Sat.1 berichtet am Samstag ab 11.30 Uhr live aus München. Pay-TV-Sender Sky wird am Abend das Weltbild liefern. Wir sprachen mit Sky-Moderator Sebastian Hellmann über die Bedeutung des Endspiels zwischen den Bayern und Chelsea London.
Seit Tagen überschlägt sich die Sport-Presse mit Superlativen – am Samstagabend nun steigt es. Das Finale der UEFA Champions League, das diesmal in München ausgetragen wird. Mit dabei: Der deutsche Rekordmeister FC Bayern München. Die Elf von Jupp Heynckes tritt gegen den aktuell Sechsten aus England an, den FC Chelsea. Zuschauer aus der ganzen Welt werden zuschauen, in Deutschland könnte der übertragende Free-TV-Sender Sat.1 möglicherweise sogar einen Reichweitenrekord schaffen. Das zweite Halbfinale zwischen den Bayern und Real Madrid kam schon auf bis zu 13,97 Millionen Zuschauer – einzig die zahlreichen Public Viewing-Veranstaltungen könnten dem Privatsender in diesem Punkt einen Strich durch die Rechnung machen, da sie in den Ausweisungen der AGF nicht berücksichtigt werden.
Ohnehin ist es für den Sender Sat.1 ein besonderer Tag – denn nach aktuellem Stand steht Sat.1 nach diesem 19. Mai ohne Fußball-Rechte da. Die Champions League wandert im Sommer zum ZDF, was mit Johannes B. Kerner, der sich am Abend ab 18.30 Uhr aus der Münchner Arena meldet, abseits des IPTV-Senders Liga total! passiert, ist derweil weiterhin vollkommen offen. Den letzten großen Fußballtag wird Sat.1 deshalb auch groß zelebrieren. „Dieses Champions-League-Endspiel wird die größte Fußball-Übertragung in der Geschichte des Senders“, sagt der Sportchef Sven Froberg. Schon mittags überträgt man ein Spiel der Legenden, den ganzen Nachmittag über sollen «ran»-Reporter Stimmen und Stimmungen aus der bayerischen Landeshauptstadt einfangen. Matthias Killing meldet sich aus einem gläsernen Studio vom Münchner Champions Festival und soll dort nach Informationen von Sat.1 unter anderem Jessica Kastrop, Paul Breitner, Dr. Christine Theiss, Lars Ricken, Giovane Elber, Thomas Helmer, Thomas Hajo, Mandy Caprisco, Stanfour und Anastacia begrüßen. Reporter sollen sich aus München melden und Stimmen einfangen. Dafür hat Sat.1 insgesamt acht SNGs (mobile Sat-Wagen) im Einsatz. An der mehrstündigen Liveübertragung beteiligen sich rund 200 Mitarbeiter. Aus dem Stadion sendet der Privatsender ab 18.30 Uhr. Ab 20.45 Uhr kommentiert dann Wolff Fuß das große Finale – bei ihm rechnen Branchenexperten mit einer baldigen Rückkehr zum Bezahlsender Sky.
Für den ist das Finale in München ohnehin der große Tag. Unüblicherweise hat nämlich Sky den Auftrag der UEFA bekommen, das Weltbild zu zeigen und ist somit offizieller TV-Partner des Finals. Bisher fiel die Wahl der UEFA nur einmal auf einen Pay-TV-Sender, nämlich im vergangenen Jahr, als BSkyB die Bilder aus London herstellte. Für Sky nicht nur eine große Ehre. "Wir sind sehr stolz, als Hostbroadcaster das weltweite Fernsehsignal des Finalspiels der UEFA Champions League zu produzieren und freuen uns natürlich sehr über das Vertrauen, das uns die UEFA entgegenbringt,“ sagt Sky-Sport-Vorstand Carsten Schmidt. Wichtig dürfte auch die Omnipräsenz der Marke Sky sein. Auf den Werbebanden bei Pressekonferenzen, in und um das Finalstadion und letztlich auch in der Stadt München. Die offiziellen, großen Public-Viewings werden am Samstagabend das Sky-Signal übertragen. Die Regie des Sky-Weltbilds übernimmt Knut Fleischmann, der seit Jahren als Regisseur für Sky tätig ist und 1993 sogar seine Ausbildung beim Bezahlsender Premiere machte. Insgesamt hat Sky 60 Redakteure und 140 Techniker im Stadion im Einsatz. Zum Vergleich: Bei einem normalen Bundesligaspiel arbeiten rund 50 Mitarbeiter für Sky.
