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Die Kritiker: «Schmidt & Schwarz»

Inhalt


Kommissarin Carolin Schwarz hat einen schweren Einstand bei der Berliner Mordkommission. Ihre männlichen Kollegen sind wahre Stinkstiefel, trauern dem alten Chef nach und essen lieber Pizza im Büro, als den Mörder eines kleinen Mädchens zu suchen. Und Carolines Vorgesetzter, Polizeirat Wettstein, freut sich auf einen tropischen Sandstrand, wo er seinen grauen Pferdeschwanz und seine Seele baumeln lassen kann. Für ihn ist der Mord an der kleinen Maja Homann aufgeklärt und jetzt geht's in den Urlaub. Caroline stößt mit ihren Ermittlungsergebnissen auf taube Ohren. Als ein überführter Päderast tot aufgefunden wird, wird die Mutter der ermordeten Maja als dringend tatverdächtig festgenommen. Nur Carolin Schwarz glaubt an die Unschuld der Frau, der ziemlich heruntergekommenen Bruni Homann.

Als Carolin ihren Job hinwerfen will, bekommt sie Unterstützung von völlig unerwarteter und auch ungebetener Seite. Paul Schmidt, ihr von allen bewunderter Vorgänger im Amt, bietet seine Hilfe an. Schmidt ist ein verschrobener Kauz, der vorzeitig den Dienst quittierte, als in den Büros der Mordkommission das Rauchverbot eingeführt wurde. Er interessiert sich weder für Moral noch gesellschaftliche Konventionen, er fragt anders, denkt anders und ermittelt anders, als man es von einem ehemaligen Kriminalisten erwarten würde.

Carolin kann den vor Selbstgefälligkeit strotzenden Schmidt vom ersten Moment an nicht ausstehen. Allerdings ist er der Einzige, der wie sie davon überzeugt ist, dass die verzweifelte Mutter Bruni Homann keine Morde aus Rache an Kinderschändern verübt. Und dass der Mörder der kleinen Maja immer noch frei herumläuft.

Darsteller
Michael Gwisdek («Goodbye, Lenin!») als Paul Schmidt
Corinna Harfouch («Hand in Hand») als Carolin Schwarz
Moritz Grove («Krabat») als Moritz Schwarz
Michael Schweighöfer («Otto – Der Katastrophenfilm») als Polizeirat Wettstein
Stephan Grossmann («Zum Kuckuck mit der Liebe») als Kommissar Lehmann
Thomas Arnold als Kommissar Schneider
Wolfram Koch («Hoffnung für Kummerow») als Florian

Kritik
Ein Genre-Mix ist nie sonderlich einfach. Schließlich muss man dann gewissermaßen auf zwei Hochzeiten tanzen und eine schwierige Gratwanderung vollziehen. Bei einer Krimikomödie gilt es daher, nicht zu ernst zu werden, gleichzeitig aber stringent den Plot voranzutreiben sowie Spannung aufzubauen und vor allem aufrecht zu erhalten.

Wenn man als Basis für den Mordfall Pädophilie wählt und im Umfeld einer Mutter ermitteln lässt, bei der er scheint, dass sie sich auf einem Rachefeldzug für den Mord an ihrer Tochter befindet, ist das natürlich kaum zu schaffen. Ein Thema wie dieses komödiantisch verpacken kann allenfalls Vladimir Nabokov. Wenig überraschend also, dass das Drehbuch aus der Feder von Gabriela Gwisdek immer zwischen Komik und einer sehr schweren dramaturgischen Basis herumtänzelt, ohne die beiden Genres miteinander auf eine sinnvolle Weise vereinigen zu können, da deren zwei Kernelemente schlicht nicht zueinander passen. Der Fokus liegt zwar auf der Komödie und den beiden schrulligen Ermittlern Schmidt und Schwarz, doch der depressive Grundton, der von dem schweren Leid der hinterbliebenen Eltern ausgeht, schwingt oftmals unangenehm mit.

Für sich genommen sind die komischen Passagen nett geschrieben und nicht selten auch recht erheiternd, der Handlungsstrang um die Morde und vor allem die Motive hinter ihnen hätte jedoch etwas mehr Tiefgang vertragen. Gwisdek ging hier wohl einen Kompromiss ein zwischen einer komödiantischen Erzählweise und der zumindest rudimentären Beleuchtung eines schweren Themas, das auf dramaturgischer Ebene als Motivator funktionieren muss. Es ist jedoch schlicht diese Disharmonie, die «Schmidt & Schwarz» (Regie: Jan Ruzicka) nicht wie aus einem Guss erscheinen lässt.

Mit Corinna Harfouch und Michael Gwisdek konnte das Produktionsunternehmen Wiedemann & Berg jedoch zwei hochkarätige Darsteller für das Projekt gewinnen, die hier wieder einmal beweisen, dass sie zu den Besten Deutschlands gehören. Sie spielen ihre Figuren liebevoll, pointiert und schrullenhaft, ohne jedoch allzu sehr in die Klamaukecke abzudriften. Mit einigen netten, amüsanten Szenen kann «Schmidt & Schwarz» durchaus aufwarten und die beiden Hauptdarsteller schaffen es auch, die filmische Katastrophe noch abzuwenden. Dennoch gibt es hier einige fundamentale Probleme, die leider keinen gelungenen Gesamteindruck erlauben.

Das ZDF strahlt «Schmidt & Schwarz» am Montag, den 21. Mai 2012, um 20.15 Uhr aus.
20.05.2012 15:59 Uhr Kurz-URL: qmde.de/56803
Julian Miller

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Schmidt und Schwarz

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