Sei es die «Knoff-Hoff-Show» in den Neunzigern oder «Clever – Die Show, die Wissen schafft» in jüngster Vergangenheit: Seit jeher erfreuen sich Sender und Zuschauer daran, anderen dabei zuzuschauen, wie diese sich bei mehr oder weniger wissenschaftlichen Experimenten die Finger schmutzig machen. Und mit der Kombination aus Wigald Boning und Bernhard Hoecker macht das Ganze gleich nochmal soviel Spaß. Ein Blick auf «Nicht nachmachen!» – die neue Wissenschaftsshow im ZDF.
Zugegeben: so ganz neu ist die Idee der Kombination aus Humor und Wissenschaft nicht. Im Gegenteil: sie ist ein altbewährtes Konzept. Zwei verschiedene Sendungstypen werden miteinander kombiniert, die auf ihre eigene Art für Unterhaltung sorgen und ganz nebenbei auch noch ein wenig Nachhilfe in Physik, Bio oder Chemie liefern. Bislang konnte man diese Kombination zumeist in beschaulicher Studioatmosphäre bestaunen. Das ZDF kommt an den kommenden Freitagabenden nun mit seiner eigenen Wissenschaftssendung um die Ecke. Sie trägt den absolut passenden Titel «Nicht nachmachen!» und wird von einem vortrefflich miteinander harmonierenden Komikerduo präsentiert.
Wigald Boning, der in seiner Sat.1-Show «Clever» jahrelang das Publikum mit seiner Mischung aus Witz und naturwissenschaftlichem Fachwissen unterhalten konnte, trifft hier auf Bernhard Hoecker, der in einem ähnlichen Format bisher nicht zu sehen war, in anderen schwerpunktähnlichen Unterhaltungssendungen allerdings ein gern gesehener Gast war. Gemeinsam bilden die beiden ein Team, das für das verrückte «Nicht nachmachen!» nicht besser hätte zusammengewürfelt werden können. Munter setzen die beiden sich in dieser halbstündigen Unterhaltungsshow über sämtliche Verbote hinweg, die ihnen im Alltag auf Verpackungen, Haushaltsgeräten oder in Gebrauchsanweisungen begegnen. Dargestellt werden diese mutigen Versuche in kurzen, sketchähnlichen Clips ohne einen roten Faden, die mit der klassischen Wissenschaftsshow nichts gemeinsam hat, aber auf andere Art und Weise unterhält. Der kindliche Schalk der beiden, gepaart mit wissenschaftlicher Neugier lässt beim Zuschauer einen derartigen Spaß aufkommen, dass sämtliche Versuche – und sei deren wissenschaftliche Erkenntnis noch so belanglos – zu einem großen Spaß werden. Doch wer sich nun neben dem angekündigten Witzefeuerwerk vor allem auf den wissenschaftlichen Part freut, der wird enttäuscht. Um Erkenntnisse geht es der Show, deren Schwerpunkt doch ganz klar auf den Comedyelementen liegt, nämlich nicht. Es knallt effektvoll, wenn Weinflaschen in der Mikrowelle explodieren, doch anstatt fachlich korrekte Erklärungen für den Verlauf des Experiments zu liefern, beschränkt sich die Funktion der beiden Moderatoren darauf, diesen mit Lachanfällen oder Blödeleien zu kommentieren.
Die Experimente, die im Gegensatz zu anderen Shows nicht auf freien Flächen oder in einem Studio dargestellt werden, sondern in einer durchschnittlich eingerichtete Wohnung, haben es allerdings in sich. Dennoch überkommt dem Zuschauer ab und an ein kleines Déja Vu, wenn man den einen oder anderen Versuch so oder so ähnlich bereits in einer anderen Sendung erklärt bekommen hat. Alles in allem präsentiert sich «Nicht nachmachen!» in seiner Versuchsauswahl jedoch äußerst kreativ. Gerade das ungewohnte Umfeld könnte der Show zu einem gewissen Wiedererkennungswert verhelfen.
Zusammengefasst lässt sich folgendes Fazit ziehen: «Nicht nachmachen!» ist keine Wissenschaftsshow im klassischen Sinne. Sie ist im weitesten Sinne eine Sitcom, die ihren Humor aus der Situation – dem Versuchsaufbau und dessen Folgen - zieht und ihn anschaulich mit Slow-Motions und Nahaufnahmen darbietet. Kesse Sprüche von Hoecker und Boning tun ihr übriges, um mit dieser neuen ZDF-Idee für dreißig Minuten kurzweilige Unterhaltung zu sorgen. Ob sich dieses Konzept auf die Dauer durchsetzen kann, ist im Anbetracht des Tempos, mit welchem die Sendung voranschreitet, fraglich. Die einzelnen Versuche muten teilweise an Sketche an und dementsprechend fällt auch der Mehrwert aus. Mehr, als bloße – wenngleich explosive, anarchische und unfassbar komische – Unterhaltung hat «Nicht nachmachen!» nicht zu bieten. Dafür punktet das Moderatorenpaar, dem es Spaß macht, bei all dem Schabernack zuzuschauen.