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Krieg der Produktionsmittel

Niemand sagt gern die Wahrheit. Sie zerstört ein Stück weit selbst gemalte Zukunft und vor allem die Illusion alles könne so bleiben wie es ist.

Das Fernsehen hatte die letzten Jahrzehnte die Lufthoheit über den Bildschirm. Teure Kameras, Redaktionen und ein immer größer wuchernder Apparat waren jedem Filmemacher überlegen. Dieser Status ist längst aufgehoben.

Folgen von Dr. House werden schon mit einer handelsüblichen Spiegelreflexkamera gedreht. Die riesigen Schnittcomputer sind zu kleiner Software geschrumpft und jeder gute PC aus dem MediaMarkt kann einen Kurzfilm in hochauflösender Qualität auswerfen. Eine Schülergruppe kann mit geliehenem Equipment und etwas Ahnung einen imposnaten Clip für YouTube in FullHD mit Farbkorrektur produzieren. Camcorder werden derweil schon beim Discounter angeboten.

Wir haben die Produktionsmittel sozusagen auch dem Mob verfügbar gemacht. Ein jeder Zuschauer kann sich als Produzent aufspielen. Natürlich muss er es können. Geschichten erzählen können und das Handwerk beherrschen. Wo er das gelernt hat? Oft aus dem eigenen Fernseh- und Filmkonsum. Er ist mit den Kameraeinstellungen über Jahrzehnte gefüttert worden und wird es natürlich immer ähnlich machen. Die junge Generation hat sicherlich mehr Filme als Bücher konsumiert und hat damit ein sehr langes Praktikum erfolgreich absolviert.

Was das bedeutet? Wir machen einander kaputt. Wir machen den Wert des Fernsehens wertlos. Denn jeder kann heute ein wenig Fernsehen machen. Jeder ein bisschen Hollywood ins Netz stellen. Jeder ein Musikvideo von drei Minuten produzieren. Bands drehen selbst ihre Musikvideos. Das kostet kein Geld mehr. Nur die Hilfe von netten Freunden. Was das immer bedeutet? In Zukunft darf es auch nichts mehr kosten. Warum noch Geld dafür ausgeben? Das hat doch Band XY aus den Staaten ebenfalls selbst gedreht. Damit sinkt zwangsläufig der Preis für diese Arbeit. Sie ist schlicht in Kürze nichts mehr wert und damit wird es zu einem Problem für das alte Fernsehen.

Denn das Fernsehen lebt von diesem Wert. Eine sehr extravagante Dienstleistung. Mit Handwerk und Qualität bis hin zur Top-Produktion. Nur interessiert diese Qualität schon bald keinen Hund mehr. Der Zuschauer ist nicht so wählerisch bei der Auflösung und der Arbeit hinter der Kamera. Er sieht das Ergebnis. Video und Ton. Da ist bestenfalls noch die Komposition, der Witz und die Machart wichtig.

Das ist die Krux am Internet und der digitalen Revolution. Sie eröffnet uns allen endlose Möglichkeiten. Jeder kann Spielberg sein. Jeder kann ARD sein. Jeder kann es an seinem Rechner daheim. Damit wächst aber auch die Anzahl der Konkurrenz in die Masse. Alle konkurrieren miteinander. Damit hat man zwar noch die Möglichkeit, aber wird kaum noch im Meer der Konkurrenz wahrgenommen. Oder gar einen Gegenwert für seine Leistung erhalten. Natürlich erhält man einen Gegenwert. Zehn Sekunden Ruhm auf YouTube oder im Fernsehen. Sie dürfen wählen.

Ihr

Rob Vegas

27.05.2012 11:50 Uhr Kurz-URL: qmde.de/56961
Rob Vegas

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