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Fehlender Rückhalt: Wieso «Wege zum Glück» nicht «Herzflimmern» war

Schluss mit Telenovela: Die Produktion von «Wege zum Glück» endet nach 99 Folgen. GrundyUFA bekam - anders als die Bavaria bei «Herzflimmern» - keine Chance zur Nachbesserung. Warum? Ein Kommentar von Manuel Weis.

Gut eine Woche ist vergangen, seitdem das ZDF etwas überraschend das Aus seiner erst Anfang Mai gestarteten Telenovela «Wege zum Glück – Spuren im Sand» publik gemacht hat. Nach nur 23 ausgestrahlten Episoden zog der Sender den Stecker. Nach der Europameisterschaft muss die Produktion von GrundyUFA den Gang zum kleinen, digitalen ZDFneo antreten, wo sie irgendwo im Nirgendwo zu Ende geführt wird. Die Geschichte wird schon mit Folge 99 enden und nicht wie einst geplant nach 240 Kapiteln. Dass das ZDF schon nach vier Wochen die Geduld verliert, gibt Rätsel auf. In Mainz ist man erprobt in Sachen Durchhalten – zuletzt schleppte man auch die quotenschwachen «Lena» und «Herzflimmern» auf diesem Sendeplatz durch.

«Herzflimmern» hielt man trotz ebenfalls schlechter Quoten ganze 178 Folgen lang im Hauptprogramm. Man ermöglichte der Bavaria-Produktion sogar einen Relaunch und eine Umbesetzung des Hauptcasts, die dann aber größtenteils nicht mehr im ZDF, sondern bei ZDFneo zu sehen war. Aber: Die Serie hatte Zeit ihre Zuschauer zu finden. Genau das kritisiert nun auch «Wege zum Glück»-Hauptdarstellerin Andrea Cleven, die schon gedacht hätte, dass das ZDF dem Format etwas Zeit gibt. Zuschauer müssten gefunden werden, so Cleven, die auf Sendungen wie «Berlin – Tag & Nacht» verweist. Der RTL II-Hit startete einst auch mit nur vier Prozent.

Ganz vergleichbar ist das nicht: «Wege zum Glück» startete schon in Woche eins mit nur 8,2 Prozent bei allen schwach, fiel aber in Woche vier, in der die Entscheidung über das Aus fiel, auf nur sechs Prozent ab. Im Schnitt hatte man bis dahin genau sieben Prozent Marktanteil bei allen geholt. «Herzflimmern» kam mit seinen ersten 20 Folgen noch auf klar bessere 9,2 Prozent. Als sie schließlich abgesetzt wurde, hatte das Format in aller Regel immer noch mehr als sieben Prozent aller Zuschauer erreicht.

«Wege zum Glück» hat also durchaus neue Tiefpunkte erreicht und dennoch ist der kurze Atmen des Zweiten erstaunlich. Mit der Absetzung des Formats verabschiedet man sich am Lerchenberg zwangsläufig vom Genre Telenovela am Nachmittag. Nach drei Versuchen wird ein vierter nicht mehr möglich sein, auch weil die Zuschauer nicht mehr mitspielen würden. Das zeigte auch «Wege zum Glück», das vor weniger als einer Million Menschen startete. Nicht nur das Publikum scheint das Vertrauen in solche Formate verloren zu haben, sondern wohl auch einige Redakteure im Sender. Anders ist es nicht zu erklären, dass gleich sämtliche Rückendeckung binnen derart kurzer Zeit verschwunden ist.

Bei GrundyUFA muss nun die Fehlersuche beginnen. Man darf es nicht so einfach machen und den Flop mit der Begründung abhaken, dass der Zuschauer schlicht Zeit brauche, um sich an Neues zu gewöhnen. Denn auch wenn sich Schauspielerin Andrea Cleven ganz sicher ist und auch Grundys Guido Reinhardt im Vorfeld schon vorsorglich (wohl in Hinblick auf den ungünstigen Startzeitpunkt vor EM, Leichtathletik-EM und Olympia) erklärte, auf die Quoten erst im September achten zu wollen, wäre es verdammt schwer gewesen, die Telenovela über den Senderschnitt zu hieven. Verdoppeln hätte man die Werte müssen. Was bleibt ist eine Gewissheit: Auf eine neue Telenovela wird Fernsehdeutschland nun wohl eine ganze Zeit warten.
18.06.2012 08:39 Uhr Kurz-URL: qmde.de/57330
Manuel Weis

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Wege zum Glück

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