Auf welche Kinostarts darf man sich in den Sommermonaten freuen und welche EM-Alternativen gibt es?
Die Blockbustersaison 2012 scheint zwei ihrer wichtigsten Starts bereits hinter sich zu haben: «The Avengers», der weltweit bei den Kinogängern sehr gut ankommt und insbesondere in den USA Rekorde am laufenden Band bricht, sowie «Men in Black 3», mit dem Will Smith seine langjährige Leinwandabstinenz beendet. Und tatsächlich dauert es noch einige Zeit, bis der nächste (vermeintlich) sichere Kassenschlager die Lichtspieltheater erreicht. Auf dem Weg dorthin starten ein paar Zweifelsfälle: In der letzten Maiwoche etwa kommt mit
«Snow White & the Huntsman» bereits der zweite Schneewitchen-Film des Jahres in die Kinos. Dieses Mal wird das Märchen als bildgewaltiges Fantasy- und Schlachtspektakel reinterpretiert. Ob die aufwändige Produktion mit Kristen Stewart, Chris Hemsworth und Charlize Theron beim Publikum ankommt, oder es die überzogene Prämisse abstraft, lässt sich nur schwer vorhersagen.
Ob «Snow White & the Huntsman» ein Hit oder ein Flop wird, in jedem Fall haben Filmexperten genügend Zeit, insbesondere das hiesige Zuschauerverhalten genau zu analysieren. Denn mit Beginn der Fußball-Europameisterschaft dünnt sich das Feld größerer Neustarts in den deutschen Kinos enorm aus. Filmverleiher schrecken seit langem davor zurück, gleichzeitig gegen die Sommerhitze, die viele potentielle Kinogänger eher ins Freie zieht, und die Herren-EM und -WM des Deutschen liebsten Sport anzutreten. Filmfans und Fußball-Muffel müssen im Juni also mit schon vorher gestarteten Produktionen Vorlieb nehmen oder darauf hoffen, dass sie in der Nähe eines mutigeren Kinos leben, das sich im Sommer spezielle Programmfenster für Klassiker und Zuschauerfavoriten einfallen lassen. Hier empfiehlt es sich, einfach Mal was genauer die Webseite der Kinos seines Vertrauens zu studieren, denn solche Sonderreihen finden seit einigen Monaten zunehmend Verbreitung.
Wer im Juni frische Filmware sehen möchte, kann sich zunächst auf die zwei folgenden, potentiellen Geheimtipps verlassen: Am 14. Juni startet die Musical-Adaption
«Rock of Ages» über eine Kellnerin mit Schauspielambitionen, die sich während des Höhepunkts der Glam-Rock- und Pop-Metal-Ära in einen Tellerwäscher verliebt, der Rockstar werden will. Der Film mit Tom Cruise, Russel Brand und Bryan Cranston setzt vor allem auf seinen starken Soundtrack mit Hits von Guns N' Roses, Bon Jovi, Def Leppard, Journey, Europe und Twisted Sister. Horror-Fans kommen eine Woche später mit
«Chernobyl Diaries» auf ihre Kosten. «Paranormal Activity»-Schöpfer Oren Peli war als Co-Autor und Produzent tätig, im Fokus steht eine Gruppe Jugendlicher, die ihren albtraumhaften Trip durch die Ruinen Tschernobyl auf Video festhält.
Bald darauf drängeln sich gleich zwei Blockbuster-Starts und ein heiß ersehnter Arthouse-Film ins Kino: Mit dem Reboot
«The Amazing Spider-Man» hofft Sony Pictures, ab dem 28. Juni den Erfolg der Trilogie mit Tobey Maguire wiederholen oder dank 3D-Zuschlag noch überbieten zu können. Die Blue Sky Studios wiederum lassen ab dem 5. Juli in
«Ice Age 4» die Eiszeit-Knuddelbande um Faultier Sid, Mammut Manni und den Säbelzahntiger Diego gegen tierische Piraten antreten. Anspruchsvoller und düsterer wird es im zeitgleich startenden
«Cosmopolis» zugehen, dem neusten Thriller von Kult-Regisseur David Cronenberg. In Cannes stieß der verstörende Film mit Robert Pattinson bereits auf einige frenetische Kritikerreaktionen.
