Urheberrecht. Ein tolles Wort. Man kann Urheber einer Sache sein. Einer Musik, eines Bildes, oder einer guten Idee. Unternehmen und Künstler haben daran gut verdient. Bis ins Zeitalter des Internets.
Vielleicht verwundert es Sie von einem Internet-Showmaster eine ziemlich gegensätzliche Stellung zur aktuellen Urheberrechtsdebatte zu lesen. Nur kotzt es mich wirklich an. Falls gerade Damen im Raum sind, so entschuldige ich mich natürlich aufrichtig für diesen starken Ausdruck. Es geht gar nicht so sehr um das dröge Urheberrecht. Es geht um den Wunsch dahinter. Alles soll online verfügbar werden. Der Konsument will konsumieren. Auch im Netz. Und was ist er dort spätestens seit meiner Generation gewohnt? Kostenlos. Zahlen will man bestenfalls nur noch die DSL-Gebühren und jene sind einem schon zu überzogen. Ich zahle lieber für den Speed als für die Inhalte.
Die gefragtesten Werte? Alte Werte. Musik, Filme und klassische Programme. Neue Werke? Die werden von den Bands und Künstlern wie mir längst kostenlos angeboten. Meine Generation an Urhebern ist längst auf die Gnade von Google, Apple und Facebook angewiesen. In Zukunft werden sie selbst den Preis für Bücher bestimmen. Die großen Player der Branche bestimmen über meine paar Cents Beteiligung am selbst geschaffenen Erlösmodell. Den einfachen Nutzern ist dieser Umstand fern und egal. Sie lieben die sozialen Netzwerke und Möglichkeiten der Branchenriesen. Sie wollen dort ihre liebsten Inhalte auf neue Art und Weise konsumieren und jederzeit teilen. Per Tablet, mobil und nachts mit dem iPhone. Verständlich und ich selbst bin gerne Nutzer. Nichts nervt mehr als der GEMA-Hinweis vor einem gesperrten YouTube-Video.
Was nun logisch wäre? Diese Unternehmen zahlen. Ganz klassisch. Geldbörse auf und das Geld verteilen. Eine herrliche Vorstellung. Die Nutzer wären froh, die Künstler auch und alle wären glücklich. Läuft aber nicht. Denn Google und Co. wollen nicht zahlen. Sie wollen neue Modelle durchdrücken. Neue Wege im Urheberrecht? Toll! Es braucht sowieso ein Update. Nur was soll neu werden? Schlichtweg soll es billiger werden. YouTube hat kein wirklich tragendes Geschäftsmodell und lohnt sich nicht mehr, wenn Google dahinter diese Zahlungen leisten müsste. Doch man ist beliebt. Also lässt man die Nutzer im eigenen Namen Stimmung machen. Die bösen Plattenbosse und Verwertungsgesellschaften sind die Bösewichter. Dabei ist Google längst größer und mächtiger als viele dieser Studios.
Was vielmehr schief läuft? Der Nutzer hat nie die wirkliche Möglichkeit erhalten, selbst zum Plattenboss zu mutieren. Warum kann ich heute kein Album aufnehmen und es schnell und einfach auf iTunes mit drei Klicks verkaufen? Als Privatperson? Warum kann ich nicht Musik dafür nutzen und die prozentualen Einnahmen für die Verwendung der Rocky-Musik in meinem Boxer-Kurzfilm gehen direkt an MGM? Warum kann ich nicht selbst mit Freunden eine Sitcom produzieren und online als kostenpflichtigen Download anbieten? Nicht kompliziert. Schnell und einfach. Warum können nicht Musikliebhaber Playlisten an toller Musik sortieren und werden beim Kauf durch andere Nutzer an den Erlösen beteiligt? Nein. Apple, Google, Facebook und der Rest der Bande wollen die kompletten Datenbanken der klassischen Medienwelt bekommen. Der Kunde soll dummer Konsument bleiben. Dabei würde ihm das Internet die Möglichkeit bieten, selbst Plattenboss zu werden. Warum nicht mein Lied neben David Guetta auf iTunes für ebenfalls 0,99 Cent? Das werden sie so schnell nicht erleben.
Vielmehr fordern wir nun eine Reformierung des Urheberrechts. Damit werden zwangsläufig Inhalte auf die Dauer noch billiger. Noch weniger echtes Geld kommt für die Künstler am Ende zur Miete an. Auf YouTube verschenken jetzt schon die Künstler ihre Videos und alle weltweiten Rechte daran für Null! Euro beim Upload an Google und werden mit ein paar lausigen Cents an der vorgeschalteten Werbung beteiligt. Der Künstler ist der Dumme. Was er dafür erhält? Den amerikanischen Traum der digitalen Neuzeit. Vom Tellerwäscher zum Millionär. Über Nacht zum Star mit einem kleinen Video im Netz. Das schaffen allerdings nur maximal zehn von einer Million Künstlern. Eher weniger.
Meine Idee? Was ich für brauchbar halten würde? Weg von der Kostenlos-Mentalität. Weg von jederzeit alles gratis verfügbar. Weg von dieser falschen Werbung, mit kostenlosen Inhalten weltweite Bekanntheit zu erreichen. Hin zum Recht und zur Miete für den Künstler auch in der digitalen Welt. Seine Urheberrechte müssen gestärkt werden. Natürlich darf man mein Werk ein paar Mal kostenlos hören und sehen. Gerne. Doch warum endlos kostenlos? Warum habe ich als Anbieter im Appstore nur eine Chance in die Charts zu kommen, wenn ich mein Programm für 0,79 Cent anbiete? Die Macht dieser Stores ist schlimmer als jedes fiese Musiklabel. Was passiert? Die Künstler und Studios werden zu Sklaven von vielleicht noch drei Stores auf der Welt. Diese diktieren fortan Gelder, Beteiligungen und Erlöse.
Ist das die schöne, neue Welt?
Ihr
Rob Vegas
10.06.2012 15:21 Uhr
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Rob Vegas