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Der Fernsehfriedhof Spezial: Feedback-Runde

Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 200: Die schönsten Lobeshymnen und bösesten Beschwerden der Leser.

Liebe Fernsehgemeinde, mit dieser Ausgabe feiert die Retro-Reihe „Der Fernsehfriedhof“ ihr 200. Erscheinen. In den vergangenen Jahren wurde darin derjenigen Fernsehformate gedacht, die längst verschwunden und aus dem Gedächtnis der meisten Fernsehzuschauer gelöscht sind. Bedingung war aber stets, dass es sich nicht um ausländische Importe, sondern um deutsche Shows oder Serien handelte. Manuel Weis, der Chefredakteur von Quotenmeter.de, freut sich über den Geburtstag: „200 Ausgaben Fernsehfriedhof, 200 (zumeist) nette Erinnerungen an vergangene Formate. Uns als Team macht die Reihe noch immer unglaublich viel Spaß. Ich bin froh, dass mir Christian Richter immer wieder versichert, dass der Vorrat an auf dem TV-Friedhof gelandeten Sendungen noch lange nicht erschöpft ist. Und so werden wir uns auch in der nächsten Zeit noch an weiteren Ausgaben erfreuen.“

In den vergangenen Jahren erhielt die Redaktion unzählige Leserbriefe, Mails und andere Reaktionen zur Reihe. Anlässlich des Jubiläums soll eine kleine Auswahl aus ihnen vorgestellt werden. Darunter waren immer wieder Vorschläge, an welche Sendungen noch erinnert werden könnte. So regte Lisa zuletzt an, sich demnächst der ehemaligen ProSieben-Soap «Mallorca - Suche nach dem Paradies» zu widmen.

Aber nicht nur Leser und Leserinnen meldeten sich zu Wort, sondern auch ehemalige Macher der vorgestellten Formate. Unter ihnen waren neben Moderatoren wie Karl Dall auch zahlreiche verantwortliche Redakteure und Insider der Produktionen. Oft wollten diese aber nicht genannt oder zitiert werden. So schrieb auch eine Person, die an der Herstellung des «Morning Star» federführend beteiligt war: „Ich [...] muss noch heute schmunzeln, wenn ich daran denke. Das Schöne an dem Format war: Es wurde noch von echten Fernsehmachern unterstützt, denn die wirklich skurrilen Aktionen waren zum Anfang von großen Teilen der Redaktion und Sat.1 selbst nämlich gar nicht gewünscht. [...] Teilweise wurden Bewerbungen von der Redaktion weggeschmissen. [...] Für mich damals sehr erschreckend – und das scheint heute noch schlimmer zu sein – war die große Anzahl an Bewerbern, die unter völligem Realitätsverlust gelitten haben. Wir haben da wirklich viele ablehnen müssen, da sie – wie heute leider nicht üblich – vor sich selbst geschützt werden mussten.“ Wenig später ging eine Mail eines weiteren Mitwirkenden des Formats ein: “Respekt, sehr gut recherchiert, genauso gut zusammengefasst. Den Vorschlag, aus dem «Morning Star» ein eigenes Format zu machen, gab es. Leider war man vor «DSDS» bei Sat.1 der Meinung, dass kein Mensch ein Casting-Format sehen möchte. Die Beatles wurden auch von der ersten Plattenfirma abgelehnt...“

Schön war es natürlich immer dann, wenn Leserinnen und Leser lobende Worte für einzelne Berichte oder gar die komplette Reihe fanden. Etwa wie Karsten, der schrieb: „Der Fernsehfriedhof ist eine tolle Serie. Ich hoffe, dass sich der Fernsehfriedhof nicht irgendwann auch mal selbst dort vorstellen muss ;-).“ Mitunter wurde derartiges Lob mit Verbesserungsvorschlägen kombiniert, die jedoch aus verschiedensten Gründen nicht immer umsetzbar waren. Eine Leserin übermittelte beispielsweise folgende Anregung: „Welch’ schöne Idee, an vergangene TV-Formate zu erinnern. Da es sich bei Quotenmeter.de um ein Fachportal für die Medienbranche handelt, fände ich es sehr schön, wenn mehr Fakten genannt würden. Mich würde z. B. interessieren, welche Redakteure [...] dafür zuständig waren und wer die Regie geführt hat. Ich finde sowieso, dass es eine Auflistung der öffentlich-rechtlichen und auch privaten Redakteure geben sollte, in der alle von ihnen zu verantwortenden Formate mit der Kennzeichnung ‚Top’ oder ‚Flop’ und einer kleinen Bemerkung dazu zu finden sind. So kann man sich ein prima Bild davon machen, wie erfolgreich sie wirklich sind. Sie lassen sich oftmals wie Götter behandeln - anhand dieser Liste könnte man schnell feststellen, ob dies gerechtfertigt ist.“

