas» geht am 15. November an den Start, das bereits jetzt einen Oscar-Hype um sich scherende Verführungsdrama «Anna Karenina» mit Keira Knightley am 6. Dezember und Ang Lees «Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger» wird ab dem 27. Dezember davon erzählen, wie der Sohn eines indischen Zoodirektors in einem Rettungsboot mit einem Tiger durch die Weltmeere treibt. «Moulin Rouge»-Regisseur Baz Luhrmanns «Der große Gatsby» wird wiederum erst am 10. Januar 2013 in 3D versuchen, die Kinogänger in Staunen zu versetzen.
Am 1. November hat dann das jahrelange Warten ein Ende: Daniel Craig schlüpft mit
«Skyfall» zum dritten Mal in die Rolle von 007. Mit Oscar-Gewinner Javier Bardem («No Country for Old Men») soll Bond einen seiner härtesten Gegner erwarten, während Kameralegende Roger Deakins garantiert, dass der 23. offizielle Bond-Film zu den visuell erstaunlichsten zählt. Sieben Tage später ereilt das deutsche Kinopublikum Ben Afflecks
«Argo», die Verfilmung einer verrückten, aber wahren Geschichte, die zu den frühen Favoriten für die nächsten Academy Awards gehört. Das Politdrama handelt von einer aufwändigen Täuschungsaktion der Regierungen der USA und von Kanada, um sechs Diplomaten aus der Gefangenschaft iranischer Geiselnehmer zu befreien. Der Trick der Regierungen: Sie täuschten die Produktion eines teuren Hollywoodfilmes vor, um die Geiselnehmer davon zu überzeugen, sie hätten die falschen Geiseln erwischt.
Wie erfolgreich diese skurrile Geschichte an den Kinokassen sein wird, kann wohl niemand abwägen. Sicher ist dagegen wohl, und da kann die Beziehung zwischen Robert Pattinson und Kristen Stewart noch so sehr kriseln, dass
«Breaking Dawn 2» am 22. November jegliche Konkurrenz hinter sich lassen und das «Twilight»-Franchise erfolgreich zu einem (vorläufigen?) Ende führen wird. Darunter könnte der am 29. November startende DreamWorks-Animationsfilm
«Die Hüter des Lichts» leiden, was dem bisher veröffentlichten Material nach zu urteilen eine echte Enttäuschung wäre: Die von Guillermo Del Toro produzierte Kinderbuchverfilmung lässt den Weihnachtsmann, den Osterhasen, die Zahnfee und Jack Frost (die jugendliche US-Version von Väterchen Frost) gemeinsam gegen eine übermächtige Bedrohung antreten und scheint sich auf aufregende Weise sehr ernst zu nehmen, statt auf schiere Comedy aus zu sein. Diesen Part übernimmt in diesem Kinowinter Disney: Auch wenn frühe Kritiken auf Basis von Testvorführungen
«Ralph reicht's» eine typische Prise Disney-Zauber zusprechen, soll der 52. abendfüllende Trickfilm der Walt Disney Animation Studios auch eine echte Lachgranate werden. Ob die Geschichte eines 8-Bit-Videospielschurken, der sein Dasein satt hat und in moderne Games flüchtet, um sich als Held zu beweisen, diesen Erwartungen entspricht, darf der deutsche Kinogänger ab dem 6. Dezember erfahren.
Zum Jahresabschluss dürften die Kinos dieser Welt dann nahezu allein
«Der Hobbit - Eine unerwartete Reise» gehören. Der erste von drei Teilen startet in Deutschland am 13. Dezember und sollte, sofern die Qualität nicht völlig enttäuscht, für den Rest des Jahres die Chartspitze innehalten. Und wer bis Silvester 2012 im Kino nicht glücklich wurde, kann sich 2013 an «Scary Movie 5», Matthias Schweighöfers Romantikkomödie «Schlussmacher», Kathryn Bigelows Thriller «Zero Dark Thirty» über die Jagd nach Osama bin Laden, Tim Burtons Gruseltrickfilm «Frankenweenie», Quentin Tarantinos Rachewestern «Django Unchained», dem fünften Teil der «Stirb langsam»-Reihe oder an der 3D-Wiederaufführung des Pixar-Megaerfolges «Findet Nemo» versuchen. Und das alles soll planmäßig allein schon in den ersten beiden Monaten des Jahres anlaufen!