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BBC: Formel 1 nur noch im Pay-TV?

Die aktuellen Verträge laufen bis 2018 - danach aber könnte die BBC laut Bernie Ecclestone auch ganz raus sein.

Der Formel 1-Promoter Bernie Ecclestone denkt darüber nach, die Königsklasse des Motorsports in Großbritannien zukünftig ausschließlich im Pay-TV auszustrahlen. Bisher überträgt der Pay-TV-Sender Sky alle Trainings, Qualifyings und Rennen live. Die frei empfangbare BBC darf seit dieser Saison nur bei der Hälfte der Grand Prixs live berichten. Bei den anderen Rennen greift man auf günstigere Ausstrahlungsrechte zurück, die nur für zeitversetzte oder verkürzte Rennberichte am Sonntagabend gelten.

Sky zahle für die Formel 1-Rechte laut Angaben des britischen „Guardian“ umgerechnet 31 Millionen Euro – die BBC „nur“ 19 Millionen Euro. Dennoch schauten im vergangenen Jahr etwa fünfmal so viele Briten die Formel 1-Übertragung bei der BBC anstatt bei Sky. Der Pay-TV-Sender kratzt aber immer mehr an deren Pole Position. Doch diese aufwendig inszenierten TV-Übertragungen lässt sich der Sender von seinen Abonnenten gut bezahlen: Immerhin kostet das Sky-Sport-Abo in Großbritannien rund 350 Pfund im Jahr (also rund 62 Euro pro Monat).

Nachdem Formel 1-Promoter Ecclestone zuletzt die italienischen TV-Rechte ab 2013 an Sky Italia vergab (wir berichteten), sagte Ecclestone dem britischen „Guardian“: „Wir werden nie alle Länder ins Pay-per-View-Fernsehen verlegen, obwohl es hier in Großbritannien keinen Unterschied machen würde.“

Bernie Ecclestone ist maßgeblich an den kommerziellen Vermarktungsrechten des Automobil-Weltverbands FIA durch das Formula One Management Ltd. (FOM) beteiligt. Laut „Motorsport Total“ bat die BBC zuletzt um geringere Gebühren für die Übertragungsrechte, welche das kommerzielle Formel 1-Mangament FOM mit Sky und BBC bis 2018 ausgehandelt hat. Der Formel 1-Boss gibt sich aber eher unbeeindruckt von solchen Bitten um sinkende Lizenz-Gebühren: „Sky hat einen super Job gemacht. (…) Die BBC war sich sicher, dass wir nirgendwo anders hingehen können.“ Fakt ist aber auch: Sollten sich die Formel 1-Teams mit der FOM und Ecclestone verstärkt auf Pay-TV-Angebote einigen, bedeutet dies automatisch einen Rückgang der Zuschauerzahlen. Dies schlägt sich wiederum auf sinkende Sponsoreneinnahmen aus, was bei den Team-Verantwortlichen sicher kritisch gesehen werden dürfte. Kaum ein anderer Sport verschlingt so hohe Budgets, die in Zeiten der Finanzkrise immer schwieriger zu stemmen sind.

Der BBC-Generaldirektor Mark Thompson verteidigte im vergangen Sommer energisch die Splittung der Formel 1-Rechte an Sky und der BBC: „Ich glaube, dass die getroffene Lösung für den Gebührenzahler wertvoll ist, da die Formel-1-Berichterstattung bei der BBC hochwertig sein wird." Zudem glaube Thompson, dass ansonsten die Gefahr eines vollständigen Übergangs in das Pay-TV drohe. Von einer Kooperation mit Privatsendern hält der BBC-Generaldirektor allerdings wenig: „Wir wissen, dass Formel-1-Fans nicht durch Werbepausen gestört werden wollen - das liegt am Charakter des Sports. Genauso wenig wollen die Formel-1-Fans, die keinen Sky-Vertrag haben, dass die Rennen ausschließlich im Pay-TV laufen." Daher sei das aktuelle Modell das Beste, so die BBC. Die Zielflagge bei den neuen TV-Verhandlungen ist allerdings noch nicht geschwenkt.
12.06.2012 14:29 Uhr Kurz-URL: qmde.de/57258
Manuel Weis

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BSkyB BBC

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