Die Zuschauer werden dann eine bunte Experten-Truppe um Kommentator Marcel Reif und Moderator Sebastian Hellmann sehen. „Das ist natürlich das Spiel des Jahres. Ich bin schon sehr gespannt auf das Duell zwischen Bayern und Chelsea. Nach dem Pokalfinale gegen Dortmund hat das Spiel für mich noch einmal an Spannung gewonnen. Ich bin mir sicher, dass die vergangene eine sehr lange Woche für die Bayern war“, erklärte Sky-Moderator Sebastian Hellmann im exklusiven Gespräch mit Quotenmeter.de. Hellmann steht seit Jahren bei Endspielen der Champions League vor der Kamera, begleitete auch die WM-Finals 2006 und 2010.
Wo dieses „Finale dahoam“ aber letztlich in seiner Hitliste einzuordnen ist, sei schwer zu beantworten. „Letztlich wollen wir von Sky jedes Spiel so hochwertig wie möglich begleiten. Dieses Finale ist für uns alle aber schon etwas Besonderes, weil es eine besondere Tragweite hat. Unter die Top 3 kommt es bei mir daher auf jeden Fall.“ Erstmals darf eine Clubmannschaft das Finale der Champions League im eigenen Stadion bestreiten – zusätzlicher Nervenkitzel für Mannschaft und natürlich Fans. „Zudem hängt von dem Spiel auch Wohl und Wehe des FC Bayern ab. Schaffen sie den Titelgewinn nicht, kann ich mir vorstellen, dass es zu einer Zäsur kommt“, mutmaßt der Sportjournalist.
Wer am Samstag also kann, der wird das große Finale anschauen – das Spiel, das für die Bayern noch wichtiger ist als das Champions League-Finale 2010, als man gegen Inter Mailand verdient verlor. Wer arbeiten muss, der wird versuchen, sich irgendwie auf dem Laufenden zu halten. Wie aber ist es für Fußball-Fan Hellmann, bei solchen großen Spielen in der Regel zu arbeiten? Einen privaten Fußballabend konnte er sich am vergangenen Samstag beim DFB-Pokalfinale zwischen Dortmund und Bayern machen, als er für seinen Sender Sky nicht im Einsatz war. „Beides hat seinen Reiz. Ich werde am Samstag mit hervorragenden Experten diskutieren können. Gerade Leute wie Matthias Sammer oder Michael Ballack, die in einigen Finals auf dem Rasen mitgewirkt haben, haben einen spannenden und anderen Blick auf das Geschehen. Und ich bin hautnah dabei. Das DFB-Pokal-Finale habe ich in großer Runde, etwa 150 Leute, verfolgt und gemerkt, dass Fans auch mal einen anderen Schwerpunkt setzen. Wir TV-Macher machen uns viele Gedanken, wie wir dies und jenes aufbereiten können – und dann merkst du, dass die Zuschauer vielleicht auf ganz andere Dinge achten. Das war eine spannende Erfahrung“, verrät er.
Ohnehin hat Skys TV-Team beste Plätze in der Allianz Arena. Eine Plattform oben im Stadion, wo Redakteure und Moderatoren das Spielgeschehen gemeinsam mit den anwesenden Experten verfolgen können. „Dort haben wir Monitore mit dem von Sky produzierten Weltbild, aber auch einen Blick direkt auf den Rasen.“
Am Ende bleibt nur die Frage, ob in München am Samstagabend gejubelt werden darf oder nicht. Hellmann will sich hier nicht ganz festlegen. „Ich habe letztens einen Satz gelesen, der auf das Spiel zutreffen könnte. „Die Ungeduld zu gewinnen lässt uns verlieren. In diesem Punkt ist Chelsea im Vorteil.“ In München sei man so fixiert auf den Titel, dass man ihn fast schon holen müsse. Zudem sieht der Sportjournalist Chelseas starke Offensive um Drogba und Bayerns Defensive, „von der man nicht gerade sagen kann, dass sie alles vom Tor weghält.“ Auch reine Fakten sprechen gegen den deutschen Club. „Ich bin kein großer Statistiker, aber ein Wert beeindruckt mich: Chelsea hat in dieser Saison in der Champions League immer das 1:0 gemacht. Wenn das auch im Finale gelingt, könnte es sehr schwer werden.“
Und dennoch versucht Hellmann den Bayern-Fans Mut zu machen. „Summa summarum sehe ich aber einen kleinen Vorteil die Bayern“, sagte der Sky-Moderator im Gespräch mit Quotenmeter.de. Und nach dem 19. Mai? Während Sat.1 in Sachen Fußball dann die Schotten erstmal dicht macht und die Zukunft von Johannes B. Kerner spannend zu beobachten sein wird, ergeht es Sebastian Hellmann so wie den großen Akteuren auf dem Rasen. Nach dem Champions League-Finale ist vor der Europameisterschaft, die am 8. Juni 2012 beginnt. „Bevor es in den Urlaub geht, reise ich zur Europameisterschaft und werde dort für Gäste des DFB vor den Spielen der deutschen Nationalmannschaft mehrere Talkrunden zusammen mit Matthias Sammer moderieren.“ Vielleicht als Begleiter des Champions League-Siegers und Europameisters.