Spanien erfüllte sich den Traum vom Hattrick – aber erfüllte die Euro 2012 auch den Fernsehmachern ihre Träume? Quotenmeter.de blickt auf die Zuschauerzahlen und zieht einen Vergleich zur Fußball-EM 2008.
Fußballmuffel atmen auf, Fußballbegeisterte stellen sich auf Entzugserscheinungen ein und die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender seufzen, weil die Tage der garantierten Marktführerschaft bei Jung und Alt vorerst gezählt sind: Die Euro 2012 ist beendet und fand in Spanien ihren Gewinner. Mit Marktanteilen von bis zu 77,8 Prozent beim Gesamtpublikum herrschte in Deutschland wieder einmal reges Interesse am Rasensport, was auch die Reichweiten von stets über 22 Millionen Zuschauern bei den Deutschland-Spielen belegen. Aber wie schnitt die Euro 2012 im Vergleich zur EM 2008 ab?
Während der Vorrunde ließ sich noch kein klarer Trend erkennen: Die im Hauptprogramm von ARD und ZDF gezeigten Spiele ohne deutsche Beteiligung fesselten 2008 im Schnitt 11,68 Millionen Menschen an die heimischen Bildschirme, während 2012 durchschnittlich 11,12 Millionen einschalteten. Die Deutschlandspiele hingegen waren dieses Jahr mit 25,73 Millionen im Schnitt erfolgreicher als vier Jahre zuvor. Damals verfolgten im Mittel 24,83 Millionen Fußballbegeisterte die Vorrunden-Partien. Allerdings erreichte die Begegnung zwischen Deutschland und Österreich während der EM 2008 erstaunliche 28,04 Millionen Fernsehzuschauer – und somit maß die GfK allein schon beim zuschauerstärksten Vorrundenspiel eine größere Reichweite als beim populärsten Spiel der Euro 2012.
In der Viertelfinal-Phase fiel die diesjährige Europameisterschaft dann eindeutig hinter der EM 2008 zurück – sowohl bei den Spielen mit deutscher Beteiligung, als auch beim Gesamtschnitt. In den eigenen vier Wänden fieberten 2008 durchschnittlich 18,87 Millionen während der Viertelfinals mit, dieses Jahr hingegen waren es gerundet 400.000 Zuschauer weniger. Die Differenz zwischen den Deutschland-Spielen von 2008 und 2012 beträgt beim Gesamtpublikum derweil rund 900.000 Fans. Noch deutlicher ist diese Entwicklung bei den 14- bis 49-Jährigen zu erkennen, von denen 2008 12,34 Millionen einschalteten, um die Partie gegen Portugal zu sehen. 2012 lockte Deutschlands Viertelfinalbegegnung mit Griechenland 11,12 Millionen junge Fußballfans an.
Auch während der Halbfinal-Spiele war die EM 2008 der größere Zuschauermagnet: Ein Durchschnitt von 24,36 Millionen Zuschauern und eine Gesamtreichweite von nahezu 30 Millionen beim Spiel Deutschland-Türkei stehen den diesjährigen Zahlen von im Schnitt 23,81 Millionen und 27,98 Millionen beim Deutschland-Spiel gegenüber. Dass die EM 2008 auch beim Vergleich der Finalspiele einen massiven Vorsprung hat, geschah aus einem offensichtlichem Grund, trat Spanien doch gegen die deutschen Kicker an. Spaniens Sieg gegen Deutschland bannte 25,96 Millionen Menschen an die Bildschirme, ohne Auflauf der deutschen Nationalmannschaft war der diesjährige EM-Sieg Spaniens hingegen für eine Reichweite von 20,31 Millionen Zuschauern gut.
Zwar waren die gemessenen Reichweiten bei der Euro 2012 niedriger als beim Tunier von 2008, aber die diesjährige Fußball-EM war zugleich die erste, bei der ARD und ZDF von einer „maßgebliche[n] Internet-Nutzung“ sprechen. Laut einer repräsentativen Telefonbefragung griffen bis zum Tag vor dem Finalspiel vier Millionen Internetnutzer über 14 Jahren auf die Webangebote der öffentlich-rechtlichen Sender zurück, um Spiele oder Zusammenfassungen abzurufen. Jeder dieser Nutzer verfolgte im Durchschnitt vier Spiele via Internet. Die Euro 2012 führte also bei der Fernsehnutzung zu keinen neuen Rekordwerten, doch sie erschloss, ähnlich wie die WM 2006 das Public Viewing popularisierte, einem neuen Publikum die Streamingangebote von ARD und ZDF.
Unterm Strich verfolgten 15,82 Millionen Fernsehzuschauer die Euro 2008, während die diesjährige Fußball-EM auf 15,22 Millionen Menschen kam. Die Marktanteile lagen bei 54,6 Prozent im Jahr 2008 sowie 50,7 Prozent in diesem Jahr. Bei den jungen Menschen verzeichneten Das Erste und ZDF 6,77 Millionen sowie 55,7 Prozent Marktanteil - in diesem Jahr wurden 6,42 Millionen Zuseher eingefahren, der Zielgruppen-Wert lag bei 53,0 Prozent. Ohne das Finale, denn Deutschland kickte damals gegen Spanien, verringern sich die Ergebnisse. 15,33 Millionen Zuschauer (2008) gegenüber 15,04 Millionen Zuseher in diesem Jahr, die Marktanteile bei den ab 3-Jährigen beliefen sich auf 53,4 sowie 50,5 Prozent Marktanteil. Bei den jungen Menschen wurden 54,4 sowie 53,0 Prozent in diesem Jahr eingefahren.