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360 Grad: Was labert der?

Konnte «Teddys Show», das Gewinnerformat des TV Labs von zdfneo, überzeugen? Julian Miller mit seiner Rezension.

„Kultur oder Titten?“ Das war die Frage, die eine der Kunstfiguren von Tedros Teclebrhan im Prolog der Testausgabe von «Teddys Show» auf dem Sofa sitzend fragte, bevor sie den Fernseher anmachte und der Vorspann einsetzte.

Was folgte, war das Gewinnerformat des TV-Labs von zdfneo, das im letzten Spätsommer abgehalten wurde. Erst jetzt ist Teddy mit seiner Sendung zurück, auf dem alten Sendeplatz vom Kollegen Stuckrad-Barre, während dieser sich in der Sommerpause ein paar Drinks für seine künftigen Gäste zusammenrecherchiert. Bekanntheit hatte Teclebrhan durch sein legendäres YouTube-Video erlangt, in dem er mit gespieltem schwäbischen Akzent den Integrationstest herrlich komisch persiflierte. Der Name des Bundeskanzlers? „Angelo Merte.“ Der Name dessen Vorgängers? „Hitler, kann des sein?“ Wie viele Bundesländer hat Deutschland? „Mathematik, immer Mathematik. Was labersch du? Hasch du überhaupt gelernt?“ Die Reaktion vieler Zuschauer bei YouTube: Ist das echt oder gestellt?

Wer am Donnerstagabend zdfneo gesehen hat, kennt die Antwort: Ja, es ist gestellt. Und zwar verdammt gut. So gut, dass es echt sein könnte.

Die zahlreichen Einspielfilme, in denen Teddy etwa als Antoine Burtz zum Mittelalterfest geht und Ritterdarsteller in den Wahnsinn treibt (eine herrliche Anspielung auf Thilo Sarrazin inklusive), sind das Herzstück des Formats. Am beeindruckendsten ist sicher seine Performance als „Der Riedler“, eine Parodie auf den archetypischen stammtischelnden Süddeutschen mit grauem Bart und vor dreißig Jahren aus der Mode gekommener Mütze. Da bleibt einem schon desöfteren das Lachen im Halse stecken, wenn Teddy den furchtbaren latenten Rassismus dieser Menschen, diese grässliche Engstirnigkeit und Kleinbürgerei treffend und, das ist das Erstaunliche, allenfalls marginal überspitzt darstellt. „Deutsche Tugenden. Fleiß, Disziplin, Gehorsam“, lässt er seine Figur bei einem Glas Rotwein in der urigen Kneipe jaulen und von seinen zwei Putzfrauen erzählen, einer türkischen und einer afrikanischen, die er immer gegeneinander aufhetzt. Wer die ländlichen Ecken Süddeutschlands kennt, weiß, dass das nicht so weit weg von der Realität ist wie man annehmen möchte.

Teddys Moderation vor Livepublikum, wenn er nicht gerade als eine seiner Kunstfiguren auftritt, wirkt dagegen noch etwas steif, vielleicht zu straff durchorganisiert. Man sieht, dass ihm hier wohl noch die Freiräume fehlen, die er mit seinen fiktiven Charakteren hat. Gleichzeitig scheint etwas von dem Anarchismus zu fehlen, der etwa «NeoParadise» oder «Stuckrad Late Night» auszeichnet. In Teilen wirkt das Konzept zu eingeengt, fehlt etwas von dieser Alles-Kann-Passieren-Einstellung, die man von anderen Formaten bei zdfneo kennt, und die auch noch den Piloten von «Teddys Show» auszeichnete. Doch das ist wenig mehr als ein bloßer Randaspekt. Denn die Studiomoderation, die ja auch nicht misslungen war, bildet nur den roten Faden, an dem man Sketche und Einspielfilme auffädelt. Und hier kann «Teddys Show» glasklar punkten und Teclebrhan zeigen, dass er eine wertvolle wie äußerst unterhaltende Ergänzung der deutschen Comedy-Szene ist. Bitte mehr davon! Und ruhig noch etwas anarchischer!

Mit 360 Grad schließt sich auch nächsten Freitag wieder der Kreis.
03.05.2012 23:52 Uhr Kurz-URL: qmde.de/56493
Julian Miller

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360 Grad Teddys Show zdfneo TV Lab TVLab YouTube

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