Doch in der Redaktion gingen nicht nur positive Äußerungen ein. Hin und wieder beschwerten sich Leser über einzelne Artikel, in denen sie die besprochene Sendung für nicht korrekt dargestellt hielten. Dieses Problem wird sich nie ausräumen lassen, denn eine Beurteilung liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Dennoch waren solche Reaktionen genauso gern gesehen, wie positive Worte, denn gerade die kritische Auseinandersetzung führte zu einer stetigen Verbesserung. Kritik und vor allem Korrekturhinweise wurden dabei stets ernst genommen und, nach einem Gegencheck, umgehend umgesetzt. Allerdings konnte dies nur auf den bescheidenen Wirkungskreis der Reihe beschränkt bleiben. Rundumschläge, wie sie ein Leser anlässlich des Berichts über die Sitcom «R.O.S.T. – Die Diether Krebs Show» forderte, überstiegen die gegebenen Möglichkeiten. Er sagte: „So schlecht war die Serie auch nicht. Aber in Deutschland darf man ja nur sehen, was die Medien wollen. Genauso ist es mit der Politik. Die Partein, die die Medien schlecht reden - zur Zeit die FDP - werden eben nicht gewählt. Leider ist der normale Bürger so blöd, dass er das nicht einmal merkt und sich verarschen lässt. Mit dem Musikgeschmack ist es ja eigentlich genauso.“

Zuweilen wurde die Kritik aber auch umfassender wie folgende Mail bewies: „’Fernsehfriedhof’ - wie sind Sie bloß auf diese Ödsinnsidee gekommen? Was schreiben Sie als nächstes? Beißende Kritiken über Rundfunksendungen der Fünfzigerjahre? Oder berichten Sie minutiös über Zombietreffen von B- und C-Promis? Wie, das haben Sie schon? Ach ja, stimmt: zwanzig Seiten über die Geburtstagsparty von «GZSZ», nicht zu fassen. Es gibt eben doch Argumente für die Atombombe. Monsterlangweiler gehören dazu.“ Eine anonym eingegangener Leserbrief wurde sogar noch persönlicher: „Es ist so traurig, dass Redakteure heut’ zu Tage - um ihr sinnfreies Leben zu kompensieren - solche Artikel schreiben. Ruhe in Frieden guter Journalismus.“

Bei diesen Stimmen handelte es sich glücklicherweise um eine Minderheit. Das zeigten auch die nahezu konstanten Leserzahlen der vergangenen 200 Ausgaben. Besonders erfreulich war in diesem Zusammenhang, dass die meisten Artikel im umfangreichen Archiv auch noch viele Wochen nach der ersten Veröffentlichung gelesen wurden. Aktuell liegt übrigens die Erinnerung an das fragwürdige ProSieben-Event «Die Burg» bei den Klickzahlen vorn. Dicht gefolgt wird sie von der Spezial-Ausgabe über das Leben von 9Live und den Bericht über Stefan Raabs erste Samstagabendshow «Ma Kuck’n».

Weil die freundlichen Reaktionen überwiegen, soll auch diese Folge mit positiven Worten beschlossen werden. Johannes hat anlässlich des Geburtstags ein Gedicht für den Fernsehfriedhof verfasst, das den Abschluss für diese Jubiläumsausgabe bilden soll:

Lieber Fernsehfriedhof,

ich bin ein großer Fan von dir!
Ohne dich ist der Donnerstag doof,
doch dann kommst du zu mir
Und erzählst mir, was früher mal im Fernsehen lief,
da lief manches gerade, aber vieles auch schief,
das meiste davon ist zu Recht vergessen,
doch gerade darauf bist du besessen!
200 Mal hast du es schon getrieben,
dafür habe ich dir das Gedicht geschrieben!
Mach nur weiter mit deinem Streben:

Möge die Reihe noch lang leben!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann der ersten interaktiven Flipper-Show des deutschen Fernsehens.
19.07.2012 09:03 Uhr Kurz-URL: qmde.de/57985
Christian Richter

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Tags

Fernsehfriedhof

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