Am 26. Juli steht dann der lang ersehnte Kinostart von
«The Dark Knight Rises» an, dem dramatischen Finale von Christopher Nolans psychologisch ausgeklügelter und düsteren Batman-Saga. Für den Abschlussfilm versammelte der gefeierte Regisseur mit Tom Hardy als Batmans neuem Widersacher Bane sowie Marion Cotillard und Joseph Gordon-Levitt einige seiner «Inception»-Stars vor der Kamera. Für die Musik zeichnet Hans Zimmer verantwortlich, der einen der unkonventionellsten Filmscores der Hollywood-Geschichte versprach. Dazu rief er auch vergangenen Winter Batman-Fans dazu auf, einen vorgegebenen Satz zu rufen und eine Aufnahme davon auf einer dafür eingerichteten Webseite hochzuladen. Über tausend Menschen aus 107 Ländern sollen an der Aktion teilgenommen haben.
Fans räudiger Komödien erhalten am 2. August mit
«Ted», dem Realfilm-Regiedebüt des «Family Guy»-Machers Seth MacFarlane nach der Trockenperiode im Sommer wieder einen Grund zum Lachen. Wer sich nicht für einen Film über Marc Wahlberg und seinen lebenden, vulgären Teddybär begeistern kann, sondern wissen möchte, ob sich Pixar vom qualitativ enttäuschenden «Cars 2» erholen kann, ist dagegen sehr gut mit «Merida – Legende der Highlands» beraten, der ebenfalls am 2. August startet. Pixars erster Märchenabenteuer über eine rebellische Prinzessin im mittelalterlichen Schottland hat beste Voraussetzungen, ein Familienpublikum zu begeistern und die Kritiker über den Ausrutscher im vergangenen Jahr hinwegzutrösten.
Die große Wildcard des Sommers folgt dann am 9. August: Über
«Prometheus», Ridley Scotts Sci-Fi-Thriller mit Noomi Rapace, Michael Fassbender, Guy Pearce, Idris Elba und Charlize Theron, wurde die vergangenen Jahre sehr viel spekuliert. Mittlerweile ist es bestätigt, dass der Film im Universum der «Alien»-Filme spielt, chronologisch vor dem ersten Teil angeordnet ist und atmosphärisch mit ihm verwand sein soll. Allerdings erzählt der vom «Lost»-Autor Damon Lindelof geschriebene Film auch eine völlig eigene Geschichte, über die bislang wenig bekannt gegeben wurde. Die Erwartungen seitens der Fans sind immens, ebenso aber auch die Befürchtungen, dass Ridley Scott erneut enttäuschen wird.
Klarer wird sein, was
«The Expendables 2» ab dem 30. August auf die Kinogänger zulässt: Mehr Action, mehr Screentime für Arnold Schwarzenegger und Bruce Willis, mehr Actionstars. Sylvester Stallone, der noch den ersten Teil drehte, gab bei diesem Testosteronstreifen die Regie an Simon West ab, der vielen Genrefans dank «Con Air» ein Begriff sein sollte. Wer es feinsinniger mag, als alternden Muskelmännern beim Prügeln und Schießen zuzusehen, erhält am selben Tag auch endlich die Chance, den Oscar-nominierten Zeichentrickfilm
«Chico & Rita» in deutschen Kinos zu sehen. Der Film handelt von der Liebe eines begabten Komponisten und einer feurigen Sängerin, die sie auf eine tragischen und leidenschaftlichen Reise von New York nach Las Vegas führt.
Der Kinosommer 2012 ist nicht sonderlich dicht mit viel versprechenden Filmen besiedelt. Allerdings entscheidet nicht die Quantität, sondern die Qualität, wie heiß der geneigte Filmfreund die Sommermonate empfindet. Potential für ein paar denkwürdige Kinomonate ist zweifelsfrei gegeben. Und wenn der Sommer enttäuscht, so erwartet uns noch immer der Herbst und Winter mit «007 – Skyfall», «Der Hobbit – Eine unerwartete Reise», dem neuen Disney-Animationsfilm, «Madagascar 3» und einigen frühen Oscar-Favoriten ...